Wenn man wahllos jemanden nach seinen liebsten amerikanischen Punk-Platten befragt, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Debütalbum der ADOLESCENTS von 1981 genannt werden, auf welchem mit „Amoeba“, „No way“ und vor allem „Kids of the black hole“ einige Klassikersongs enthalten sind, die heute zum Kanon des guten Geschmacks gehören. Mit „Brats In Battalions“ nahm die Band 1986 einen würdigen Nachfolger auf. Erst 19 Jahre später folgte mit „OC Confidential“ die nächste „richtige“ ADOLESCENTS-Platte, der die Band nun mit „The Fastest Kid Alive“ ein erwachsenes Punkrock-Album folgen lässt. Grund genug, um mit Sänger und Szene-Ikone Tony Reflex, wie er sich nun schon seit langem nennt, via Skype-Videokonferenz ein wenig zu plaudern. Während Tony gegen 17 Uhr kalifornischer Zeit im verwaschenen „Captain America“-T-Shirt vor seinem heimischen Rechner sitzt, um mit mir zu sprechen, springen im Hintergrund seine drei Kinder herum und beäugen neugierig den verschlafen aussehenden Gesprächspartner ihres Vaters. Für etwa eine Stunde wird das Interview dann noch unterbrochen, weil Tony seine Tochter zu einem Violinenkonzert fahren muss ...
Tony, lass uns über das neue Album sprechen. Was soll der Titel „The Fastest Kid Alive“ bedeuten?
Das ist ein Zitat aus dem Film „Superbad“. Im Film gibt es eine Szene, in der die Polizei einen Jugendlichen jagt, aber sie können ihn nicht fangen. Der Polizist, der hinter ihm her war, dreht sich zu seinen Kollegen um und fragt ratlos: „What happened? Why can’t I catch him?“ Darauf die anderen: „That kid’s a freak. He’s the fastest kid alive.“ Wir dachten einfach, dass dies ein cooler Titel ist.
Und was ist mit dem Cover, wo ein Düsenjäger eine Stadt mit Skateboards bombardiert?
Kennst du die spanischen Bands MULETRAIN und AEROBITCH? Deren Sänger und Gitarrist Mario hatte einen Flyer für eine unserer Shows in Madrid gemacht. Wir mochten sein Artwork, daher habe ich ihn kontaktiert. Unsere Idee war, dass ein Bomber anstelle von Care-Paketen oder Bomben eben Skateboards abwirft, was wir zu dem Zeitpunkt passend fanden.
Wer ist auf dem Album zu hören?
Neben Steve und mir sind es Armando an den Drums, der schon ein paar Jahre bei uns trommelt und auch schon in Europa und Brasilien mit dabei war. Er spielte vorher bei LOS INFERNOS und wir kannten ihn schon länger. Als wir einen neuen Drummer suchten, haben wir ihn einfach gefragt. Dann spielt Little Joe seit sechs Jahren Gitarre. Er war 15, als er bei uns eingestiegen ist. Das war direkt, nachdem wir „OC Confidential“ aufgenommen hatten. Seit letztem September geht er in Boston zum College, was über 3.000 Meilen von hier entfernt ist. Seine Prioritäten haben sich verändert und er hat in den letzten sechs Monaten nicht mit uns gespielt, obwohl er immer willkommen ist. Zur Zeit haben wir ihn durch Dan Root ersetzt, der früher bei TENDER FURY, der Hardrock-Band von Jack Grisham, gespielt hat. Danach war er bei ONE HIT WONDER, die auf Nitro Records waren. Mike McKnight spielt ebenfalls Gitarre bei uns. Er war ewig mit Steve bei JOYRIDE und hat uns irgendwann bei einer Show in Santa Cruz ausgeholfen, als Frank keine Zeit hatte. Er ist ein Freund aus Highschool-Zeiten.
Ist es derselbe Mike McKnight, der auf „Brats In Battalions“ bei „Liar“ Gitarre spielt?
