CLOWNS

Foto© by Matt Oxlade

Die SPICE GIRLS des Punkrock

Seit Jahren schon gibt es eine Band, die mich live nie enttäuscht hat und immer abholt und mitnimmt: CLOWNS aus Melbourne, Australien. Angefangen bei der nie inszeniert wirkenden Optik über die rasante Bühnenshow bis zur packenden Musik machen die Australier:innen wirklich alles richtig und sind zudem auch noch total nette Menschen und eine Band mit Message. Da war es logisch, dass sie endlich mal eine Ox-Titelstory bekommen mussten. Ihr neues Album „Endless“ erscheint am 20. Oktober auf Fat Wreck und wir trafen Sänger und Gründungsmitglied Stevie Williams und Bassistin Hanny Tilbrook nach ihrem Auftritt im Dortmunder Westfalenpark als Opener für FEINE SAHNE FISCHFILET.

Ich fand es eben interessant, euch auf der Bühne zu sehen und direkt zu erkennen, dass ihr Australier seid: Ihr seid so bleich. Ihr haltet euch von der Sonne fern. Die Deutschen müssen noch lernen, dass Hautkrebs eine ernsthafte Bedrohung ist.

Hanny: Ja, wir bekommen von klein auf beigebracht uns „sun safe“ zu verhalten. Es wird ständig Werbung im Fernsehen dafür gemacht und es kommen Referenten dazu in die Schule und so weiter.
Stevie: In Australien ist die Sonne viel aggressiver als hier. Ich hatte heute keine Sonnencreme aufgetragen, aber wenn ich versuchen würde, eine Open-Air-Show wie diese in Australien zu spielen, dann müsstet ihr mir nach der Show einen Krankenwagen rufen. Ehrlich, die Sonnenbrandsituation ist bei uns außer Kontrolle.
Hanny: Wenn du in Perth im Sommer zehn Minuten in der Sonne bist, verbrennt es dir sofort die Haut.
Stevie: Schau mich an. Ich bin ein Rothaariger. Ich habe eine ganz geringe Hautpigmentierung.
Hanny: Und ich habe auch keine Lust, dass meine Haut schon mit dreißig lederartig und alt aussieht.

Wie sehr sind sich die Menschen in Australien bewusst, dass man sich schützen muss? Hier in Deutschland ist das noch nicht richtig angekommen, also die Vorstellung, dass die Sonne tatsächlich eine Bedrohung ist – etwa bei Open Air-Festivals.
Stevie: Ich habe das Gefühl, dass das hier weniger eine Bedrohung darstellt. Es ist nicht so eine unmittelbare Gefahr wie in Australien. Es ist wie Rauchen versus Dampfen, weißt du? Das eine ist eindeutig schlimmer als das andere.
Hanny: Das alles wird bei euch auch noch kommen. Es wird euch erwischen. Wir hatten bei uns einst diesen Werbeclip mit diesem Vogel, der klatschte: Slap, slap, slap ... Es geht darum, sein Hemd anzuziehen, Sonnencreme aufzutragen und einen Hut aufzusetzen. Das war, als wir noch klein waren, wie ein Kinderreim. Wir sollten das Lied mal covern. Für euch.
Stevie: Ja, wir sollten alle „SunSmart“ sein. Das ist der Begriff, der dafür verwendet wird bei uns. Und sunsmart zu sein, das geht in Australien damit einher, dass man links ist. Die Rechten sind nicht „sonnenklug“. Sie sind in vielerlei Hinsicht nicht klug, und das beinhaltet auch ihr Verhalten im Umgang mit der Sonne.

Uschi sitzt hier mit ihrem gebrochenen Handgelenk. Wir haben uns auf dem Weg hierher versucht vorzustellen, wie du es vor ein paar Jahren eigentlich geschafft hast, mit gebrochenem Arm auf Tour weiter Bass zu spielen.
Hanny: Das war nicht einfach. Und es war verdammt heiß in diesem Sommer. Du wirst ein paar Fotos aus dieser Zeit finden, auf denen ich richtig mürrisch aussehe und mich offensichtlich unwohl fühle, weil ich nicht mal meine Haare kämmen konnte. Dann bekam ich auch noch meine Tage ... Aber weißt du was? Wir haben das durchgestanden. Der Gitarrist von einer anderen Band, mit der wir damals ein paar Shows gespielt haben, der hatte sich den Arm gebrochen und ist nach Hause gefahren.

Aber wie macht man das? Ich denke, der Arzt sagte: „Der Arm braucht Ruhe. Bewege ihn nicht.“
Hanny: Ich habe dem natürlich nicht gesagt, dass ich trotzdem Bass spielen werde, weil ich wusste, dass er sagen würden, dass ich das nicht darf.
Stevie: Du hast nein gesagt, haha.
Hanny: Wir hatten noch fünf Auftritte auf dieser Tour und ich habe einfach den Bass richtig hoch gehängt. Und ich habe versucht, nicht zu doll auf die Saiten einzuschlagen. Aber dann hatte ich einfach zu viel Spaß und da hing nur noch zerfetzter Gips in meinem Gesicht, haha. Es war ein kleiner Bruch des Handgelenks. Sie hatten den Gips so angelegt, dass die Hand angewinkelt war. Der Schweiß ließ den Gips dann aufplatzen. Wir versuchten, das mit Gaffer-Tape zu flicken, was es noch schlimmer machte. Zum Glück ist das Handgelenk jetzt wieder okay, aber manchmal tut es ein bisschen weh. Ich glaube nicht, dass Bassspielen die beste Idee war in dieser Situation, aber hey, wir haben es überstanden.
Stevie: Sie hat es wie ein Champion ertragen.
Hanny: Bei der ersten Show mit Gips sah Stevie auf der Bühne zu mir rüber und wir schauten beide, als könnten wir nicht glauben, dass ich tatsächlich spiele. Sie haben mich alle sehr unterstützt damals.
Stevie: Auf der Tour sollten wir auch irgendwie mit FEINE SAHNE FISCHFILET spielen, aber das wurde nichts, weil deren Gitarrist sich den Arm gebrochen hatte. Tja, wir haben es durchgezogen, ich meine ja nur. Jetzt holen wir diese Shows endlich nach, ohne gebrochenen Arm.
Hanny: Und sie wissen jetzt, dass ich härter bin als er! Aber der ist ja sowieso nicht mehr in der Band.

