FAHNENFLUCHT

Schwarzmaler

Deutschpunk, da war doch mal was? Kritisch, provokant, energiegeladen – gerne destruktiv. Was davon noch übrig ist und wie man auch in 2011 ein fieser Stachel im Arsch der Gesellschaft sein kann, beweisen neben einigen wenigen Protagonisten, diese fünf Jungs aus der Gegend um Duisburg.

„Augen auf und durch, es gibt noch viel zu tun / Auf Frustration und Ohnmacht sollten wir uns nicht ausruhen!“ („Augen auf!“) eröffnet, während „... so lange ich noch kann, geb ich keine Ruhe“ („Taub, stumm & blind“) einen ungebremsten Reigen aus zwölf Tracks einen ohne Ausfall beschließt.

Einziges Manko ist die Rastlosigkeit der Platte. Kaum ein Ruhepol, an dem das Besungene verarbeitet, verdaut werden kann. Zwischen Selbstzweifel (Titeltrack, „Leben ist tödlich“), Wahlversprechen („Alle vier Jahre“), der Suche nach Freiheit und dem Niederreißen gesellschaftlicher „Mauern“, scheut man sich nicht vor Wahrheiten und unterlegt das mit metallischem Uptempo-Punkrock, für dessen Aufwärmphase es ganzer drei Vorgängeralben bedurfte.

Es scheint, als hätte jemand der Band endlich die Ketten gelöst und ein Vitamin-Wut-Gemisch gespritzt. Überlegt kritisch, motivierend und temporeich brennen sich „Schwarzmaler“, „Was tun, wenn’s brennt“, „Insel Freiheit“, „Blut“ und der Opener gnadenlos ins Gehör.

Eingängige Harmonien, druckvolle Drum-Beats, hymnische Refrains sind neben dem rauhbeinigen Gesang die Markenzeichen der Band, die hier zu einem modernen, kompakten Album zwischen alten TOXOPLASMA, SLIME („Schweineherbst“) und BAFFDECKS (Gesang) führen.

Ganz stark! Jetzt ist Hamburg gefordert, denn sonst teilen sich Rostock und Duisburg den nationalen Punkrock-Thron. Grauzonen-Siechtum und Web-Revoluzzer aufgepasst: „Meine Seele brecht ihr nicht!“