Ja, genau. Ich hatte völlig vergessen, dass er auf dem Album zu hören ist. Er spielt also sozusagen schon seit 25 Jahren bei uns.
Mein erster Gedanke beim Hören des neuen Albums war, dass ich mich erst daran gewöhnen muss. Das liegt vielleicht auch daran, dass ich immer noch eure beiden Klassikeralben aus den Achtzigern im Ohr habe.
Da stimme ich dir zu. Wenn man sich das blaue Album und „Brats In Battalions“ anhört, aber auch „O.C. Confidential“, dann klingt das alles ganz anders. Es liegt vielleicht an unserem Soundmann Chris Hackmann, übrigens ein Freund von GIGANTOR, der einige Jahre in Deutschland gelebt hat, nachdem er mit TOXIC REASONS 1983 bei euch war. Er lebt nicht weit von mir entfernt und ist mit Steve befreundet. Sein Sound ist einfach anders, aber auch das Songwriting unterscheidet sich von früher. Es ist kein Hardcore-Album, mehr ein Punkrock-Album, vor allem die Texte gehen in eine andere Richtung. Schau dir die USA an, wir stolpern von einem Krieg in den nächsten und die Regierung zieht uns in Kämpfe hinein, mit denen niemand etwas zu tun haben möchte. Die Themen haben sich einfach verändert. Es geht darum, frei zu bleiben. Es ist unser Manifest gegen Krieg. Gegen die Kriege, in die Amerika verwickelt ist. Man muss sich einfach die Zeit nehmen und die Platte genau anhören.
Würdest du sagen, dass eure Texte politischer geworden sind?
Ich weiß nicht, ich würde eher sagen, dass die neue Platte sarkastischer ist. Vielleicht lässt sich unser Humor nicht so gut übersetzen. „One nation under siege“ etwa handelt von dem Treuegelöbnis auf die Nation und die Flagge der Vereinigten Staaten, dem „Pledge of Allegiance“, welcher an unseren Schulen verpflichtend für die Kinder ist. Wenn man sich weigert, dieses Gelöbnis abzulegen, steht man sofort unter Generalverdacht, selbst wenn man nur die leiseste Kritik daran übt. Der Song beschreibt nur, dass es eine politische Gruppierung gibt, die anderen vorschreiben will, was sie zu denken haben. Das ist einfach eine unerträgliche Situation. Wenn jemand in eine Versammlung in Arizona marschiert und eine Senatorin niederschießt, dann stellt sich diese Gruppe hin und behauptet, dass dies eben ein Verrückter war, aber er wäre zuvor durch diese politische Grundhaltung indoktriniert worden. So ist die Situation in den USA zur Zeit, und die neue Platte thematisiert das. Ein weiteres Grundthema ist das Asperger-Syndrom und Autismus und die wachsende Zahl von Menschen, die in den USA an diesen Symptomen leiden. Das System kümmert sich nicht um diese Leute und anstatt ihnen Unterstützung zu gewähren, werden sie aus der Gesellschaft ausgeschlossen und in spezielle Einrichtungen verfrachtet, was eine ganz neue Bürgerrechtsbewegung hervorgebracht hat. Davon handelt das Album – vom Krieg in Übersee und vom Krieg bei uns zu Hause.
„Serf City“ ist auch einer dieser Songs, oder? „Serf“ bedeutet doch Sklave?
Ja, genau. Die Stadt Santa Cruz in Kalifornien hat T-Shirts drucken lassen, auf denen „Surf City Santa Cruz“ steht. Die Stadt Huntington Beach hatte sich aber den Begriff „Surf City“ patentieren lassen. Also zogen sie vor Gericht und haben einen langen und kostspieligen Rechtsstreit ausgefochten, wer das Recht habe, sich Surf City zu nennen. Meine Antwort darauf ist, dass beide Städte etwas nutzen, um die T-Shirts herzustellen, was ziemlich nah an Sklavenarbeit herankommt. Wen kratzt es schon, wer den Titel „Surf City“ führen darf, wenn die menschliche Würde verletzt wird.
