„In den späten Neunzigern sind teilweise nur noch 45 Leute zu Konzerten aufgetaucht, selbst in Deutschland, einem der besten Orte für Hardcore und Metal überhaupt“, erzählte NAPALM DEATH-Sänger Barney Greenway 2007 in einem Interview dem Ox.
Zwar bedeuteten die Neunziger in der Tat schwierige Jahre für viele Metal-Bands, dennoch müssen sich NAPALM DEATH die Frage gefallen lassen, ob sie an ihrer relativen Erfolglosigkeit nicht zumindest eine Mitschuld tragen.
Die Engländer stolperten zwar längst nicht so orientierungslos wie viele andere durch das Jahrzehnt, dennoch gelten die vier zwischen 1992 und 1998 veröffentlichten Alben auch bei treuen Fans nicht als ihre besten; Einstimmigkeit, welches davon nun das Schlechteste ist, gibt es aber keine (die Hardliner stiegen ja eh schon 1990 nach Greenways Einstieg und der Abwendung von purem Grindcore mit „Harmony Corruption“ aus und kamen auch nach dem einhellig als „Comeback-Album“ angesehenen „Enemy Of The Music Business“ von 2000 nicht wieder).
Nun kann man von den experimentelleren Songstrukturen, den groovigeren Rhythmen, der reduzierten Geschwindigkeit und dem höheren Death-Metal-Anteil in NAPALM DEATHs Musik in diesen Jahren halten, was man will, aber vor allem das sechste Album „Diatribes“ von 1996 ist unterm Strich eine gute, wenn auch nicht phänomenale Platte, die auch heute noch funktioniert.
Und sei es nur wegen der beiden ... nun ja ... „Hits“ „My own worst enemy“ und „Greed killing“. Dieser Wiederveröffentlichung haben Earache noch die 7-Song-EP „Greed Killing“ von 1995 (fünf Non-Album-Tracks, darunter das coole „Antibody“) und das verzichtbare ’98er Live-Album „Bootlegged In Japan“ beigelegt, alle in der originalen Aufmachung zusammen in einer Pappbox ohne Extras wie Linernotes.
Da haben Earache schon hochwertigere Reissues veröffentlicht.
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