„Haunted“ heißt dieses neue Album. „Getrieben“, „gejagt“ bedeutet das. Und irgendwie passt dieser Titel zu einer Band wie THE OTHER. Denn die vier Horrorpunks aus dem Rheinland üben sich seit Jahren in einem Spagat,der nicht immer leicht ist und den man nur mit viel Idealismus und einer konsequenten „Nie aufgeben! Weitermachen!“-Attitüde bewältigen kann. Es ist der Spagat zwischen Status (öffentlich) und Innenleben (intern). Öffentlich gelten sie mittlerweile als das Flaggschiff des Subgenres. Als die amtlichen Nachfolger der allmächtigen MISFITS. Das führte dazu, dass THE OTHER schon ein halbes Dutzend gut und professionell produzierter Alben herausbrachten. Dass sie im Vorprogramm von ALICE COOPER und DANZIG spielten. Und dass sie regelmäßig für Festivals der alles andere als mickrigen Größenordnung Wacken, Wave-Gotik, M’era Luna oder Summerbreeze gebucht werden. Aber da waren eben auch diese stetigen Besetzungswechsel jenseits von Sänger Rod. Sie führten dazu, dass mit dem hohen Status nur selten personelle Konstanz einherging. Und das wiederum bedingte bei THE OTHER, dass sie sich über die Jahre und Alben hinweg immer ein Stückchen weiter von ihren Wurzeln entfernten und den Punk im Wörtchen „Horrorpunk“ nach und nach durch Metal – das Metier der jeweils neuen Gitarristen und Bassisten – ersetzten. Nicht durchgehend. Nicht in jedem Song. Aber so, dass es doch auffiel. Beziehungsweise auffällt, denn das tut es im Nachklapp, wenn man nun „Haunted“ hört. Weil „Haunted“ plötzlich aus der Hüfte geschossen eine Rückbesinnung auf die Ursprünge ist. Eine hörbare Annäherung an jene Ära, in der THE OTHER gerade aufgehört hatten, eine MISFITS-Coverband zu sein und ihr eigenes Ding drehten. Mit „Ohohoho“-Chören und catchy Melodien, die getragen werden von Rod Ushers famoser Stimme. Er sagt das im Interview dieser Ox-Ausgabe ja selber: Dass es einigen in der Band zwar nie genug Metal sein könne, aber dass man letztlich eben niemals vergessen dürfe, wo man herkomme. Und das ist es, was zählt. Die eigene Stärke. Die eigene Identität. Das eigene Ding, das man am besten kann. Man hört „Haunted“ diese Herkunft an. Man hört dieser Platte, trotz dem einen oder anderen verbliebenen Metal-Verweis, die Vergangenheit der einzig verbliebenen Gründungsmitglieder an – neben dem Sänger ist das Drummer Dr. Caligari. Man hört ihr an, dass Rod Usher einst sein eigenes Horrorpunk-Label Fiend Force betrieb. Dass er im MISFITS-Grusel-Pop-Punk-Kosmos sozialisiert wurde. Man hört „Haunted“ an, was dieser Band wirklich guttut und was sie wirklich besser kann als so viele andere in ihrem Genre. „Haunted“ ist THE OTHER Vol. II: So wie früher. Nur eben um Längen professioneller arrangiert und produziert. Es ist die Rückkehr zur alten Stärke und alles andere als gruselig.
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