Steht das Lied „You can’t change the world with a song“ nicht in Widerspruch zu „Where were you?“ von ADZ, in dem du gesungen hast „My pen’s been my sword since I learned to read and write“?
Vielleicht, ja. Die Geschichte dahinter ist folgende: seit meinem zehnten Lebensjahr habe ich oft mit irgendwelchen Songtexten geantwortet, wenn mir jemand irgendetwas erzählen wollte. Da hieß es dann immer: „Du kannst die Welt nicht mit einem Lied verändern, du Dummkopf. Was ist los mit dir?“ Im Text geht es auch um einen Freund von mir aus der Schule, der dies auch immer gesagt hatte. Nachdem ich ihn jahrelang aus den Augen verloren hatte, traf ich ihn wieder und er war so versunken in sein Zen-Gedankengut, dass er für mich wie der Sklave einer neuen Religion wirkte. Oder nimm meinen alten Freund Marc, mit dem ich eine wilde Vergangenheit hatte, in der wir oft in Schwierigkeiten geraten sind. Er ging eines Tages in einen Schnapsladen und kaufte sich dort einen DynaStore-Jesus und wurde wiedergeborener Christ. Anstatt die Flasche anzubeten, betet er jetzt eine kleine Statue an. Sie alle sagten, dass ich die Welt nicht mit einem Lied verändern könne. Vielleicht haben sie Recht, aber es ist einfach ein wunderbarer Songtitel.
Siehst du eine Entwicklung in deinen Texten aus der Zeit, als du 17 warst, zu heute?
Bei der ersten Platte habe ich ja nur sieben Texte beigesteuert, bei der E.P. dann schon alle. Es hat sich viel verändert, ich habe mich einfach weiter entwickelt und meine Interessen haben sich verlagert. Mit 17 habe ich zum Beispiel Camus und Dostojewski gelesen – Autoren, die ich heute noch schätze, aber ich lese jetzt lieber Bücher über Rock’n’Roll, über die REPLACEMENTS und HÜSKER DÜ, aber auch Bücher über Autismus. Dazu viele Dinge, über die ich im Internet stolpere. Die Welt hat sich einfach verändert. Aber ich verwende immer noch die gleichen Stilmittel wie Sarkasmus, Humor oder Ironie. Die Leute verstehen nicht immer, was ich eigentlich sagen will, aber alles, was ich je gesagt habe, ist immer noch hier drin, in meinem Kopf. Was mich heute interessiert, sind eben Politik und soziale Themen. Mein Verständnis von Verantwortung hat sich im Vergleich zu früher stark verändert. Ich kenne heute außerdem viele Menschen aus anderen Ländern, mit 17 kannte ich kaum jemanden. Was dort passierte, war mir egal, aber heute ist das anders. Ich war in Japan und was dort gerade passiert, berührt mich wesentlich stärker, als wenn ich nie dort gewesen wäre. Ich habe die Auswirkungen von solchen Verwüstungen nicht verstanden. Klar, die Verwüstungen von Hiroshima und Nagasaki waren mir klar, aber nicht, welche Zerstörung etwas so simples wie ein Erdbeben oder eine größere Welle anrichten kann, vermischt mit der gefährlichsten und unverantwortlichsten Energiequelle, die es je gab: Atomreaktoren. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als das World Trade Center einstürzte. Zwei Wochen vorher bekam ich mit der Post eine Platte, die ich bei eBay ersteigert hatte, und der Absender schickte sie aus dem WTC. Ich habe ihn noch einmal angeschrieben und nie eine Antwort erhalten. Ich kannte diesen Menschen nicht persönlich, aber es war schon ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, dass er vermutlich dort starb. Das Internet hat uns alle wirklich näher gebracht, auch auf verschiedenen Ebenen. 1980 oder ’81 war ich total auf Orange County und mein Leben dort fixiert. Heute ist mein Verständnis von der Welt viel erwachsener und viel stärker entwickelt als damals. Ich habe eine viel aktivere Rolle eingenommen.
