Dreieinhalb Jahre sind seit „Warriors“ vergangen, dem letzten AF-Album, und jetzt heißt es wieder, frei nach „Dinner for One“, „Same procedure as every year“. Schon die Songtitel sprechen Bände: „Us against the world, „My life my way“, „Self pride“, „Until the day I die“, „The sacrifice“, „Your worst enemy“, „Empty dreams“, „Time has come“ – ein einsamer Wolf im Kampf gegen sich selbst, gegen all die Zweifel, gegen die Widrigkeiten des Lebens.
Ja, natürlich, da ist viel Pathos im Spiel, wie immer schon, aber das kann man Roger Miret nur übel nehmen, wenn man ihn nicht kennt. Männer rennen eben nicht zum Therapeuten, sie schreiben Texte für ihre Band und brüllen laut in der Gegend herum – und hinterher geht’s besser.
New York Hardcore ist eine Traditionsveranstaltung, Roger der Vereinsvorsitzende, sein kleiner Bruder Freddy Cricien von MADBALL seine rechte Hand (und Produzent von „My Life My Way“), und daran ändert auch nichts, dass der Vorsitzende längst vom sonnigen Exil in Arizona aus agiert.
NYHC ist eben spätestens seit den frühen Neunzigern, als in Europa Bands wie die RYKER’S ihre Fackel daran entzündeten, kein an einen geografisch eng begrenzten Raum geknüpftes Phänomen mehr, sondern eine Atttüde, ein Musikstil – die/den man weltweit schätzt, oder auch nicht.
„My Life My Way“, mit dem altbekannten Boots-im-Lorbeerkranz-Motiv auf dem Cover, ist das erneute Feiern einer Szene, die vor Ort schon längst nicht mehr existiert, die in ihrer Idealisierung von Männerfreundschaft und Zusammenhalt für manche Fans schon etwas von einer Ersatzreligion hat, was man an den glänzenden, glücklichen Augen von nassgeschwitzten Besuchern der AF-Konzerte erkennen kann.
„My Life My Way“ ist ein perfektes, kompaktes, schnörkelloses AF-Album, trocken und kompakt, die Zeiten metallischer Experimente sind lange vorbei, und es heißt hier „love it or leave it“ – wer Roger subtiler und weniger phrasenhaft haben will, greift zu seiner Zweitband THE DISASTERS.
Schade nur, dass dieses Album auf Nuclear Blast erschienen ist – ein Label aus der Szene wie Bridge 9, das selbiger auch etwas zurückgibt, das seine Bands ernsthaft supportet, wäre AGNOSTIC FRONT angesichts ihrer Vergangenheit und Bedeutung angemessener.
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