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CLOWNS

Nature/Nurture

Nach der letzten LP bei This Charming Man nun auf internationaler Ebene bei Fat Wreck Chords. Tausche ich ohne zu zögern gegen 90% der restlichen Labelmates ein, auch wenn sich die wahrscheinlich besser verkaufen.

Sich die Australier in den Stall zu holen, ist auf jeden Fall eine gute und eine schlechte Entscheidung von Fat Mike. Die schlechte zuerst? Manche der alten Herren sehen dadurch noch älter aus.

Die gute Seite? Frischer Wind tut immer gut, vor allem wenn der so rotzlümmelig frech und energisch wie bei den CLOWNS aus den Boxen geblasen wird, dass man beim ersten Durchgang sofort wieder Lust auf ein Konzert mit den vier jungen Burschen und der Frau bekommt, auch wenn das letzte Mal noch gar nicht so lange her ist.

Live noch einen Tick besser, und das obwohl „Nature/Nurture“ ziemlich gut in die schweißtreibende Ecke des ehrlichen Rock’n’Roll zeigt, bei dem man sich alles durch Blut, Tränen und verbrannte Kalorien erarbeiten muss.

Ermüdungserscheinungen? Keine, ganz im Gegenteil, die Band klingt auch auf dem vierten Longplayer immer noch so, als müsste da eine ganze Menge ganz dringend raus und kompensiert werden. Die Songs fliegen einem nur so um die Ohren, dass man kaum darüber nachdenken mag, wie viele vielversprechende Bands an diesem Punkt schon ausgewimpt waren, während Melbourne weiterhin lichterloh brennt und scheinbar jemand noch mal Brandbeschleuniger nachgekippt hat.

Die CLOWNS sind 2019 die Quintessenz aus TURBONEGRO, HELLACOPTERS und viele sonnigen Hardcore-Bands der frühen Achtziger, die wussten, wo das Beuteltier seine hochprozentigen Getränke bunkert.

Die besten Bausteine der ersten Scheiben aufgreifend, ergibt „Nature/Nurture“ die perfekte Symbiose aus gekonntem Songwriting und Energie über die Länge von zehn Killer-Songs („May I be exhumed“ streichen wir mal als echtes Stück).

Die Wucht der Riffgemetzel entfaltet sich deutlich mehr nach einem etwas ruhigeren Stück, wobei die Band die hohe Kunst der LP als Gesamtwerk pflegt, in der jedes Stück seinen Platz im Spannungsbogen hat.

Das zappelt, hibbelt, drückt und wuchtet ein um das andere Riff aus den Boxen. Von einem Label-Festival möchte man nur dringend abraten, es könnte verheerend für die meisten anderen Beteiligten enden, im besten Fall in einer Frischzellenkur mit zweitem Frühling.

Und dann, ganz am Ende gibt es einen vermeintlichen Indierocker mit Sitar, der zwischendrin zwei Mal von mächtigen Riffs zerlegt wird, denn auch das können sie mittlerweile. Dann endet die Lektion, und die Suche nach den nächstgelegenen Live-Daten beginnt, denn das hier auf einer Bühne ist ein unbezahlbares Erlebnis, nicht mehr und nicht weniger.

Sollte die Scheibe am Ende des Jahres (also ab November 2019) nicht in den meisten Jahresbestenlisten auftauchen, liest du definitiv die falschen Hefte.