Lasst uns mal über CLOWNS auf der Bühne reden. Wenn man euch so anschaut, sieht man da fünf sich schon rein optisch stark unterscheidende Charaktere stehen, mit einem jeweils ganz eigenen Look. Da könnte man jederzeit eine Comic- oder eine Actionfigur daraus machen, sie wäre sofort erkennbar. Im Gegensatz dazu gibt es so viele Bands, wo man Mühe hat, die Personen auseinanderzuhalten. Woher kommt das bei euch?
Stevie: Wir haben uns selbst schon mal als die SPICE GIRLS des Punkrock bezeichnet. Hanny: Das ist die Antwort auf deine Anmerkung.
Stevie: Ja, es ist der Einfluss der SPICE GIRLS. Und unsere eigene Persönlichkeit. Hanny, du bist Party Spice, hehehe.

Woher kommt das, dass ihr auf der Bühne alle eine so einzigartige, unverwechselbare Persönlichkeit seid?
Hanny: Also da steckt ehrlich gesagt gar keine Absicht hinter. Wir tragen einfach die Sachen, die wir tragen. Wenn wir eine Show spielen, sagen wir nicht: „Oh, lasst uns uns verkleiden und Spaß haben.“ Wir tragen diese Sachen sowieso die ganze Zeit, wir versuchen also nicht absichtlich aufzufallen. Aber wir bekommen immer wieder Feedback der Art, etwa dass uns gesagt wurde, wir sähen aus wie die Darsteller von „Stranger Things“. Das ist cool.
Stevie: Das ist keine Inszenierung. Das, was ich gerade anhabe, sind meine besten Partyklamotten. Ich würde diese Klamotten auch auf jeder Party tragen. Eine Party im Sommer in Australien. Ich ziehe sie nicht nur für den Auftritt an. Aber ich würde sie auch nicht anziehen und damit ins Bett gehen. Sie sind ein Teil meiner Garderobe. Aber ich glaube schon, dass wir in Europa vielleicht wie eine seltsame Alien-Band aus Australien wirken. Aus eurer Perspektive wirken wir also wohl echt etwas seltsam, aber für uns ist das einfach ... normal. Wir tragen das, weil es so heiß ist.
Hanny: Wo wir leben, ist es eben sehr alternativ.
Stevie: Und progressiv. Ich war die letzten fünf Tage zu Besuch bei einem Freund in Berlin und er hat mir die Stadt gezeigt und als wir im Zug saßen, meinte er: „Du solltest mich herumführen.“ Ich sah wohl aus wie ein Berliner Hipster.

Aber wo kommen diese jeweiligen Styles von euch her? Nehmen wir mal Amy von AMYL & THE SNIFFERS, da gibt es diesen Bezug zur Sharpie-Subkultur. Steckt also irgendwo ein augenzwinkerndes Zitat dahinter?
Hanny: Jarrod läuft wahrscheinlich so rum, seit er 16 ist. Er liebt eben den Rock’n’Roll. Und Cam hat auch schon immer so ausgesehen. Sie haben sich einfach die Haare wachsen lassen. Jarrod war auf einer katholischen Schule und die haben ihn mal gezwungen, sich die Haare schneiden zu lasen – und danach hat er es nie wieder getan. Und ich habe als Teenager angefangen, etwa alte Anzughosen zu tragen und meine Sachen zu zerreißen. Meine Hosen wurden immer mit Sicherheitsnadeln zusammengehalten. Im Vergleich zu damals sehe ich heute fast schon brav aus.
Stevie: Ich glaube nicht, dass unsere Art uns zu kleiden etwas zu bedeuten hat. Da steckt nicht viel Nachdenken oder Inszenierung drin.

Auf jeden Fall macht es euch zu einer optisch eindeutig identifizierbaren Band.
Hanny: Das ist schön zu hören.
Stevie: Wir werten das mal als Kompliment.

Über die Jahre gab es einige Änderungen im Line-up. Stevie, du und Jake, ihr seid von der Urbesetzung von 2009, Jarrod ist seit 2015 dabei, Hanny seit 2017, Cameron seit 2021. Was macht euch als Band aus?
Stevie: Was uns ausmacht? Dass wir Bock haben, zusammen Spaß zu haben.
Hanny: Es ist ziemlich selten, dass man fünf Leute findet, die sich wirklich nahestehen, die richtig gute Freunde sind. Und das hat sich einfach so ergeben. Als ich 2017 in die Band kam, kannte ich die Jungs persönlich noch gar nicht. Ich kannte die CLOWNS nur als die am härtesten arbeitende Band in Australien. Das war alles, was ich über sie wusste. Und dann ging alles ganz schnell, weil die Touren losgingen und man sich so sehr schnell kennen lernt. Ich glaube, wir hatten in meinem ersten Jahr vier oder fünf Touren. Man muss sich also auf Anhieb verstehen, und wir haben uns sofort gut verstanden. Es war ein glücklicher Zufall. Wir verstehen uns einfach.
Stevie: Ich habe so etwas wie ein Mantra in meinem Leben: Versuche nicht einfach nur etwas zu tun, sondern mach es richtig, mach es wirklich! Don’t try! Es sollte sich einfach natürlich fühlen, weißt du? Das ist der Kern dessen, worauf wir hier hinauswollen: Dass das, was wir hier machen, ganz natürlich ist. Auch wenn es für ein europäisches Punk-Publikum etwas befremdlich wirken mag, schon wegen der Netzoberteile und weil mir die Eier raushängen aus meinen knappen Shorts. Aber wir faken nichts .Wir spielen einfach nur unsere Musik. Wir lieben es, zusammen unterwegs zu sein. Wir lieben es, dass wir über diesen verrückten Life Hack gestolpert sind, so dass wir es schaffen, ein paar Mal im Jahr als Band nach Europa kommen zu können.

