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NAPALM DEATH

Leaders Not Followers: Part 2 / The Code Is Red ... Long Live The Code / Smear Campaign / Time Waits For No Slave / Apex Predator – Easy Meat

Es war mal wieder ein Fest, NAPALM DEATH beim Ruhrpott Rodeo live zu erleben, und das auch noch aus dem Graben vor der Bühne. Es ist ein archaisches Musik-Erleben, eines, das dich durchschüttelt, aufrüttelt, aufwühlt, elektrisiert, euphorisiert – hinterher sind um dich herum nur verstört strahlende Gesichter und das allgegenwärtige Gefühl, schon lange nichts so Bewegendes mehr erlebt zu haben. Und das Gute ist: man kann dieses Erlebnis ansatzweise zu Hause reproduzieren, eine geeignete Stereoanlage und tolerante respektive leidgeprüfte Nachbarn vorausgesetzt. Supreme Chaos hat dafür nun das nötige Material bereit und fünf Alben von Shane Embury (bs), Barney Greenway (voc), Mitch Harris (gt) und Danny Herrera (dr) als LP und Tape nachgepresst, die wohl seit geraumer Zeit seitens des eigentlichen Labels Century Media nicht mehr verfügbar gemacht wurden. Im Detail handelt es sich um „Leaders Not Followers: Part 2“ (2004), „The Code Is Red ... Long Live The Code“ (2005), „Smear Campaign“ (2006), „Time Waits For No Slave“ (2009) und „Apex Predator – Easy Meat“ (2015) – „Utilitarian“ (2012) fehlt in diesem Package, war aber immer wieder nachgepresst worden, zuletzt 2021 von Century Media selbst. Die Aufnahmen wurden für die Rereleases von Patrick W. Engel neu gemastert und auch das Artwork wurde kundig überarbeitet, als Bonusmaterial gibt es Booklets oder Poster. Wirft man mal einen Blick in die Discogs-Listungen der Alben, stellt man fest, dass NAPALM DEATH-Platten über die Jahre in aller Welt in verschiedensten Formaten neu aufgelegt worden waren, eigentlich erstaunlich für eine Band, die bis heute nie die richtig großen Hallen gefüllt hat, aber die konstant tourt und sich so auf allen Kontinenten eine treue Anhängerschaft aufgebaut hat. Welcher der Rereleases nun wem in der Sammlung fehlt, muss ein Blick in den Plattenschrank offenbaren, ich würde aber „The Code Is Red ... Long Live The Code“ von 2005 empfehlen, einfach weil da mit „The great and the good“ die Kollabo mit Jello Biafra enthalten ist – Jellos Stimme kann einfach immer alles, ist sehr markant und eine willkommene Abwechslung zu Barneys heiserem Brüllen. Und unbedingt besessen werden muss das zweite NAPALM DEATH-Coversongs-Album „Leaders Not Followers: Part 2“ von 2004. Schon 1999 hatten ND die 6-Song-EP „Leaders Not Followers“ veröffentlicht, darauf Coversongs von RAW POWER, SLAUGHTER, PENTAGRAM, REPULSION, DEATH und DEAD KENNEDYS, und fünf Jahre später legten sie im Longplayer-Format nach, spielten dafür gleich 19 Songs ein von Bands, die ihnen wichtig waren und sind und ihre Verortung zwischen Metal und Hardcore verdeutlichen. Unter den Gecoverten/Geehrten sind THE OFFENDERS (die Texaner, logo), ANTI CIMEX, DISCHARGE, SIEGE, KREATOR, ATTITUDE ADJUSTMENT, DIE KREUZEN, DAYGLO ABORTIONS, AGNOSTIC FRONT und HIRAX. Unbedingt hörenswert, weil Barney und Co. hier musikalisch und stilistisch etwas aus sich herauskamen und teils mehr an ihre eigenen früheren Releases erinnern. Linernotes zu jeder Band auf dem Beiblatt – (optisch) lesbarer wurden die durch den Rerelease aber nicht. Bleibt nur die Frage: Wann kommt ein neues Album?