RUSSIAN CIRCLES

Station

In der Ruhe liegt die Kraft. So oder so ähnlich könnte die Quintessenz lauten, die man aus "Station", dem ersten richtigen Album von RUSSIAN CIRCLES ziehen kann. Die mittlerweile zum Duo geschrumpfte, aber im Studio aushilfsweise von Brian Cook (THESE ARMS ARE SNAKES, ex-BOTCH) unterstützte Instrumentalband aus Chicago, geht es gediegener an als noch auf ihrer hervorragenden EP "Enter".

Dies führt sie allerdings keineswegs in seichte Gewässer. Im Gegenteil: das Songwriting ist differenzierter und durch das Fehlen eruptiver Ausbrüche gewinnen die Songs sogar an Dynamik. Laut wird es oft genug, man höre sich nur mal den Titelsong an: klassischer, nach vorne treibender Riffrock, der nach zwei Dritteln erst mit einem vermeintlichen Schlussakkord auszuklingen scheint, sich dann langsam wieder steigert, bis man die Explosion kaum noch erwarten kann, und dann doch nur in einem warmen Rauschen wieder abebbt.

Das ist ganz großes Drama. "Harper Lewis" brät einem stakkatoartige Metallriffs über den Schädel, bevor ein sphärischer Klangteppich ausgerollt wird. "Xavii" beginnt mit verschwitzter Orgel und steigert sich in eine behutsam gespielte und zuckersüße Gitarrenmelodie, zu der der ehemalige BLOOD BROTHERS-Bassist Morgan Henderson den Kontrabass zupfen darf.

"Verses" hingegen ist ein verträumtes Epos mit majestätisch anmutendem Schlussteil. Der absolute Höhepunkt wird allerdings mit "Youngblood" erreicht. Das siebeneinhalb Minuten lange Überstück der Platte zeigt, dass sich die Band aus Chicago wohl auch ein wenig an TRANS AM orientiert hat, als diese noch tiefer im Indierock verwurzelt waren.

Irgendwann hat dann auch ein monumentaler Brocken wie "Station" ein Ende und das kommt nach rund einer Dreiviertelstunde und sechs Songs leider viel zu früh. (9)