Als BOYSETSFIRE am Anfang ihrer Karriere standen, wurden sie von vielen mit Kopfschütteln empfangen. Eine Hardcore-Band, die nicht nur schreit, sondern auch richtig singt, das wolle doch niemand hören, hieß es.
Sie wurden eines Besseren belehrt. Und auch wenn in diesen Tagen ein neues BOYSETSFIRE-Album erscheint, werden die Unkenrufer wieder da sein. Das Genre, das die Band einst ungewollt ins Leben rief, sei todlangweilig geworden, werden sie sagen, niedergetrampelt von einer Stampede untalentierter Epigonen.
Bis hierhin mögen sie Recht haben. Es ist jedoch falsch, anzunehmen, dass damit auch die Band aus Delaware bedeutungslos geworden sei. Denn auch dieses Mal sind BOYSETSFIRE ihren Kritikern einen Siebenmeilenstiefel-Schritt voraus.
"The Misery Index" entwickelt das Genre aber nicht etwa weiter, nein, dieses Album begräbt solche engen Begriffe unter seiner schieren Größe. Diese Band spielt nicht in der gleichen Liga wie ihre Nachahmer und sie hat es niemals getan.
Diese Band spielt nicht einmal mehr dasselbe verdammte Spiel, um es mit Worten aus "Pulp Fiction" zu sagen. Beispiel "So long ... and thanks for the crutches": Samples, Bläser, HipHop- und Jazz-Versatzstücke, alles in einem einzigen Lied.
Andere stecken eine solche selbstzerstörerische Experimentierlust in eine Zwangsjacke, um keinen Schaden zu nehmen, BOYSETSFIRE klingen weiter nach sich selbst. Vor allem Nathan Gray hat daran Anteil.
Kein anderer Sänger führt seine Melodien auf derart unvorhersehbaren Pfaden durch ein Lied und lässt sie doch immer wieder im Herzen enden. Dort, wo es immer so weh tut. Es macht eben doch einen Unterscheid, ob man einem verzogenen Teenager mit Trendfrisur beim Leiden zuhört oder einem erwachsenen Mann.
Wo der eine wütend macht, fühlt man beim anderen mit. Die Zeit wird zeigen, ob dieses Album wichtiger ist, als "After The Eulogy". Es wäre durchaus möglich. (09/10)
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