Wenn eine Band bereits 25 Jahre unterwegs ist und diverse Platten gemacht hat, fragt man sich durchaus berechtigt, was man von einem neuen Album noch besonderes zu erwarten hat. Vor allem bei einer Band, die man in den 90ern mehr und mehr als etwas wahrgenommen hat, das scheinbar nur dazu existierte, um die zahlreiche Fanschar zufrieden zu stellen.
Ein etwas ignorante Sichtweise, zugegeben, die sich im Fall von NEW MODEL ARMY auch als komplett falsch erweist. "Strange Brotherhood" von 1998, ihr letztes Album auf einem Majorlabel, war vielleicht nicht ihr stärkstes, schlecht war allerdings auch das nicht, aber spätestens "Eight" von 2000, der direkte Vorgänger von "Carnival", zerstreute Zweifel darüber, warum NMA noch existieren.
Denn dieses ungewohnt euphorische Album zeigte die Band von ihrer besten Seite, eine ernsthafte, erwachsene Rockplatte mit hohem Wiedererkennungswert, die so klang, wie NMA halt klingen sollten, ohne sich allzu sehr zu wiederholen.
Fünf Jahre später - wirklich eilig hatten sie es nun wirklich nicht - ist die Euphorie zwar verschwunden, aber "Carnival" ist ein nicht minder überzeugendes, kraftvolles und komplexes Werk, das von einer wesentlich düstereren Atmosphäre geprägt ist, aber gerade in rhythmischer Hinsicht für NMA-Verhältnisse sehr innovativ daherkommt.
Es mag eine der typischen NMA-Hymnen fehlen, aber dafür sind es diesmal gerade die langsamen, sich subtil steigernden Songs wie das tolle "Red earth" oder "Carlisle road", die hier nachhaltig Eindruck hinterlassen, ohne dass man hier überhaupt einen schlechten Songs ausmachen könnte.
Im Gegensatz zu so vielen Spätwerken von Musikerveteranen der Punkära fällt es schwer, "Carnival" so was wie Mittelmäßigkeit auch nur ansatzweise zu unterstellen, es sein denn, man hasst "konventionelle" Rockmusik ganz generell und Bands wie NMA im besonderen.
Eine sympathische, weil ehrliche und rauhe Platte, die in emotionaler Hinsicht an der richtigen Stelle die richtigen Knöpfe drückt und nach wie vor von Justin Sullivans beschwörendem Sprechgesang getragen wird, ebenso wie von seinen poetisch nachdenklichen Texten.
(8)
© by - Ausgabe # und 16. Oktober 2024
© by - Ausgabe # und 19. April 2024
© by - Ausgabe # und 7. November 2023
© by - Ausgabe # und 18. Dezember 2020
© by - Ausgabe # und 29. Juli 2019
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #39 Juni/Juli/August 2000 und Ox
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #86 Oktober/November 2009 und Joachim Hiller, Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #128 Oktober/November 2016 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #145 August/September 2019 und Wolfram Hanke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Wolfram Hanke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #110 Oktober/November 2013 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #153 Dezember/Januar 2020 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #38 März/April/Mai 2000 und Carsten Vollmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #145 August/September 2019 und Wolfram Hanke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #81 Dezember 2008/Januar 2009 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #46 März/April/Mai 2002 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #142 Februar/März 2019 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #47 Juni/Juli/August 2002 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #86 Oktober/November 2009 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Wolfram Hanke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #127 August/September 2016 und Thomas Kerpen