Im Vorfeld der Veröffentlichung ihres siebten Studioalbums „Molotov Zitrone“ habe ich die Gelegenheit, mich mit FAHNENFLUCHT über ihre Musik und die Inspirationen dahinter zu unterhalten.
Welche neuen instrumentalen und klanglichen Elemente habt ihr bei der Produktion von „Molotov Zitrone“ eingebaut, und wie tragen diese zur besonderen Atmosphäre der einzelnen Songs bei?
Wir finden es immer spannend, neue musikalische Elemente auszuprobieren, solange es den jeweiligen Song weiterbringt. Bei „Die Letzten“ sind das 1980s-Drums, Synthie-Melodien und Vocoder, die zur Geschichte des Tracks beitragen. Das hat sich im Prozess entwickelt und hat die Grundstimmung nochmal vorangebracht. Die Balalaika am Anfang von „Unterm roten Stern“ war auch eine spontane Idee, im Endeffekt ein Dachbodenfund von Alina aus dem Osnabrücker DocMaKlang Studio. Thomas hat diesmal auch seine Stimmlage noch mal um einige clean gesungene Passagen erweitert. Wir haben zu keinem Zeitpunkt gesagt, die neuen Stücke müssen in eine gewisse Richtung gehen oder nach einem bestimmten Sound klingen. Diesmal haben wir einfach alles zugelassen und erst mal ausprobiert, ohne direkt zu sagen, so was passt nicht zu uns.
„Härter zusammen“ macht Mut, nicht aufzugeben und erzählt vom Zusammenhalt. Ist dieser Song ein Ausdruck von Solidarität innerhalb der Punk-Szene, eine Hommage an die Familie oder richtet er sich an eine bestimmte Personengruppe?
„Härter zusammen“ ist ein persönlicher und ziemlich ernster, dunkler Song übers Zusammenhalten gegen Krankheit und Tod ... Wir nehmen darin Bezug auf Erlebnisse im familiären Bereich und unsere Art, damit umzugehen. Aber das kann natürlich auch im positiven Sinne zusammenschweißen.
Wie schafft ihr es nach fast 25 Jahren Bandbestehen, immer noch motiviert und wütend an die Missstände der Gesellschaft heranzugehen? Oder habt auch ihr eine weniger wütende Seite? Hat sich vielleicht deshalb ein Liebeslied auf dem Album eingeschlichen?
Sicher haben wir auch eine weniger wütende Seite. Anders würde man es wohl auch nicht ertragen. Wir neigen dazu, den negativen Dingen immer viel mehr Gewicht zu geben. Was aktuell aber auch nicht schwer ist bei der Scheiße, die passiert. Im Alltagsstress kommt leider auch mal die gegenseitige Wertschätzung zu kurz. Da kann es schon viel ausmachen, zwischendurch einfach mal nett zueinander zu sein. Im Endeffekt ist unser reales Leben ja nicht immer nur scheiße. Hinter uns stehen Familie, Kinder, Freunde, die uns ja auch das Leben schön machen. Der Song „Mit dir okay“ ist also allen gewidmet, die in den beschissenen Zeiten trotzdem da sind und es irgendwie erträglich machen.
Mit dem neuen Album im Gepäck werdet ihr bald auf Tour gehen. Bei welchem Song freut ihr euch am meisten, ihn live vor Publikum zu spielen?
Wir probieren da gerne einfach mal aus, welche Songs live gut funktionieren, weil man das nicht immer gut voraussagen kann. Spannend wird in jedem Fall, die eher untypischen Songs auszuprobieren, wie zum Beispiel „Die Letzten“.
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