AGNOSTIC FRONT

The American Dream Died

Man hasst sie oder liebt sie, aber sie sind wieder zurück. Die New York Hardcore-Mitbegründer und -Urgestein AGNOSTIC FRONT stehen mit ihrem elften Album in der mittlerweile 33-jährigen Historie der Band in den Startlöchern.

Dass sie den mit den Vorgängeralben „Warriors“ beziehungsweise „My Life, My Way“ eingeschlagenen Weg so brutal konsequent fortsetzen würden, hatte ich nach dem eher mittelmäßigem Album „Another Voice“ von 2002 kaum noch geglaubt.

Die Band um Sänger Roger Miret und Gitarrist Vinnie Stigma haut die 16 neuen Songs plus Intro so energievoll raus, wie es manche U20-Bands niemals hinbekommen würden. Dass ich angesichts der doch hohen Erwartungen nicht enttäuscht werde, erfüllt mich doppelt mit Freude.

Der Opener und Titeltrack „The American dream died“ ballert in eineinhalb Minuten durch die Boxen, gefolgt vom mächtigen „Police violence“, das in gerade mal 58 Sekunden an einem vorbeiknallt.

So geht es dann über den Halftime-Kracher „We walk the line“ hin zu „Enough is enough“ und „Social justice“. Textlich sind die New Yorker nicht unumstritten, allerdings finde ich es ziemlich wahnwitzig, der Band rassistische oder ähnliche Tendenzen zu unterstellen.

Ganz im Gegenteil, die düsteren Seiten des American Way of Life trifft die volle Ladung Wut und aufgestautes Unverständnis des NYHC-Flaggschiffes. Ich habe letztes Jahr von Bassist Mike Gallo schon ein paar Demos vorgespielt bekommen und fühlte mich gleich an AGNOSTIC FRONT-Klassikeralben erinnert, das Debüt „Victim In Pain“ und „Cause For Alarm“, paar Referenzen finden sich etwa bei „Only in America“ oder „A wise man“.

Auch „The American Dream Died“ wird irgendwann zum Klassiker werden, davon bin ich überzeugt. Produziert wurde das Album übrigens wieder von Rogers Bruder Freddy, der als Sänger von MADBALL für Furore sorgt.

Roger Miret selbst sagt über das neueste Werk: „Ich selbst und auch die Band waren noch nie so sehr von einem Album überzeugt. Es ist voller Wut, Zorn und Ehrlichkeit. Alle Zutaten für einen Klassiker! Die Aufnahmen waren sehr Intensiv und das Endresultat wird es allen zeigen.“ Da kann ich ihm nur beipflichten und bin gespannt, wie viele Songs von „The American Dream Died“ wir auf der ab Mai stattfindenden Europatour zu hören bekommen.

Für mich sind AGNOSTIC FRONT eine besondere Band. Sie begleiten mich seit den Achtzigern und heute verbindet mich eine Freundschaft mit den Jungs, die in gemeinsamen Auftritten und lustigen Partys in New York gipfelte.

Umso mehr freut es mich, dass sie es tatsächlich schaffen, sich immer wieder neu zu erfinden und trotzdem keinen Millimeter zurückweichen von dem, was sie einst mitbegründet haben. Ein eigener Sound und Rogers unverkennbare Stimme sorgen hier dafür, dass eine der besten Punkbands aller Zeiten eines ihrer besten Alben abgeliefert hat.