ADOLESCENTS sind wie ein dunkelrot funkelnder Wein. Sie werden auf ihre alten Tage immer besser. Gegründet 1979 von Ex-AGENT ORANGE-Bassist Steve Soto und Sänger Tony Cadena, produzierten sie mit Gitarrist Frank Agnew (SOCIAL DISTORTION) ihr selbstbetiteltes Debütalbum, das bis heute Kultstatus genießt.
Produziert von Thom Wilson (TSOL, THE OFFSPRING). Das blaue Cover mit dem Schriftzug des Bandnamens hat sich ins optische Gedächtnis aller Punkrock-Fans eingebrannt. Das Album gilt als Klassiker des Westcoast-Hardcore.
Links und rechts neben ihnen wurden Bands wie BAD RELIGION, CIRCLE JERKS oder SOCIAL DISTORTION groß. Bei ADOLESCENTS kam aber der Motor irgendwann ins Stottern. Die Jungs aus Fullerton, Kalifornien erlebten einige turbulente Jahre.
Zahlreiche Besetzungswechsel und zwei Bandauflösungen sorgten dafür, dass die Band irgendwann in Vergessenheit geriet. Viele Musiker kamen und gingen. Unter anderem auch Pat Smear, der später bei NIRVANA und den FOO FIGHTERS spielte.
Seit 2010 „The Fastest Kid Alive“ beim Nürnberger Punkrock-Label Concrete Jungle Records herauskam, sind sie die Zuverlässigkeit in Person. Alle zwei Jahre liefern sie einen neuen Tonträger ab und sind ständig auf Tour.
Der Nachschub reißt nicht ab. „Presumed Insolent“ (2013), „La Vendetta“ (2014) und „Manifest Density“ (2016) sind die Zeugnisse der neuen Produktivität. Vielleicht liegt es ja daran, dass Tony Cadena inzwischen sein Geld als Lehrer verdient.
„Cropduster“ ist für mich ein kreativer Höhepunkt in der ADOLESCENTS-Diskografie. 18 Songs auf konstant hohem Niveau. So catchy und kraftvoll waren sie noch nie. Die Songs sind auf den Punkt und reißen absolut mit.
Vielleicht treibt ja die aktuelle Wut auf Donald Trump die wütenden Punkrocker zu Höchstleistungen. Schon Ronald Reagan sorgte in den Achtzigern für ein Karrierehoch in der US-Punk-Szene.
Der Opener „Just because“ spuckt dem Präsidenten quasi direkt ins Gesicht. Im Song „5150 or fight“ wehrt sich Cadena lautstark gegen seine eigene Zwangseinweisung, weil er nicht ticken wollte wie alle anderen.
„Nuclear football“ beschreibt die Angst vor der atomaren Zerstörung, die man seit den Achtzigern so nicht mehr kannte. Und „Room 223“ greift das Thema Schul-Attentate auf und schildert das Gefühl, wenn Kinder aus Angst vor Maschinengewehren um ihr Leben rennen müssen.
Es gibt gerade jede Menge Gründe für eine Punkband, sich auszukotzen und mit harten Riffs und aggressiven Vocals auf Missstände aufmerksam zu machen. Vor allem, wenn die dreisten Lügen aus dem Weißen Haus einfach nicht abreißen.
„Cropduster“ wird aber womöglich leider das letzte Album von ADOLESCENTS sei, denn Gitarrist Steve Soto ist Ende Juni plötzlich verstorben.
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