Du nennst das einen Life Hack?
Stevie: Ja! Alles, was du dafür tun musst, ist, ein paar Gigs zu spielen.
Hanny: Auch wenn wir schon in den Dreißigern sind, haben wir alle immer noch dieses Gefühl wie mit elf oder zwölf Jahren. Wir wollten als Kids so gerne auf Tour gehen und jetzt sind wir hier! Das Gefühl ist immer noch wie damals, auch wenn wir heute viel professioneller und reifer geworden sind. Aber dieser Drang, genau das mit unserem Leben zu machen, ist immer noch da. Wir hatten alle unser normales Berufsleben und beschissene Jobs, und jetzt haben wir die Band!

War ein „normaler“ Job zuletzt mal eine Option?
Stevie: Nicht, wenn du lange genug in einer Band spielst. Die Band wird irgendwann alle anderen Pläne schlucken.
Hanny: Es wird wohl immer eine Art Nebenjob geben, um das Leben mit der Band zu ermöglichen. Ein Job, in dem du nicht zu sehr involviert sein musst, in dem du keine anspruchsvolle Karriere haben wirst, weil du ja bald wieder auf Tour gehst.

Wie viel Stress hat die Pandemie für euch als Band bedeutet? Eben weil die Band ja so viel von eurem Leben ausmacht.
Hanny: Ich habe es geliebt, diese Auszeit zu haben. Wir waren in der Zeit davor so beschäftigt. Und dann ist die Pandemie passiert und wir waren verpflichtet, zu Hause zu bleiben. Ich habe es wirklich genossen, eine Pause zu haben, um ehrlich zu sein. Ich habe viel in meinem Zimmer gesessen und geschrieben. Und wir konnten ja nichts dagegen tun. Melbourne war wirklich abgeriegelt. Ich habe im Gastgewerbe gearbeitet und mal hatten wir eine Woche lang geöffnet, am nächsten Tag dann wieder geschlossen. Es war wirklich unberechenbar.
Stevie: Ich habe einfach versucht, damit klarzukommen. Es war eine beschissene Zeit. Ich habe auch da nach meinem Motto „Don’t try“ gehandelt. Ich habe einfach nicht versucht, irgendetwas zu tun. Ich dachte nur: Okay, lasst uns alles absagen.
Hanny: Die Jungs haben in der Zeit eine Million Songs geschrieben. Wir haben danach auch härter gearbeitet als je zuvor. Und wir sind jetzt so aufgeregt, dass wir endlich diese Singles veröffentlichen können, die dieser Kerl hier schon vor zwei Jahren zur Probe mitgebracht hat.

Das Album ist also während der Pandemie geschrieben worden.
Stevie: Ja. Und es ist ein wichtiger Aspekt, dass das Album und viele der Ideen dafür in dieser Zeit entstanden sind. Ich habe mich aber bemüht, die Geschichten des Albums nicht zu sehr auf die Pandemie zu konzentrieren.
Hanny: Ein Teil der Songs war ja auch vorher schon da, wir hatten nur keine Gelegenheit gehabt, sie umzusetzen.
Stevie: Es gibt dieses übergreifende Thema der Unsterblichkeit, das in vielen Liedern auftaucht. Das steht für unsere Bereitschaft, diese Zeit durchzustehen. Und für unsere Beharrlichkeit. Dieses neue Album zu veröffentlichen, fühlt sich an wie der letzte Schritt, den wir tun müssen, um vorwärts zu kommen und den ganzen Scheiß hinter uns zu lassen, weißt du? Kaum war die Pandemie vorbei, ging es wieder los für uns, und jetzt sind wir wieder da, spielen Shows und es fühlt sich wirklich so an, als würden wir eine „neue Zone“ betreten. Das Album heißt „Endless“, und das ist ein Titel, den wir sehr bewusst gewählt haben. Es geht nicht darum, dass die Pandemie hart war. Es geht darum, dass wir sagen „Hey, Pandemie, wir treten dir in den Arsch! Pandemie, verpiss dich!“ Und wir gehen jetzt in so was wie einen unsterblichen Zustand über.
Hanny: Wir gehen das genauso an, wie wir mit der ganzen anderen Scheiße umgehen, mit der wir uns auseinandersetzen mussten. Weißt du, als Band mussten wir wirklich schon harte Entscheidungen treffen, und das alles brachte uns als Gruppe enger zusammen.

Woher kommt diese mentale Stabilität? Kann eine Band sich also zu einem positiven, stabilisierenden Faktor im Leben entwickeln?
Stevie: Ich glaube, das muss einfach so sein. Aber das war nicht immer so. Es gab sicherlich auch deutlich härtere Zeiten.
Hanny: Wir haben immer ein Ziel vor Augen als Band. Wir wollen das erreichen, und wir versuchen immer, freundlich miteinander umzugehen und das Ganze auf realistische Weise umzusetzen.
Stevie: Geh einfach immer weiter vorwärts, bis das Licht am Ende des Tunnels immer näher kommt. Wenn du auf das Licht schaust, ist es, als ob du den Drachen jagst.

