ROGERS

Foto© by Kevin Bethke

Authentizität

Nach vier Jahren melden sich die Düsseldorfer ROGERS zurück – mit neuem Album, Tour und Majorlabel-Deal. „Rambazamba & Randale“ erscheint am 14. April und ist die erste Platte mit Gitarrist Elias Manikas. Mit ihm und Frontmann Chri Hoffmeier sprechen wir über all das, klären, was Paris und Berlin gemeinsam haben, und küren die „besten“ Hater-Kommentare.

Elias, hast du dich gut bei ROGERS eingelebt?

Elias: Absolut! Es war von Vorteil, dass ich die Jungs aus der Düsseldorfer Musiklandschaft schon so lange kannte und wir zeitweise Proberaumnachbarn waren. Mit Schlagzeuger Dominik bin ich zur Schule gegangen.

Haben sich so auch die Prozesse innerhalb der Band verändert?
Elias: Man kann schon sagen, dass ich bei der Erstellung von „Rambazamba & Randale“ im Cockpit saß, ich habe viel gemeinsam mit Dom geschrieben. Seit zwei Jahren haben wir außerdem unser eigenes Studio und können dort in sämtlichen Konstellationen ganz viel herumprobieren.

Ihr habt euch zwischen diesem und eurem letzten Album „Mittelfinger für immer“ doppelt so viel Zeit gelassen wie sonst.
Chri: Das war Fluch und Segen zugleich. Corona hat achtzig Prozent unseres Künstlerdaseins auf Werkseinstellung zurückgesetzt, so hatten wir allerdings die Zeit, ein ausgeklügeltes Album vorzubereiten. Aber machen wir uns nichts vor: Du willst dein Album auch verkaufen und in Zeiten, in denen man es nicht durch eine Tour unterstützen konnte, hätte ein Release für uns keinen Sinn gemacht.

Ihr habt außerdem bei Warner Music unterschrieben. Wie kam es dazu?
Chri: Die Gespräche liefen drei Jahre. Ich glaube, es hat viel mit Fleiß zu tun und auch ein bisschen mit glücklicher Fügung. Uns freut das total, weil wir ganz neue Möglichkeiten haben, mit unserer Musik ein größeres Publikum zu erreichen. Wir können das mit dem „Monster Majorlabel“ erst mal nicht bestätigen. Ich glaube, Warner weiß aber auch, dass sie mit uns eine gestandene Band vor sich haben, bei der es nicht sinnvoll wäre, großartig einzugreifen. Das allerletzte Vetorecht liegt bei uns.
Elias: Es gab beim Album auch keinen einzigen Song, bei dem Warner gesagt hätte: „So machen wir das nicht.“ Da wurde schon alles so angenommen, wie wir es serviert haben.

Eine Punkband bei einem Majorlabel bietet trotzdem potenziellen Diskussionsstoff. Euer Song „Rapstar“ dreht sich genau darum. Hattet ihr das Bedürfnis, den Leuten vorab den Wind aus den Segeln zu nehmen?
Chri: In jedem Fall! „Rapstar“ ist der ultra-ironischste Song, der aber schon aus diesem Was-wäre-wenn-Gedanken heraus entstanden ist. Was wäre, wenn das Majorlabel sagen würde, wir brauchen jetzt mal was Modernes oder so. Spätestens dann hätten wir wohl diesen Song geschrieben, haha! Es war für uns aber auch erfrischend, mit diesen Sounds zu hantieren und zu schauen, wie viel ROGERS übrig bleibt. Eine Menge, wie ich finde.

Auch in anderen Songs findet man neue Elemente, zum Beispiel die Synthesizer in „Mein Leben gegen die Wand“.
Elias: Ja, das ist auf ziemlich organische Weise entstanden. Die Synthie-Line, die du ansprichst, kam von Dom. Er und ich machen oft Beats zusammen und irgendwann probiert man ein paar dieser Einflüsse eben auch für die ROGERS-Sachen aus.
Chri: Wir haben sie aber mit Bedacht auf Authentizität verwendet. Wenn wir elektronische Elemente oder Stimmverzerrer einsetzen, dann immer zur Unterstützung der Inhalte. Wir wollten uns einfach mal die Zugänglichkeit zu neuen Sachen erlauben.

Apropos Inhalte: Auf welche Zeit blickt ihr persönlich in „Gute alte Zeit“ zurück?
Chri: Für mich ist es wohl, als ich zwischen 13 und 15 Jahre alt war.
Elias: So früh? Bei mir eher die Zwanziger.
Chri: Ja, damals sind wir in Düsseldorf-Wersten herumgetigert, haben Brennholz geklaut und sind dann an den Rhein gefahren. Wir waren richtig hart drauf, haha! Der Song feiert aber gleichzeitig die Zukunft. Auf die blickt man ja auch irgendwann mal zurück. Natürlich verbindet man mit der Vergangenheit immer eine gewisse Romantik, aber jede Zeit hat das Potenzial, eine geile Zeit zu sein.
Elias: Und es ist okay, dass Momente kommen und gehen.
Chri: Ja! Ich wollte heute nicht noch mal zwanzig sein. Mit meinem jetzigen Körper und dem damaligen Lebensstil wäre ich in drei Wochen tot. Haha!

Auf „Paris“ bekommen die Stadt und ein gewisser Menschenschlag ihr Fett weg. Wieso gerade Paris?
Elias: Paris ist dreckig und laut, ungefährlich ist es auch nicht. Mich reizt die Stadt nicht.
Chri: Hast du außerdem schon mal einen Song gehört, in dem Paris negativ behandelt wurde? Wenn es um Liebe und ums Küssen geht, ist es immer Paris. Uns gefiel der Kontrast. Ich hätte aber auch über Berlin gesungen, das wär aufs Gleiche rausgekommen.

Eure Community ist ziemlich positiv, sehr von Zusammenhalt geprägt, begegnet euch auch mal negatives Feedback?
Chri: Vereinzelt. Bei YouTube schreibt mal jemand „linke Zecken“ oder „Geht mal richtig arbeiten“ oder so was.
Elias: Ich denke mir, wenn du dir die Mühe machst, so einen negativen Kommentar zu schreiben, dann scheint das Interesse ja ganz schön groß zu sein.
Chri: Ich freue mich, dass die Aggression dann an dieser Stelle losgelassen wurde, sonst wäre die arme Kassiererin bei Penny dran gewesen. Ich würde mich aber auch mal über konstruktive Kritik freuen. So was lese ich mir vielleicht sogar lieber durch, als wenn jemand nur schreibt: „Ist geil“. Geil finde ich es ja selbst. Haha!

Kritik nehmen manche Bands nur von Menschen an, die Ahnung von Musik haben. Letztendlich sind es aber die Leute dort draußen, die eure Platten kaufen ...
Chri: Genau! Und am Ende des Tages müssen wir selbst hinter dem stehen, was wir machen. Aber es ist schön, wenn du das Vertrauen deiner Zuhörer:innen genießt, dass du mit ihrem Feedback gut umgehst.

Bis Mitte April seid ihr auf Tour. Spielt ihr neue Songs, die noch nicht als Singles releaset sind?
Chri: Ja. Wir haben zwar hin und her überlegt, aber wir haben Bock auf Überraschungen und gänzlich ungefilterte Reaktionen.

Und was ist aktuell euer Go-to-Getränk auf Tour?
Chri: Wodka-Soda mit Zitrone!