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COR

Friedensmüde

Nur Johannes und Friedemann sind geblieben von der schon 2002 auf Rügen gegründeten Band. 2017 kamen der Umbruch und neue Mitstreiter, Ende August erscheint das neue, neunte Album „Friedensmüde“ – und vieles ist anders, vieles geblieben. „Einen geordneten Blick auf eine wirre Welt werfen“ – das postuliert Friedemann als Zweck des Albums, das irgendwie ein Neuanfang, ein Reset ist. Friedemann erklärt, was die Umbesetzung mit der Band gemacht hat: „Das Album klingt anders, weil Robert und Tino komplett andere Musik mögen als die alten Jungs, etwa CONVERGE, THE OCEAN, MASTODON, und auch ich mich durch meine Akustiktouren gesanglich verändert habe.“ Das fällt auf, aber das gefällt auch, und zudem ist es doch vertraut – Friedemanns Art zu singen hat sich nicht grundlegend geändert. Und natürlich ist die Musik auch immer noch „irgendwie Punkrock“, klar als COR erkennbar. Produktionstechnisch wurde großen Wert darauf gelegt, dass die Texte immer klar verständlich über der Musik liegen – bei aller Wut, bei aller Aggression kommt die Message immer mit rüber – ist ja nicht bei jeder Band so, dass die Texte ohne Textblatt oder sonstiges Nachlesen nachvollziehbar sind. Und Friedemann hat was zu sagen, er hat ein Mitteilungsbedürfnis und die griffigen Zeilen, die es braucht, um etwas zu vermitteln. Markantestes Stück in dieser Hinsicht ist für mich neben dem Titelsong „Friedensmüde“ das famose „Mittelfingergruß“, fast eine Generalabrechnung mit Wutbürgern, Religionsbesessenen, Nazis und DDR-Nostalgikern gleichermaßen. Das hat das Zeug zum neuen Konzerthöhepunkt, zur neuen Mitgrölhymne. Ich finde, COR sind mit diesem Album fast noch etwas zugänglicher geworden, griffiger, schmissiger, und das ohne in eingefahrenen Punk- oder Hardcore-Schubladen zu verweilen. Ein smartes, wichtiges, richtiges Album mit der Wirkmächtigkeit des aktuellen SLIME-Releases.