Habt ihr schon mal überlegt, euch als Motivationsredner zu verdingen?
Stevie: Wir werden dir nach dem Interview eine Rechnung schicken. Wir geben dir 50% Rabatt. Und wenn noch jemand Interesse hat, kann er uns auf Instagram kontaktieren, hehehe.

Ich sage das auch vor dem Hintergrund, dass andere Bands im Interview auch mal durchblicken lassen, was für ein Kampf so eine Band sein kann, was für eine Belastung. Ihr hingegen geht da mit so einer positiven Ausstrahlung ran.
Stevie: Ich sage dir, woran es liegt. An kurzen Shorts.

What?!
Stevie: Na, die knackigen kurzen Höschen! Das Geheimnis liegt in den Shorts.
Hanny: Und das Geheimnis ist die Liebe. Und sich gegenseitig zu unterstützen, das ist eine wirklich starke Sache. Als ich dazukam, hatte ich schon lange in einer Band sein wollen. Es hat lange gedauert hat, bis ich Leute gefunden habe, die so viel Zeit investiert haben in ihre Band. In jeder Band, in der ich in den zehn Jahren vor meinem Einstieg bei den CLOWNS war, hatten alle auch noch ihr Studium oder ihre berufliche Karriere im Sinn. Und sie sagten irgendwann: „Ich kann diese Band nicht mehr machen. Das ist nur eine Nebensache für mich.“ Ich aber wollte eine Band als Mittelpunkt meines Lebens und nicht Leute um mich herum, die mir sagen, dass ich einen Plan B brauche. Deshalb war ich sehr froh, endlich auf Leute zu treffen, die das gleiche Mindset haben wie ich, in Bezug auf das Leben und die Musik. Die Jungs waren wie vier verdammte Engel, die in mein Leben traten, als ich eine wirklich harte Zeit hatte. Sie hat mir das Leben gerettet, diese Band, ganz ehrlich. Und das war mein Ansporn, vor allem während Corona, einfach weiterzumachen. Die Band ist eine wirklich positive Sache für uns alle. Andere Dinge im Leben können hart sein, aber wenn wir zusammen Musik machen, ist alles gut.
Stevie: Alles scheint plötzlich einfach und möglich zu sein, wenn wir zusammen in einem Raum sind und einfach nur Musik machen.

Sprechen wir mal über ... Eier. Monchi von FEINE SAHNE FISCHFILET hat euch vorhin angekündigt mit den Worten, ihr hättet ihm einen Flaschenöffner aus Kängurueiern geschenkt. Ernsthaft?!
Stevie: Ja, das haben wir. Die gibt es sogar in verschiedenen Größen. Willst du sie sehen? Hier!

Oh. Wow. Sind die vegan?
Hanny: Nein. Nur um das klarzustellen: Ich bin vegan und das war nicht meine Idee. Ich hätte ihnen etwas anderes besorgt. Zum Beispiel ein paar Eukalyptusblätter.
Stevie: Hier, ein echtes australisches Souvenir. Känguru-Produkte gelten aber als ökologisch. Wir haben zu viele Kängurus, also muss man die Population regulieren, welche abschießen. Einzäunen hilft ja nicht, die springen über die Zäune. Veganer mögen das Thema nicht, aber die Känguru-Flaschenöffner sind umweltfreundlich.

Und ihr habt die so einfach durch den Zoll gebracht? „Entschuldigung, Herr Zollbeamter, das sind nur haarige Kängurueier!“
Stevie: Ich habe sie nicht deklariert, um ehrlich zu sein. Auf dem Formular konnte man nichts ankreuzen wie „Reisen Sie mit Känguruhoden?“. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Die Zolltarifnummer für Kängurueier wusste ich auch nicht.

Wir hoffen dann mal, dass ihr nicht eine seltene Kängurueierkrankheit nach Europa eingeschleppt habt.
Stevie: Unser Gitarrist Jarrod Goon könnte in der Hinsicht ein größeres Risiko darstellen, hahaha. Ich bin ja so froh, dass dieses Interview nur auf Deutsch erscheinen wird.

Kollege Dennis vom Fuze wies mich gestern darauf hin, dass es eine deutliche Ähnlichkeit zwischen dem THE BRONX-Song „History’s stranglers“ und eurem Song „Bisexual awakening“ gibt. Zufall ...?
Stevie: Nun, ich glaube, wir haben eine zehnjährige Karriere daraus gemacht THE BRONX abzuzocken. Wenn du dich mal durch die CLOWNS-Songs hörst, ist das nicht der erste Track, der verdächtig nach THE BRONX klingt. Also ja, natürlich lieben wir THE BRONX, die haben die ganze Band stark beeinflusst. Und wenn die Leute denken, dass sich ein Song wie THE BRONX anhört, und sie überrascht sind, dann sollten sie das nicht sein, denn unser gesamter Backkatalog klingt wie THE BRONX.
Hanny: Meine absolute Lieblingsband sind die STOOGES. Und wir stehen total auf Popmusik. Ich habe mir fünfstimmige Harmonien mit Hilfe der SPICE GIRLS beigebracht, als ich sieben, acht, neun Jahre alt war. Das ist mein musikalisches Fundament. Grundsätzlich sind es gut geschriebene Songs, die mir auffallen. RANCID sind ein gutes Beispiel dafür, denn die sind im Grunde eine Popband. Sie sind ziemlich hart, aber die Strukturen sind sehr poppig und eingängig. Es ist einfach gutes Songwriting.
Stevie: Es ist, als ob du ein Stück Brot nimmst und Erdnussbutter draufschmierst. Oder ein Hähnchenschnitzel mit einem Haufen scharfer Sauce drauf. Es ist im Grunde die gleiche Formel. Hm ... wir sollten daraus einen Podcast machen, hahaha.

