Rebellion Records hat, auf jeweils 500 Exemplare limitiert, diese drei AGNOSTIC FRONT-Alben als CD-Version neu aufgelegt. Im Original sind sie 1998, 1999 und 2001bei Epitaph erschienen und wohl außerhalb diverser Secondhand-Plattformen nicht mehr erhältlich. Vorweg sei gesagt, das ich das ’98er „Something’s Gotta Give“ für eines der besten AF-Werke ihrer Laufbahn halte. Hier gibt es eine auf den Punkt produzierte Mischung aus traditionellem New York Hardcore und einer leichten Streetpunk-Kante – vom Songwriting sowie der Produktion her ist es ein aggressiver Sprung ins Gesicht, der dennoch immer wieder auch Melodien durchscheinen lässt. Natürlich gilt das Debüt „Victim In Pain“ als zeitloser Klassiker, auch die späteren Werke in den Achtzigern waren legendäre Wegbereiter für das Genre „metallischer Hardcore-Sound“. Wer aber auf nicht-metallischen Hardcore mit Punkrock-Kante steht, kommt an „Something’s Gotta Give“ einfach nicht vorbei. Brett! Auf dem nur ein Jahr später erschienen „Riot, Riot, Upstart“ nahm der Streetpunk-Einfluss passend zur damaligen Zeit – alte Streetpunk-Bands erlebten eine Renaissance und neue Acts wurden via Hellcat und Burning Heart sehr populär – dementsprechend zu. Etwas weniger Geschwindigkeit und Aggression als auf dem Vorgänger, dafür wurde der Anteil mitsingfähiger Refrains erhöht. Wie der Vorläufer auch wurde diese Platte dem Geschmack der Neunziger entsprechend druckvoll abgemischt, hier hatte Lars Frederiksen seine Finger im Spiel. Als Unterbau fungiert New York Hardcore, der aber mehr denn je erkennen lässt, dass seine Roots im britischen Oi! und Streetpunk liegen. Nie waren AF melodischer als auf diesen beiden Endneunziger-Releases – darauf hatte die Wahl von Epitaph als Label sicherlich großen Einfluss. Mitte der Nuller Jahre wurden bei Nuclear Blast dann wieder deutlich metallischere Alben veröffentlicht. Der 2001er Release „Dead Yuppies“ war die Vertragserfüllung bei Epitaph und soll gerüchteweise ein fertiges LOVE & HATED-Album (Nebenprojekt des damaligen AF-Drummers Jimmy Colletti) gewesen sein, das man Epitaph dann als AF-Release aushändigte. Hier wird der Punkrock-Faktor etwas zurückgefahren und es regiert simpler und schnörkelloser East-Coast-Hardcore, der durch seine gute Produktion und Rogers Vocals immer noch einen gewissen Wiedererkennungswert hat, ansonsten aber eher wie eine bessere B-Seiten-Sammlung daherkommt. Ganz nett anzuhören, allerdings sollte keiner der Songs seinen Weg in das zukünftige Live-Repertoire finden – zu gleichförmig und lustlos wirkt hier das Arrangement. Alle Beteiligten sind sich sicher einig, dass „Dead Yuppies“ eines der schwächsten AF-Alben ist. Wer das CD-Format zu schätzen weiß (ich!), sollte „Something’s Gotta Give“ auf jeden Fall sein Eigen nennen beziehungsweise hat dies vor 24 Jahren bereits erledigt. Eines der absolut prägenden Neunziger-Werke, die AF nach ihrer Reunion durch die Vermarktungswege von Epitaph auch eine komplett neue Zielgruppe eröffnet haben. „Riot, Riot, Upstart“ kann man sich getrost dazustellen, bei „Dead Yuppies“ sind eher die Komplettisten gefragt – ansonsten reicht bei diesem Album sicher auch der Stream. Aufmachung, Booklet und Tracklist sind bis auf das Super-Jewel-Box-Format 1:1 von den Original-Releases übernommen – hier wären Bonustracks, Linernotes etc. natürlich noch top gewesen.
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