OIRO aus der gepflegten Stadt Düsseldorf haben mit ihrer 7"-Trilogie bereits mächtig Staub aufgewirbelt, kennen dürfte die alten Szenehasen mittlerweile jede Sau und man durfte gespannt sein, wie und ob OIRO auf Albumlänge funktionieren.
Ist schließlich einfacher, eine gute, rotzige 7" zu machen, als ein gutes Album. Gerade die ersten beiden Singles "Oi Spiesser, gib ma Feuer" und "Andi ist nicht mehr in der Gang" waren für mich, bei aller Eigenständigkeit, die OIRO immer hatten und haben, auch irgendwie Tribute oder Huldigungen an die Lieblingsbands der Jungs, zu denen bestimmt OMA HANS/DACKELBLUT/ANGESCHISSEN, GOLDENE ZITRONEN und alte Deutschpunkbands à la SLIME oder RAZZIA gehören.
Nach dem Motto: "Fickt euch alle, das hier ist gut". "Als was geht Gott an Karneval?" mit seinen 13 Songs macht, ähm, ich sag mal mehr "ernst", als die 7"s. Es wird einem von Sänger Cacke halt nicht mehr direkt und unangekündigt vor die Füße gekotzt, wie z.
B. bei frühen Songs wie "Sick of", sondern die Spucke kommt gezielt und in der richtigen Farbe ins Auge geflogen. Die Platte ist vielleicht einen Tick poppiger (sofern ich dieses Wort benutzen darf), als man es von den Asselpunks gewohnt ist, Melodien kommen mehr als je zuvor zum Einsatz und wo zum Teufel nehmen die all die ganzen catchy Refrains her? Schon die ersten Songs wie "Wie die Klitschkos Bundeskanzler wurden" oder "Gelber Schnee" (was für eine Hymne!) machen mich sofort zum Fan und übertreffen meine hohen Erwartungen locker.
Der Sound ist so was von treibend, tight, mitreißend, chaotisch-differenziert (da staunst du, was?) und diese geilen Gitarren ... OIRO gehen nach vorne, legen in den Pausen ihre kaputten Chucks bei einem gemütlichen Bier auf den vor ihnen pennenden Knick-Iro-Siff-Punks ab, um dann aufzuspringen und die vorsichtigen, schicken, supercoolen Stylos umzupogen.
Die Texte sind schlau und trotzdem geradeaus, witzig und dabei nie albern, leicht krank und doch mit vollem Überblick und werden mit der Unterstützung von schönen Damenchören vorgetragen.
Nicht nur die halfen, Jensen kam auch mal kurz vorbei und hat mitgesungen. Ein großartiges Album voller Hits, welches zeigt, dass OIRO zu den besten deutschsprachigen Bands gehören und keinen Scheiß bauen.
Klassiker - und ich bin nicht betrunken. (31:39) (10)
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