Gutes Songwriting und Popsongs schreiben, ist das das Rezept der CLOWNS?
Hanny: Ich glaube, wir arbeiten sehr intuitiv, um ehrlich zu sein. Wenn wir zusammen in einem Raum sind, entstehen auf der Stelle neue Songs. Das ist das Coolste an dieser Band. Es ist wie ein Funke, der auf gemeinsame Ideen überspringt. Jake und Stevie sind Freunde, seit sie neun Jahre alt sind. Wenn du jemanden schon lange kennst, arbeitest du ganz anders mit dieser Person. Stevie ist ehrlich gesagt eine meiner größten Inspirationen. Er ist ein brillanter Texter. Ich schreibe selbst ja auch Songs und als Autorin weiß ich zu schätzen, was er da macht.

Von wem stammen die Stücke auf „Endless“? Sind sie alle in Zusammenarbeit entstanden oder wie haltet ihr das?
Hanny: Wir schreiben alle zusammen.
Stevie: Die Ideen werden dann durch die Bandprobe gefiltert.
Hanny: Die Texte sind alle von Stevie. Bis auf „Thanks for nothing“, der ist von mir.
Stevie: Meistens schreibe ich ein Riff oder einen Song und denke, das ist doch schon ganz schön feurig. Der Rest der Band sagt dann aber, da könnte noch mehr Feuer sein, wenn wir dies oder jenes hinzufügen.
Hanny: Man muss bereit sein, offen zu sein und nicht egoistisch, wenn es um die eigenen Sachen geht, und man muss bereit sein, die anderen einzuladen, das Ganze zu verändern. Das kann hart sein, wenn man schon intensiv an etwas gearbeitet hat.
Stevie: Wir setzen fünf kritische Köpfe auf alles an.
Hanny: Manchmal stimmen wir sogar ab, weil wir uns nicht entscheiden können.
Stevie: Es kommt auch mal vor, dass ich an einem Song sitze und weiß, dass das Solo in diesen Teil des Tracks gehören würde, aber Jarrod ist anderer Meinung und dann lasse ich ihn eben machen. Ich schreibe zu Hause Sachen, und ich kann sie nicht so gut spielen, aber ich weiß, dass Cam das dann richtig gut hinbekommt.
Hanny: Ich liebe an dieser Band, dass hier niemand ein Ego-Problem hat. In vielen Bands, in denen ich war, war genau das ein Problem.
Stevie: Unser kreativer Prozess wird immer von dem Gedanken angetrieben, was dem Song dient. Es geht nicht darum, wer den Song geschrieben hat, sondern darum, den besten Song zu schreiben, der perfekt in das beste Album passt, das wir machen können. Nur darum geht es.

Interessant finde ich, wie so eine Band ein Lernort für soziales Verhalten sein kann. Einen Job kann man einfach kündigen, eine Beziehung beenden, aber eine Band erfordert mehr Einsatz und Kompromisse.
Hanny: Bis vor einer Weile waren wir nur zu fünft auf Tour, hatten keinen Tourmanager und keinen Fahrer, wir waren ganz allein. Und wir mussten alle Entscheidungen selbst treffen, wie zum Beispiel den Tontechniker feuern, mitten im Nirgendwo in der Slowakei. Solche Situationen machen dich stärker. So eine Band ist wie eine Familie, du musst zusammenhalten.

Auf eurem neuen Album ist mir der Song „Enough’s enough“ aufgefallen – vielleicht weil ich die gerade live gesehen habe, musste ich da an die CRO-MAGS denken.
Stevie: Das ist ein Jake-Song. Im kreativen Prozess der Albumproduktion haben wir dieses Vorgehen, das sich für uns ganz immer normal anfühlt hat, aber seit wir es anderen Leuten beschreiben und darüber sprechen, haben wir festgestellt, dass nicht viele Bands so arbeiten. Also wir schreiben ein paar Songs und überlegen dann, wo sie auf dem Album landen. Dabei versuchen wir, ein Album zu machen, das von Anfang bis Ende einfach durchgehend super ist. Also ungefähr so, wie wir eine Setlist schreiben.

Warum spielt für euch aber das Albumformat und solche Fragen wie die Songreihenfolge überhaupt noch eine Rolle in Zeiten von Spotify-Playlists und Einzelsongs, die alles dominieren?
Stevie: Nun ja, Alben nennt man jetzt Playlists und wir versuchen eben, die bestmögliche Playlist zu erstellen. „Enough’s enough“ war der letzte Song im kreativen Prozess der Albumproduktion, und wir haben uns alle Demos noch mal angehört, die wir geschrieben hatten, und dachten uns, wir brauchen noch einen harten, schnellen Knaller. Es hat nicht lange gedauert und Jake kam mit ein paar schnellen Riffs an.

Mal werdet ihr als Punkband bezeichnet, mal als Hardcore-Band, aber ich bin auch auf den Begriff Heavy-Metal-Band gestoßen. Spielt das eine Rolle?
Hanny: Ist mir total egal.
Stevie: Wir mögen es, uns frei auszudrücken mit der Musik.
Hanny: Wenn mich jemand fragt, wie wir klingen, sage ich: Punkrock ist so breit gefächert.
Stevie: Ich hasse es zu sagen, dass wir eine Punkband sind, weil jede Band denkt, dass sie eine Punkband ist. Das ist eine so allgemeine und nichtssagende Bezeichnung. Aber ja ... wir spielen wirklich in einer Punkband.
Hanny: Punkrock and Roll.
Stevie: Bei uns findest du jedes Subgenre des Punk. Wir sind einfach nur eine verdammte Punkband!

