Womit haben THE BABOON SHOW es eigentlich verdient, auf dem Ox-Cover zu landen? Mit einer Platte wie dieser! „Radio Rebelde“, der achte Longplayer des 2003 in Stockholm gegründeten Quartetts, perfektioniert, was die Band mit jeder weiteren Platte besser beherrscht: sofort ins Ohr gehende (Punk-)Rock-Songs zu schreiben.
Zu spielen. Live aufzuführen. Bei vielen Bands, die ich eigentlich mag, fehlen mir die Hits. Ich mag es, wenn ich nach zweimal Anhören ein Lied im Kopf habe und nicht mehr loswerde. Wenn ich vor der Bühne stehe, ein Riff ertönt, eine erste Melodie, ein Refrain, man dieses freudige Wiedersehen feiert.
Wirklich gute Bands haben ein Set, das fast nur aus solchen Stücken besteht, weil auf jeder Platte zwei, drei davon zu finden sind. Macht bei Cecilia Boström (voc), Håkan Sörle (gt), Frida Ståhl (bs) und Niclas Svensson (dr) um die zwanzig Nummern, mehr als genug für jeden Auftritt.
Bei „normalen“ Bands geht es mir hingegen oft genug so, dass ich die „irgendwie“ ganz gut finde, sympathisch, aber bei genauerer Betrachtung gerade mal ein, zwei bemerkenswerte Songs im ganzen Set enthalten sind – zu wenig für meinen Geschmack.
Schon „The World Is Bigger Than You“ von 2016 kündigte an, dass diese Band auf dem Weg nach oben ist, hungrig danach, den Menschen von der Bühne herab einzuheizen, sie aufzupeitschen, musikalisch wie politisch, stehen die Schwed*innen doch ohne jede Relativierung links, ganz links – aus tiefster Überzeugung und bisweilen, etwa was Kuba betrifft, so fest, dass man hier mit ihnen diskutieren muss – und das auch kann.
Mitte Februar erscheint nun „Radio Rebelde“, benannt nach dem kubanischen Radiosender, der 1958 unter Che Guevaras Kommando zu senden begann. Und diese Platte wird das enorme Mitreißpotenzial der Band um die hyperaktive Frontfrau Cecilia noch steigern, ja ich bin sicher, 2018 wird ein wichtiges Jahr für THE BABOON SHOW werden, denn in den letzten zwei, drei Jahren war gefühlt jede der explosiven Shows ein bisschen voller und größer als die davor – selbst wenn man jene als Opener von DIE TOTEN HOSEN nicht einbezieht.
Irgendwas haben die vier, das die Menschen euphorisiert – ihre Mischung aus Punkrock-Attitüde und großen Rock-Posen à la HELLACOPTERS oder GLUECIFER zündet einfach immer! Mit „Radio Rebelde“ geht das von Pelle Gunnerfeld exzellent produzierte Album direkt extrem euphorisch los, man ertappt sich sogar zu Hause beim Mitsingen und die Arme in die Luft reißen.
„All of me“ schleicht schwer und langsam los und packt dann doch, „Same old story“ ist eine weitere dieser grandiosen BABOON SHOW-Hymnen, hat aber einen düsteren Text, „War“ begeistert mit einem seltsam technoiden, aber extrem treibenden Beat, und dann der krönende Abschluss, das mitreißende „Again“, das ich seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf bekomme.
Beste THE BABOON SHOW-Platte ever!
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