Es heißt, dass ihr auf der kommenden Tour auch nach Japan wolltet. Gilt das immer noch?
Ich habe unserem Booker Tom gesagt, dass wir es absagen sollten. Um ehrlich zu sein, man geht auf Tour, um Geld zu verdienen. Wir können es uns nicht leisten, nicht mal die Anfahrtskosten rauszubekommen. Und zur Zeit sollte Geld nach Japan hineinfließen und nicht aus dem Land heraus. Ich finde es einfach nicht angemessen, nach Japan zu fahren und dafür irgendetwas zu verlangen. Wenn wir in Australien wären und könnten für ein paar kostenlose Gigs nach Tokio fliegen, wäre das in Ordnung, aber wir können nicht 35 Euro Eintritt oder so für ein Konzert verlangen, angesichts des Leidens der Menschen dort, das wäre nicht fair. Wenn wir die Kosten auffangen könnten, würden wir fahren.
Kalifornien liegt ja wie Japan auch auf dem pazifischen Feuerring.
Ja, wir haben durch die pazifische Platte die gleiche Gefahr durch Vulkane und Erdbeben.
Wie viele Atomkraftwerke habt ihr in Kalifornien?
Zwei. Und beide sind noch in Betrieb. Jetzt fragen sich die Leute natürlich, ob sie ein Erdbeben überstehen könnten. Als sie gebaut wurden, legte man sie für ein Erdbeben der Stärke 7,0 aus und wir hatten neulich eines der Stärke 6,9 in San Francisco, was verdammt nah dran war. Wir könnten hier – wie in Japan – locker ein Erdbeben der Stärke 9,0 haben, was auch zu einer Kernschmelze führen könnte. Das ist kein angenehmes Gefühl. Es gibt jetzt Diskussionen über mögliche Gefahren. Aber ich denke nicht, dass sie geschlossen werden, weil die Betreiber dieser Atomkraftwerke damit ja jede Menge Geld verdienen. Geld regiert nun einmal die Welt, und Verantwortung und gesunder Menschenverstand werden dadurch einfach ausgeblendet.
Sind die ADOLESCENTS für dich und die anderen noch ein Hobby oder bedeutet die Band mehr für euch?
Für mich persönlich war und ist die Band ein Hobby, weil ich damit nicht meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Ich brauche einen richtigen Job, wobei das in den USA noch nicht bedeutet, dass man auch krankenversichert ist. Der Job, den ich habe, zahlt die eine Hälfte meiner Krankenversicherung, die andere trage ich. Wenn ich nur Musik machen würde und ständig auf Tour wäre, könnte ich mir das nicht leisten. Vier weitere Menschen, meine Frau und meine drei Kinder, verlassen sich auf mich. Verlassen sich darauf, dass ich Geld verdiene, dass ich die Rechnungen bezahle und dass sie zum Arzt gehen können, wenn es nötig ist. Mit der Musik alleine, selbst wenn es für mich reichen würde, könnte ich all dies niemals gewährleisten.
Das „Blaue Album“ wird ja heute als ein Klassikeralbum gesehen. Ist das eine Bürde für die Band?
Ich denke schon, dass es eine Bürde ist, denn als wir die Platte aufgenommen haben, wollten wir eigentlich nur, dass die Leute, die wir kannten, sie gut finden würden. Wir haben nie erwartet, dass sie so populär werden würde, wie sie es dann tatsächlich geworden ist. Seit dieser Zeit, wie du es am Anfang auch getan hast, erwarten die Leute, dass alles, was ich mache, genauso klingt, oder sie vergleichen es zumindest damit. Wenn das „Weiße Album“ der BEATLES mit „Meet The Beatles“ verglichen wird, ist das nichts Besonderes. Oder wenn „Let It Bleed“ und „Their Satanic Majesties Request“ mit den frühen ROLLING STONES-Platten verglichen werden, meckert auch niemand. Wir sind aber nur die ADOLESCENTS, denen niemand eine Entwicklung zugetraut hätte. Man erwartet eher, dass wir wie BAD RELIGION immer die gleichen Songs aufnehmen, vielleicht mit besseren Harmonien. Wir mögen alle Popmusik, aber waren nie eine Hardcore-Band. Wir kommen zwar aus der Hardcore-Bewegung, haben aber immer Punk gespielt. Je nachdem, wie die Leute es sehen wollen.