Am Ende des Albums versteckt sich das ewig lange Stück „A widow’s son“, das eher eine Art Hörspiel als ein normaler Song ist. Was ist das für eine Geschichte, was hat es damit auf sich? Wer oder was ist „The anonymous host of Casefile“ und warum werden da FEINE SAHNE FISCHFILET aufgeführt?
Hanny: Hast du schon mal von Ned Kelly gehört? Das war ein Outlaw in Australien im 19. Jahrhundert.
Stevie: Er war ein Polizistenmörder. Er war ein Geächteter, der herumzog und Banken ausraubte und so. Und er tötete Polizisten und tat das auch mit der Absicht, das Establishment zu bekämpfen. Die Idee, seine Geschichte im Verlauf dieses Stückes zu erzählen, kam mir eines Tages wie eine Erleuchtung. Meine Erkenntnis war, dass Spaghettiwestern-Soundtracks und Thrash Metal ähnliche Musikstile sind. Der Spaghettiwestern-Beat ist nicht so hart, klar, aber es gibt eine Menge dieser Da-dum-dum-dum-dum-dum-dum-Momente, galoppierende Rhythmen und viele theatralische Aspekte. Die gibt es auch im Metal und ich wollte einfach mal mit der Idee experimentieren, einen Spaghettiwestern-Heavy-Metal-Punk-Song zu machen. Die entsprechende Musik entwickelte sich aber irgendwie nicht als Song, sondern eher wie eine Filmmusik. Und dann dachten wir uns, dass wir das musikalische Thema eines Spaghettiwesterns mit einer Erzählstimme unterlegen sollten. Den Namen der Person, die uns für das Stück ihre Stimme geliehen hat, kennen wir immer noch nicht. Er ist ein anonymer Moderator von einem True-Crime-Podcast namens „Casefile“.
Hanny: Das ist einer der beliebtesten Podcasts in Australien und weltweit.
Stevie: Wir haben irgendwie diesen Sprecher gefunden. Wir haben seine E-Mail bekommen, aber er hat uns nie seinen Namen verraten. Er hat uns nur geantwortet und gesagt: „Das klingt nach einem wirklich coolen Projekt. Ihr wollt echt meine blöde Stimme haben? Okay. Ich würde es gerne machen.“ Und dann haben wir per Mail alles weitere geklärt, nie am Telefon. Er wollte nicht, dass ich seine Stimme höre. Ich dachte mir also, dass die Geschichte von Ned Kelly cool wäre. Der war ein Bushranger in Australien so ab 1800. Ned Kelly ist wirklich unsterblich, und das passt wieder zu dem Motiv der Unsterblichkeit, das sich durch das Album zieht. Ned Kelly wurde unsterblich, obwohl er in Melbourne im Knast gehängt wurde. Der brach damals nicht nur in eine Bank ein, um das ganze Geld zu stehlen, er verbrannte zusätzlich auch alle Schuldurkunden und Hypothekenbriefe.
Hanny: Er bezeichnete sich selbst als „Sohn einer Witwe“, bezog auch daraus seinen Stolz.

Und welche Rolle spielen bei all dem FEINE SAHNE FISCHFILET?
Stevie: Deren Max spielt die Trompete.

Bei „I got a knife“ gibt es einen weiteren Gastauftritt – von THE BABOON SHOW.
Hanny: Cecilia und Frida sind wie große Schwestern für mich.
Stevie: Wir sind jetzt auf unserer zehnten Europatournee und sind ihnen so oft begegnet, haben so manches Backstage-Bier zusammen getrunken, die schönsten Nächte verbracht, sind in denselben Hotels aufgewacht und haben uns am Frühstücksbuffet wiedergesehen. Wir wurden einfach Freunde.
Hanny: Ich habe zu ihnen gesagt: „Ihr seid toll und liebt den Rock’n’Roll.“ Und sie sagten: „Wir wollen einfach wie AC/DC sein.“ Hahaha!

Ich schätze an ihnen diesen offen feministischen Ansatz. Nun warst du, Hanny, nicht von Anfang an in der Band, aber ist das ein Element, das du bei CLOWNS eingebracht hast?
Hanny: Ich war die erste Frau in der Band und da ergab sich das ganz von selbst. Ich spiele seit meinem 15. Lebensjahr in Punkbands, und ich habe es immer gehasst, dass ich oft die einzige Frau war. Dabei wollte ich einfach nur ich selbst sein und Musik machen. Aber es ist wirklich etwas Besonderes, bei einer Show einen Raum für Frauen schaffen zu können, und auch für Minderheiten. Das habe ich wirklich zu schätzen gelernt. Seit ich in der Band bin und all das Feedback von anderen Frauen bekomme, fühle ich mich jetzt wohler, wenn ich da vorne stehe, denn die Shows, die wir spielen, können verdammt hart sein, besonders in Australien. Es gibt hier viele eher ländliches Ecken und rauhe Städte. Aber große Kerle, damit komme ich klar, seit ich 15 bin. Ich sage: „Ihr macht mir keine Angst.“ Aber sie sind eben einschüchternd, und eher kleinere Menschen, die zur Show kommen, wollen auch mal ganz vorne stehen und das Konzert genießen. Das ist wirklich wichtig und wir geben uns Mühe, dass sie sich sicher fühlen. Wenn meine Anwesenheit in der Band dazu führt, dass sich Frauen wohler fühlen bei solchen Gelegenheiten, dann ist das das Beste, das ich mir wünschen kann, und ich unterstütze das, wo es geht. Bei einem unserer Auftritte in den Niederlanden kam mal ein 14-jähriges Mädchen auf mich zu. Sie konnte kaum Englisch sprechen, aber sie sagte: „Ich habe angefangen, Bass zu spielen, weil du in dieser Band bist.“ Das hat mich einfach umgehauen.

