Was für ein Monster-Riff gleich zu Beginn! Im Englischen spricht man da gerne von „signature sounds“, und wer immer noch Fragen hatte, ob CAVE IN wirklich in alter Größe wieder am Start sind, bekommt hier gleich in den ersten paar Sekunden die Antwort: das ist die „New reality“! Was für ein Drama die Band aber auch hinter sich hat: 1995 wurde CAVE IN in Methuen gegründet, eine halbe Autostunde nördlich von Boston gelegen, Adam McGrath (gt), Stephen Brodsky (voc, gt) JR Conners (dr) waren damals schon dabei und sind es auch heute noch, wohnen (noch und wieder) in der Gegend. 1998 kam Caleb Scofield (voc, bs) dazu, war integraler Teil der Band, auch nach Split (2006) und Reunion (2009) – und stürzte durch seinen Unfalltod 2018 die Band in eine existenzielle Krise, gerade als man sich wieder zusammengefunden hatte, Jahre nach dem letzten Album („White Silence“ von 2011, auf Hydra Head) und diversen anderen Bands/Projekten. Brodsky etwa war konstant vielbeschäftigt, unter anderem mit MUTOID MAN und auch solo. Am 28. März 2018 starb Caleb bei einem Autounfall, die Band stellte das Album „Final Transmission“ mit Proberaumaufnahmen ihres verstorbenen Mitglieds fertig. Aber wie weitermachen? Adam dazu: „Mit unserem neuen Album haben wir [...] eine Platte gemacht, die sich wirklich auf das konzentriert, was uns einzigartig macht [...]. Die Idee war also, genau das Album zu machen, das man von CAVE IN erwartet. Und diese Vorstellung spornte uns an, gerade auch weil Nate jetzt mit uns spielt.“ Nate Newton war und ist „der Neue“, der Mann von CONVERGE, alten Wegbegleitern und Freunden, dessen Wege sich genau da auch mit denen von Brodsky trafen und treffen, wie auch bei OLD MAN GLOOM. „Heavy Pendulum“ ist also nun seit über zehn Jahren das erste CAVE IN-Album, das in Ruhe und nicht in einer Ausnahmesituation entstand, und es wurde gleich ein 14 Songs starkes Doppelalbum, das einerseits den mächtigen, massiven, atmosphärischen Post-Hardcore-meets-Progressive-Sound präsentiert, dem sich die Band nach der frühen Hardcore-Phase zuwandte, aber andererseits auch dessen Neudefinition durch den Einfluss von Bassist und Gitarrist Newton, der Hauptsänger Brodsky mit Backing Vocals unterstützt. Überraschende Inspiration für die Band war hier die Anfang der Neunziger aktive New Yorker Band INTO ANOTHER – eine erstaunliche Nennung im Interview, „die Furchtlosigkeit, die die Band auf ihrem kreativen Höhepunkt zu haben schien“, gibt Brodsky hier als Grund an. Nun, konsequent ihr eigenes Ding machen CAVE IN hier definitiv, und das packt mich am meisten, wenn sie absolut hart und direkt sind, etwa bei „Amaranthine“. Was für mich hingegen gar nicht funktioniert: das fast schon balladeske „Blinded by a blaze“. Was jetzt kommen muss: eine Tour, um die Songs nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren.
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