Welches ist dein Lieblingsalbum unter all den Platten, die du mit anderen Bands aufgenommen hast?
„Purple Reign“, das letzte Album, das wir mit den FLOWER LEPERDS aufgenommen haben, mag ich gerne, obwohl es auch ein paar nicht so gute Momente hat. Ich liebe das ADZ-Album „American Steel“, eine großartige Platte, die ich wirklich liebe. Ich mag „OC Confidential“ und ich mag unser neues Album, obwohl ich wie du Anlaufschwierigkeiten mit den Songs hatte. Als wir die Lieder vor den Aufnahmen probten, musste ich mich erst einmal darauf einstellen. Das muss ich übrigens mit allen neuen Liedern machen, bis ich mich mit ihnen wohl fühle. Das ist jedes Mal eine Herausforderung für mich.
Gibt es Lieder, auf die du keine Lust mehr hast?
„Word attack“ wäre so ein Lied. Einige Lieder waren okay, als sie entstanden, aber sie waren eben nur mittelmäßig. Ich will Songs wie „Kids of the black hole“ spielen, die lang, strukturiert und kompliziert sind, etwa „OC confidential“ oder das letzte Lied auf der neuen Platte. Ich will Lieder spielen, die für mich interessant klingen, mit vielen Refrains, die sich überschneiden, das macht mir Spaß!
War die frühe Orange-County-Szene rückblickend wirklich so toll, wie es heute dargestellt wird oder wird da einiges mystifiziert?
Es war richtig klasse. Es gab so viele gute Bands zur gleichen Zeit. Es entstand so viel gute Musik in einem so kleinen geografischen Gebiet und das alles auf einmal. Es gab BLACK FLAG, die aus der South Bay kamen, was für mich eigentlich schon Los Angeles war. Dann gab es die DESCENDENTS, die ADOLESCENTS, TSOL, MIDDLE CLASS, AGENT ORANGE, SOCIAL DISTORTION. Es gab so viele fantastische Bands, die aus einer kompakten, vielleicht 30 oder 40 Quadratmeilen großen Gegend kamen. Es war ziemlich cool.
War das ein großes Netzwerk von Freunden oder gab es auch Eifersüchteleien unter den Bands?
Es gab beides. Wir waren selbst nicht eifersüchtig auf andere Bands, aber wir waren alle Jugendliche. Es herrschte schon eine Art Wettbewerb zwischen den Bands, aber es gab auch großen Zusammenhalt. Keiner von uns hätte überleben können, wenn wir nur gegeneinander gearbeitet hätten. Es gab eine Art Wettbewerb, aber es hatte einen freundschaftlichen Charakter. Es war auch sehr familiär. Wenn jemand aus dem Publikum oder jemand von der Straße kam und einen von uns anmachte, wandte sich jeder rasch gegen diese Person. Ob es nun die Polizei war, irgendwelche Nachbarn, die sich beschwerten oder eine Gang, die Streit suchte. In solchen Momenten war die Konkurrenz zwischen den Bands vergessen und man ging vereint gegen diese Leute vor.
Seid ihr noch in Kontakt mit Leuten von damals? SOCIAL DISTORTION sind ja inzwischen recht berühmt.