Fühlst du dich selbst als Vorbild oder möchtest du eines sein?
Hanny: Nun, ich glaube, ich bin es, ob ich will oder nicht. Das habe ich mittlerweile akzeptiert. Man muss sich dessen bewusst sein, vor allem in Bezug auf jüngere Leute. Wenn ich dazu beitragen kann, dass sich ein Mädchen irgendwo wohler fühlt, dann ist das toll.

Und was ist mit dem Empowerment anderer Frauen, in Bands zu spielen?
Hanny: Das ist auf jeden Fall auch ein Thema. Es wäre naiv zu sagen, dass ich das nicht anerkenne, und ich denke, es ist wirklich wichtig. Ich bin aber sehr introvertiert und sehr schüchtern, wirklich. Auf der Bühne wirkt das nicht unbedingt so, ich weiß. Ich weiß es zu schätzen, dass ich andere Menschen und Frauen auf diese Weise beeinflussen kann, und es gefällt mir sehr.

Das Ox musste von einigen Leuten Prügel einstecken dafür, FEINE SAHNE FISCHFILET aufs Cover genommen zu haben. Wie ich mitbekommen habe, gab es auch bei CLOWNS zumindest kurz eine Diskussion darüber, die Einladung als Opener für diese Festival-Shows anzunehmen. Wollt ihr dazu was sagen?
Stevie: Ich freue mich, darüber zu reden. Zunächst möchte ich sagen, dass das nicht im vollen Umfang „unsere“ Diskussion ist. Aber die Situation stellte ein Problem dar für unseren moralischen Kompass. Wir haben mit FEINE SAHNE FISCHFILET über die Jahre immer wieder zusammen gespielt und sie sind einfach großartige Menschen. Sie sind super gute Freunde von uns und ich kenne sie nicht als Leute, die sich so verhalten, wie behauptet wurde. Ganz im Gegenteil sogar, ich kenne sie als Leute, die sich komplett entgegengesetzt verhalten. Wir verabscheuen Leute, die sich so benehmen, und haben, genau aus diesem Grund, in der Vergangenheit selbst schon Touren abgesagt. Genau an dieser Stelle wird es aber schwierig, denn diese Anschuldigungen sind eben anonym. Ich würde die Leser:innen dieses Interviews gerne die Frage stellen, wie sie reagieren würden, wenn gute Freunde anonym im Internet beschuldigt werden, irgendwelche dumme Scheiße gemacht zu haben. Würde ihr hinter euren Freunden stehen oder den Kontakt direkt abbrechen? Das alles hat uns also in eine Situation gebracht, in der wir das Gefühl hatten, unserem eigenen moralischen Kompass folgen zu müssen.
Hanny: Wir würden auf keinen Fall irgendeine Art von Missbrauch unterstützen. Wir würden Shows mit so einer Band nicht spielen. Und wir haben schon Shows mit Bands abgesagt, bei denen wir eine Menge Geld verdient hätten, weil es eben Geschichten gab, die uns nicht gefallen haben. Und nein, ich werde hier keine Namen nennen. Als Frau habe ich meine Erfahrungen gemacht mit FEINE SAHNE FISCHFILET, die Jungs haben mir in die Augen geschaut und sind sehr nett. Das ist meine Erfahrung mit ihnen.
Stevie: Man kann ja nicht einfach etwas im Internet sehen und es sofort glauben. Das ist wirklich gefährlich. So werden Menschen zu Faschisten. So entstehen Verschwörungstheorien. Deshalb gibt es „Flat-Earthers“. Hätte ich Olaf anrufen sollen und sagen „Hey, wegen dieser Website spielen wir die Shows nicht“? Ich gebe außerdem zu bedenken, dass es eine große Motivation für Leute gibt, eine solche Website mit Vorwürfen zu erstellen, um einer Band zu schaden, die eine so starke linke Agenda verfolgt. Ja, all das führt zu einer Menge Spekulationen und vielleicht finden manche Leute es geschmacklos, das auszusprechen, aber mit den Informationen, die uns zur Verfügung stehen, haben wir eben unsere Entscheidung gefällt.

Genau das habe ich auch getan.
Stevie: Ich fand es auch wirklich mutig, dass sie in der Coverstory des Ox über all das geredet haben. Das Schlimmste, was man tun kann, ist das zu verdrängen und es unter den Tisch zu kehren. Wir hatten auch entsprechende Kommentare unter unseren Social-Media-Beiträgen und wir haben sie nie gelöscht. Wir haben sie einfach stehen lassen.
Hanny: Soweit ich weiß, haben FEINE SAHNE FISCHFILET versucht, jedem, der darüber reden wollte, eine Plattform zu geben, aber niemand hat sich gemeldet.

Reden wir über das Albumcover. Das ist ganz schön ... wow! Ned Kelly anno 2023?
Hanny: Ich liebe es!
Stevie: Nein, das ist keine Interpretation des Ned Kelly-Themas in der heutigen Zeit.
Hanny: Es fasst die Idee, den Vibe von „Endless“ perfekt zusammen.
Stevie: Es geht auch hier um das Thema Unsterblichkeit. Der Typ auf dem Cover bekommt gesagt: „Runter mit dir!“ Und er sagt: „Nein, ich werde niemals sterben. Und wenn doch, werde ich vom Blitz getroffen, während ich auf meiner Keytar spiele!“ Das Coverbild ist von einem Typen namens Moon Patrol aus Südkalifornien. Es war ein bereist existierendes Kunstwerk, das wir lizenziert haben. Wir haben es gesehen und dachten uns, das passt perfekt zu unserer Platte. Dieser Moon Patrol ist ein extrem produktiver Künstler, der macht sehr viel. Wir haben uns sein Instagram-Profil angeschaut, sahen das Bild und dachten uns, das ist genau unser Albumcover, es ist perfekt. Und unsere Freundin Gina hat die Logos gestaltet.

