FAHNENFLUCHT

Foto

... über Fahnenflucht

Mit „Angst und Empathie“ veröffentlichten FAHNENFLUCHT aus Rheinberg am Niederrhein im Mai ihr neues Album auf Aggressive Punk Produktionen. Wir baten Sänger Thomas, sich Gedanken zum Thema „Fahnenflucht“ zu machen.

Lass uns über FAHNENFLUCHT und Fahnenflucht reden. Wieso habt ihr diesen Namen gewählt, was bedeutet er für euch?

Das lässt sich nach zwanzig Jahren Bandgeschichte nicht mehr zweifelsfrei sagen, fest steht nur, warum wir den Namen FAHNENFLUCHT beibehalten haben. Für uns steht er am ehesten den Sieg des Gewissens über die Pflicht.

Fahnenflucht, auch „Desertion“ genannt, ist, ich zitiere Wikipedia, „in Deutschland nach § 16 Wehrstrafgesetz (WStG) strafbar. Schutzgut des Straftatbestandes ist die Schlagkraft der Truppe. Danach wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft, wer eigenmächtig seine Truppe oder Dienststelle verlässt oder ihr fernbleibt, um sich der Verpflichtung zum Wehrdienst dauernd oder für die Zeit eines bewaffneten Einsatzes zu entziehen, oder die Beendigung des Wehrdienstverhältnisses zu erreichen. Bereits der Versuch der Fahnenflucht ist strafbar. [...] Für Zivildienstpflichtige galt für die Dienstflucht (§ 53 ZDG) entsprechende Regelungen.“ Habt ihr selbst entsprechende Erfahrungen gemacht oder kennt ihr jemand?

Na, hier kennt sich ja jemand mit den Gesetzen der BRD sehr gut aus. Von uns war niemand beim Bund. Alle, die es noch betraf, haben verweigert und brav Zivildienst abgeleistet, konform und angepasst. Ich kenne auch niemanden, der de facto Fahnenflucht begangen hat.

Was an solchen staatlichen Zwangsdiensten stört euch?

Den Berufssoldaten von heute mag das noch betreffen, und hoffentlich wird FAHNENFLUCHT in der Truppe zu einem Virus. Den staatlichen „Zwangsdienst“ für alle, im Sinne von Wehrpflicht, gibt es hier ja seit ein paar Jahren nicht mehr.

Derzeit kommt in der Diskussion um Geflüchtete aus Syrien oder Irak seitens rechter Forenschmierer oft das Argument, diese jungen Männer sollten doch lieber mit einer Waffe in der Hand für ihr Land kämpfen, anstatt nach Europa zu fliehen. Euer Kommentar dazu?

Zunächst einmal, ich kommentiere ungern Kommentare von „rechten Forenschmierern“, unabhängig vom Inhalt. Diese Aufforderung zur tatkräftigen Unterstützung des Kampfes in der Heimat ist mir bislang so direkt auch noch nicht begegnet. Zumindest nicht in der „aktuellen“ Krise. Klingt eher nach einem Aufruf von Trump vor der NRA.

Wofür seid ihr bereit zu kämpfen?

Wofür wir bereit wären zu kämpfen? Hmm, jedenfalls nicht für die günstige Version des Thermomix. Tolles Gerät, zaubert dir ruckzuck die kreativsten Gerichte. Auch an der Front sehr beliebt. Aber dafür kämpfen, nö, lass mal.