Was für ein Album-Opener! Mit „Fuck the factoid“ bricht die Hölle los, ein Song wie der Beginn eines brutalen Gewitters, wenn nach dem ersten Blitz und Donner der Weltuntergang zu beginnen scheint. Mark „Barney“ Greenway und Shane Embury als Hauptverantwortliche haben mit „Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism“ und stolze fünf Jahre nach „Apex Predator – Easy Meat“ ein beeindruckendes, fast schon Comeback-artiges Album hingelegt. Persönliche Gründe führt Barney für die lange Releasepause an, ohne ins Detail zu gehen. Auf Tour war die in dieser Kernbesetzung seit Ende der Achtziger aktive britische Legende des Grindcore gefühlt aber immer und ständig. Entstanden ist „Throes ...“ wieder in Zusammenarbeit mit Russ Russell als Produzent, mit dem die Band, wie Shane sagt, „schon ewig“ arbeitet und wo auch kein Bedarf an Veränderung besteht: „Wenn Russ nicht verstehen würde, dass auch wir uns weiterentwickeln wollen und müssen, dann würden wir uns nach jemand anderem umschauen.“ Gitarrist Mitch Harris, was immer das bedeuten mag, hat laut Shane keine Songs für das Album geschrieben: „Ich schreibe Riffs jetzt eben mit dem Stil von Mitch“, meint Shane dazu nur reserviert. Und was nun Weiterentwicklung betrifft: Weiterentwickelt haben sich NAPALM DEATH in der Tat, oder besser: sie haben diesmal den Fokus gelegt auf eine Seite ihres Sounds, die immer schon da war, aber diesmal stärker betont wurde. Irgendwie räumlicher, nachdrücklicher wirken die Songs auf mich, was Barney so kommentiert: „Das ist eine passende Beobachtung. Ich würde sagen: KILLING JOKE meets JOY DIVISION meets NAPALM DEATH. Die ganz frühen NAPALM DEATH hatten übrigens auch diese Elemente. Nicht zu vergessen THE JESUS AND MARY CHAIN. Die darf man nicht unterschätzen, die haben die Band stark beeinflusst, dieser düstere Noisepop. Und KILLING JOKE waren immer schon wichtig für uns, deren Gitarrenarbeit. Das neue Album ist erkennbar ein NAPALM DEATH-Album, aber wir machen nicht einfach das, was wir schon vor zwanzig Jahren gemacht haben. Nimm etwa den Song ‚Joie de ne pas vivre‘, der ist YOUNG GODS pur, und ‚A bellyful of salt and spleen‘, das ist SWANS meets EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN meets Ambient Music meets this and that. Dabei ist das Album immer ‚full on‘.“ Und gerade was dieses „full on“ betrifft, muss man absolut zustimmen. Ein wichtiger Faktor ist bei NAPALM DEATH immer der Inhalt, das Artwork, die Texte. Zum Punkt verbindendes Thema sagt Barney: „Ganz allgemein ‚der/die andere‘. Also eigentlich schon im psychologischen Sinne. Und Verzweiflung.“ In diesem Kontext ist dann auch das Coverartwork zu sehen: „Wenn du genau hinschaust, hat die Taube das Equality-E-auf der Brust. [...]. Ich würde nicht so weit gehen zu sagen, dass unser Cover ein Rip-off ist, aber es ist schon beeinflusst vom Cover der „Never Again“-Single von DISCHARGE.“
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