ADOLESCENTS

Presumed Insolent

Tony Brandenburg/Cadena/Montana/Bones/Reflex, Steve Soto und ihre Kumpels scheinen in den letzten Jahren einen richtigen Lauf zu haben, denn mit „Presumed Insolent“ präsentieren sie uns den dritten Tonträger innerhalb von nur zwei Jahren.

Okay, die 2012er Scheibe „American Dogs In Europe“ war nur ein Mini-Album, und zwei der vier Songs („Conquest of the planet of the see monkeys“ und „Stage diving Daisy’s revenge“, welches 2013 nur noch „Daisy’s revenge“ heißt) finden sich auch auf diesem hier, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Eine weitere Tradition haben sie auch diesmal fortgeführt, denn wie bei allen anderen Studioaufnahmen zuvor auch gab es wieder einen Line-up-Wechsel, diesmal an den Drums. Songs und Sound sind wie immer auf höchstem Niveau und textlich hat Tony auch wieder mit spitzer Feder so einiges zu sagen.

Ist eigentlich schon einmal jemandem aufgefallen, was für ein begnadeter Texter Tony ist? Bei drei der 13 Lieder hat zudem erstmals seine Tochter Mia den Text beigesteuert. Los geht es mit dem treibenden Opener „The Athena decree“, der von richtig schönen Surfgitarren getragen wird.

Das bereits bekannte „Conquest of the planet of the see monkeys“ hat einen eingängigen Refrain und ist recht aggressiv. Der vordergründig lustige Surfpunk-Song „Forever summer“ entpuppt sich beim Blick ins Booklet als bissige Abrechnung mit Bauunternehmen und unkritischen Hauserwerbern, die jeden noch so schönen Fleck zubauen wollen.

Überhaupt fällt auf, dass die Songs alle von richtig guten Gitarrenarrangements und -soli getragen werden. Im letzten Interview sprach Tony davon, wie sehr er komplizierter arrangierte Songs mit verschachtelten Gesangsharmonien mag – hier kann man das hören.

Auf „Presumed Insolent“ haben die ADOLESCENTS diese Kunst nun derart verfeinert und auf die Spitze getrieben, dass es eine wahre Freude ist. Hört euch nur „In this town everything is wonderful“ an.

Besonders gelungen finde ich den Kontrast zwischen Tonys aggressiver Stimme und den zuckersüßen Backgroundvocals. Einfach fantastisch! Zum dritten Mal hat übrigens der Spanier Mario Rivière das Cover gezeichnet und erneut ganze Arbeit geleistet.

Ein ADOLESCENTS-Album erkennt man nach wie vor am Cover (dieses Blau!). Eigentlich ist es nicht zu glauben, dass Labels wie Epitaph oder Fat Wreck kein Interesse an den ADOLESCENTS zeigen.

Daher Daumen hoch für Concrete Jungle, die an die Band glauben und ihr die Möglichkeiten für solche Releases geben. Die aus heutiger Sicht eher knapp bemessene Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde finde ich persönlich äußerst angenehm, denn, seien wir einmal ehrlich, was würde es bringen, wenn die maximale Spielzeit von knapp achtzig Minuten zu zwei Dritteln mit halbgaren oder künstlich in die Länge gezogenen Kompositionen gefüllt wäre? Eben, rein gar nichts.

Dann doch lieber so wie hier – knackig, faszinierend, mitreißend und zu Ende, wenn es am Schönsten ist. Auf diesem hohen Niveau dürfen Tony, Steve und Co. gerne auch in Zukunft jährlich ein Album veröffentlichen.

Ich bin begeistert!