Ihr habt heute den neuen Song „Bisexual awakening“ gespielt. Was ist die Geschichte dahinter?
Hanny: Ich liebe den Song, er ist so wichtig!
Stevie: Die Botschaft dazu lautet: Hab keine Angst, dich frei zu äußern.
Hanny: Liebe dich selbst. Liebt euch selbst und seid euch bewusst, dass ihr von anderen Menschen geliebt werdet, auch wenn das gerade in eurer unmittelbaren Realität nicht der Fall ist. Wenn du verurteilt und abgelehnt wirst für das, was du bist, für das, was du liebst, dann sind wir bei dir.
Stevie: Mach einfach, was sich gut und richtig für dich anfühlt. Das ist der rote Faden in dieser Band. Weißt du, ich bin in der Annahme aufgewachsen, dass ich heterosexuell bin. Viele Jahre lang. Es brauchte dann eine lange Pause von allen Beziehungen, bis ich herausfinden konnte, wer ich wirklich bin. Ich fing an, bei den „Queer Nights“ im Bones in Melbourne als DJ aufzulegen und fand mich in der Nähe von queeren Menschen wieder, mit denen ich mich unterhalten konnte. Und eines Tages hatte ich dann diese Erkenntnis: Moment mal ... was sind das für Gefühle, die ich da habe? Ich dachte, Heteros empfinden nicht so. Und ich dachte: Was redest du da für einen Scheiß? Und ab da gab es kein Halten mehr. Ich glaube, das ist das „Komische“ an der bisexuellen Orientierung: Du kannst sehr leicht in die eine oder andere Richtung rutschen.
Hanny: Dass du denkst, du müsstest dich für eine Seite entscheiden. Bis du feststellst, was dir in deinem Leben fehlt.
Stevie: Und genau das ist mir passiert: Ich bin 28 Jahre alt geworden und habe mich in diesen Kreisen wiedergefunden. Und dann hatte ich all diese Aha-Erlebnisse, und ich dachte: Au Mann, wie schön! Und so habe ich einen Song darüber geschrieben, weil ich mir dachte, ich will einen Text darüber schreiben, wie es ist, Mütter und Väter zu ficken. Zur gleichen Zeit.

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Timeline
2009

CLOWNS gründen sich in Melbourne, Australien. Sie profitieren von der großen lokalen Musikszene und können in vielen kleineren Venues erste Erfahrungen sammeln. Zu Beginn besteht die Band aus Stevie Williams (voc), Jake Laderman (dr), Joe Hansen (gt) und James Ahern (bs).

2011
Die Split-7“ „Eat A Gun“ mit CLEAVERS erscheint.

2012
CLOWNS bringen mit THEM ORPHANS die Split-7“ „Repeat After Me“ heraus.

2013
Anfang des Jahres bringen sie eine weitere Split 7“ heraus. Im Oktober erscheint dann ihr Debütalbum „I’m Not Right“ auf Poison City Records, mit dem sie in Australien auf Tour gehen.

2015
Weltweite Aufmerksamkeit erlangen CLOWNS mit ihrem zweiten Album „Bad Blood“, das sie im Februar auf Poison City Records veröffentlichen. Sie spielen unter anderem auf dem Groezrock-Festival in Belgien. Gitarrist Joe Hansen verlässt die Band und wird durch Jarrod Goon ersetzt.

2016
Die 7“ „Destroy The Evidence“ erscheint als Kooperation von Poison Records mit dem deutschen Label This Charming Man, das auch das „Bad Blood“-Album als Europa-Release veröffentlicht. Bassist James Ahern wird von Hanny Tilbrook ersetzt. Außerdem kommt Will Robinson als Verstärkung an der Gitarre dazu.

2017
Ihr drittes Album „Lucid Again“ erscheint. CLOWNS spielen weltweit ausverkaufte Shows, treten als Vorband der FOO FIGHTERS und auf dem Wacken Open Air auf.

2019
Fat Wreck Chords wird auf die Band aufmerksam und veröffentlicht im Mai das vierte Album „Nature/Nurture“ weltweit. Es belegt Platz 6 in den australischen Charts und wird bei den ARIA Awards (der australische Musikindustrieverband) in der Kategorie „Best Hard Rock/Heavy Metal Album“ nominiert.

2021
Die Band veröffentlicht nach ihrer wegen Corona gestrichenen 2020er Welttour die 7“ „Does It Matter? / Sarah“. Gitarrist Will Robinson verlässt die Band.

2023
Mit „Endless“ erscheint Mitte Oktober auf Fat Wreck (weltweit) und Damaged Records (Australien) das fünfte Album der Band.

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Diskografie
„Repeat After Me“ (Split-7“ w/ THEM ORPHANS, Our New Planet, 2011) • „Eat A Gun“ (Split-7“ w/ CLEAVERS, Our New Planet, 2012) • „Powders“ (Split-7“ w/ Michael Crafter, Our New Planet, 2013) • „I’m Not Right“ (LP/CD, Poison City, 2013) • „Bad Blood“ (LP/CD, Poison City, 2015/This Charming Man, 2016) • „Destroy The Evidence“ (7“, This Charming Man/Poison City, 2016) • „Lucid Again“ (LP/CD, This Charming Man/Poison City, 2017) • „You’ve Got The Curse“ (Split-7“ w/ THE LOST CAUSE, Our New Planet, 2017) • „Freezing In The Sun“ (7“, This Charming Man, 2018) • „Nature/Nurture“ (LP/CD, Fat Wreck, 2019) • „Does It Matter? / Sarah“ (7“, Damaged, Fat Wreck, 2021) • „Endless“ (LP/CD, Fat Wreck, 2023)