Mit ihrem aktuellen Album "Jupiter"(in den USA auf Hydrahead, in Deutschland via Chrome Saint Magnus) haben CAVE IN einerseits alte Fans überrascht, andererseits auch neue gewonnen: die newschooligen Hardcore-Klänge sind zwar nicht ganz verschwunden, doch viele der Songs haben schon beinahe Pop-Qualitäten, was jedoch nicht zu Lasten der Intensität geht. Live waren sie auf ihrer ersten Europatour – die Band gibt es immerhin schon seit sieben Jahren – eine Offenbarung. Schätze sich glücklich, wer die Band nicht verpasst hat, denn mit einem Majordeal in der Hand besteht die Gefahr, dass sie später dieses Jahr wie so viele vor ihnen verheizt werden... Ich unterhielt mich mit Basser Caleb Scofield.
Wie waren eure Erwartungen an Europa, wie sind die Erfahrungen bisher?
Wir hatten keine wirklichen Erwartungen, ich war vorher auch noch nie hier, also haben wir uns einfach überraschen lassen. Jetzt haben wir die Hälfte der Tour hinter uns, hatten jeden Abend über 100 Besucher und sind überglücklich: es ist eine schöne Erfahrung, jeden Abend vor so vielen Leuten zu spielen, die deine Band noch nie vorher gesehen haben.
In den USA habt ihr demgegenüber schon einen recht hohen Status, eure Platten verkaufen sich ziemlich gut.
Das stimmt, aber in den USA waren wir schon so oft auf Tour, da haben uns die Leute schon beinahe wieder über, haha. Hier ist es für uns noch richtig aufregend. Aber in den USA ist es auch so, dass unsere Bekanntheit regional ganz unterschiedlich ist: an der Eastcoast und der Westcoast läuft´s immer sehr gut, da kommen bis zu 800 - 1.000 Leute zu unseren Konzerten. In Texas, Utah und Colorado läuft´s auch gut, aber in anderen Staaten, z.B. im Mittleren Westen, spielen wir auch mal vor 25 Leuten.
Bei der Show in Monheim fiel mir durchaus auf, dass ein Teil der Leute wegen der "alten"CAVE IN, ein anderer aber wegen der "neuen"CAVE IN gekommen war. Wie geht ihr damit um?
Also, zuerst einmal muss ich sagen, dass wir unseren Sound ja nicht über Nacht geändert haben. Das war ein allmählicher Vorgang, den unsere Fans in den USA auch bei den Shows nachvollziehen konnten, hier in Europa aber natürlich nicht. Ein paar Leute wollten unsere alten Songs hören, aber die können wir nicht mehr spielen, wir haben die seit zwei Jahren nicht mehr geprobt, und Steve kann auch nicht mehr so singen. Ich kann mich dafür einfach nur entschuldigen, aber so ist es halt.
Was für eine Erklärung habt ihr selbst denn für den Wandel von einer düsteren, metallischen Hardcore-Band hin zu einer Band, die melodie-orientierten, nun, Rock spielt?
Wir vier fühlen uns mit diesem neuen Sound einfach wohler. Es ist nicht so, dass wir heavy music überhaupt nicht mehr mögen, im Gegenteil, aber wir sind einfach viel besser, wenn wir das spielen, was wir jetzt machen. Steve hasst mittlerweile auch diesen Schreigesang, es tut einfach weh. Bislang waren die Reaktionen seitens des Publikums auch fast nur positiv, wobei die Shows in England bislang am besten liefen.
Apropos England... RADIOHEAD sind ja so ein Bezugspunkt, der bei der Beschreibung der "neuen"CAVE IN immer wieder genannt wird.
Mir scheint, RADIOHEAD sind derzeit allgegenwärtig, jeder mag sie und sie werden ständig erwähnt. Aber wenn du nach Einflüssen fragst: wir alle mögen LED ZEPPELIN und die BEATLES...
...und JUDAS PRIEST?
Steve ist JUDAS PRIEST-Fan, deshalb hatte er auf der Bühne auch das T-Shirt an. Der RADIOHEAD-Vergleich, um auf deine Frage zurückzukommen, wird einfach überstrapaziert: wir hören das ständig, wir versuchen davon weg zu kommen. Es ist ein billiger Vergleich, weil RADIOHEAD so universell und allgegenwärtig sind.
Ihr habt seit kurzem einen Major-Deal in der Tasche – was wird sich für euch ändern?
Ich denke nicht, dass sich viel ändern wird, ausser dass viel mehr Leute die Platte kaufen können, eben weil der Vertrieb besser ist. Und es wird einen gewissen Einfluss auf unser Songwriting haben, denn wenn das Label einen Song fürs Radio haben will, musst du einfach fokussierter arbeiten. Das wird uns aber nicht schwer fallen, denke ich, und gleichzeitig müssen wir dafür auch nicht unsere Integrität opfern.
Du kannst also versprechen, dass das neue CAVE IN-Album nicht wie CREED klingen wird.
Um Himmels Willen, nein! Wenn uns irgendwas beeinflusst hat, dann dass wir nicht wie diese ganzen anderen shitty Bands klingen wollen! Wir wollen die Aufmerksamkeit der Leute dadurch erreichen, dass wir eben nicht wie diese ganzen schrecklichen Radio-Rockbands klingen.
Habt ihr denn auf der Tour jemand vom deutschen Ableger eures neuen Labels getroffen?
Zum Glück nicht! Diese Typen befremden mich immer, wenn ich sie treffe. Die haben meistens überhaupt keine Ahnung, wovon wir reden und was wir wollen. Aber wir denken uns, wenn es bei AT THE DRIVE-IN und bei den STROKES funktioniert hat, kann es vielleicht auch bei uns funktionieren.
Wann kommt das neue Album denn raus, und was können wir erwarten?
Wir planen es für den Herbst, und ich denke, die Platte wird sich soundmäßig nicht weit von "Jupiter"entfernen. Wir werden immer besser im Zusammenspiel, das wirkt sich auch auf das Songwriting aus und wir werden immer besser im Ausfeilen der Details. Wir haben die Platte noch nicht aufgenommen, aber werden nach dieser Tour anfangen, uns um ein Studio und einen Produzenten zu kümmern.
Euer Livesound ist unglaublich fett – wie erreicht man das?
Wir hatten unseren eigenen Mixer dabei, das hilft, und wir drehen unsere Verstärker gerne richtig auf – wir lieben es laut zu spielen.
Danke für das Interview!
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