Ja, Johnny Two Bags, der inzwischen bei SOCIAL DISTORTION spielt, war letzte Woche bei einer unserer Shows und er hat auch ein paar Gitarrensounds zu „OC Confidential“ beigesteuert. Mit Mike sprechen wir regelmäßig. Desgleichen mit THE OFFSPRING und PENNYWISE. RANCID bieten uns ständig an, Shows mit ihnen zu spielen. Wir haben da noch eine Menge Kontakte. BAD RELIGION fragen auch regelmäßig, ob wir mit ihnen spielen wollen.
Als du angefangen hast, bei den ADOLESCENTS zu singen, wart ihr da schon Freunde oder habt ihr euch dadurch erst kennen gelernt?
Das war 1979. Ich kannte Steve schon vorher. Frank habe ich durch Steve kennen gelernt und bin seitdem mit ihm befreundet. Alle Musiker vom „Blauen Album“ und von allen Line-ups seitdem sind befreundet. Man weiß ja nie, wann sie wieder in der Band spielen werden. Das ist alles offen: Frank will nicht reisen, Rikk kann nicht reisen, er darf nicht nach Europa einreisen, und auch Casey kann nicht reisen, er ist zur Zeit mit dem Gesetz in Konflikt. Was die Band betrifft, ist er im Augenblick draußen, aber was unsere Freundschaft angeht, gibt es da keine Probleme.
In Glen E. Friedmans Bildband „Fuck You Heroes“ gibt es ein altes Foto von dir. Erinnerst du dich daran?
Ja, das war im Marina Skate Park, und einer von den Jungs, die da hinter mir tanzen, ist Marc Alva, der Bruder von Tony Alva, dem berühmten Skateboarder. Er hatte damals auch eine Band.
Wie viel von dem jungen Tony auf dem Foto steckt heute noch in dir?[/b]
Alles, haha. Früher war es so, dass ich immer in Bewegung war. Ich war derjenige, der etwas zu sagen hatte, dachte ich. Was andere dachten, war mir ziemlich egal. Inzwischen denke ich nach, bevor ich reagiere. Es interessiert mich, was mein Gesprächspartner sagt. Ich bin viel mehr an anderen Menschen interessiert als früher.
Auf dem alten Foto siehst du wütend aus, auf aktuellen sehr zufrieden.
Ich bin auch wirklich zufrieden und glücklich, womit ich nicht sagen will, dass ich nicht mehr wütend bin. Ich bin nicht die ganze Zeit wütend, aber ich habe einfach gelernt, meine Wut besser zu kanalisieren als damals. Wobei ich denke, dass ich auf besagtem Foto eher traurig, verwirrt und deprimiert als wütend aussehe.
Du bist auch in einem Film mit dem Titel „The Other F Word“ zu sehen. Wovon handelt der?
Der Film ist noch nicht in die Kinos gekommen, soweit ich weiß. Der Film behandelt das Thema von Punkrockern, die auch Väter sind. Ich komme nur kurz vor. Dann kommen noch Ron Reyes von BLACK FLAG, Fat Mike, Josh Freese, Duane Peters und viele andere zu Wort. Es geht darum, wie es ist, die Autoritätsperson in einer Familie zu sein, wenn man früher die Einstellung „Fuck authority!“ vertreten hat. Ich finde das lustig. Am Anfang des Films heißt es, dass es eine „Coming of mid-age story“ sei.
Was sagen denn deine Kinder, wenn du Songs wie „I hate children“ singst?
Sie verstehen das. Ich bin damals mit dem Bus gefahren und da saß dieser Mann, ein Vater, und erklärte lautstark, wie sehr er Kinder, seine Kinder, hassen würde. Davon handelt der Text. Das hat mich damals so wütend gemacht und macht es noch heute, dass es Menschen gibt, Eltern, die diese Rolle einfach nicht verdienen.
Dann habe ich den Text jahrelang missverstanden.
Da bist du nicht der Einzige. Mir haben schon viele Leute gesagt, dass sie den Song mögen, weil sie Kinder hassen würden, haha.
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