AVENGED SEVENFOLD

City Of Evil CD

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Warum ich das in ein Review zum neuen AVENGED SEVENFOLD schreibe? Nun ja, ich hätte auch sagen können "Irren ist menschlich". Denn als ich das Review zum letzten hervorragenden DEATH BY STEREO-Album schrieb, entfuhr es mir, dass die amerikanischen Punk-Hardcore-Metal-Jünger von AVENGED SEVENFOLD peinlich geworden seien.

Dies rührte daher, dass ich zu dem Zeitpunkt nur das Cover des neuen AVENGED SEVENFOLD-Albums und einen Song daraus kannte. Anhand des Covers - es zeigt ein auf einem fliegenden Pferd reitendes Monster, das ein Schwert in Richtung des Betrachters hält.

Nun, es kam anders und hiermit widerrufe ich meine Aussage. Zum neuen AVENGED SEVENFOLD-Album ist zu sagen, dass es einen kaum überrascht, dass das Majordebüt der Herren wesentlich fetter, ausproduzierter und gewaltiger klingt als die ersten beiden Alben "Sounding The Seventh Trumpet" und "Waking The Fallen".

Es ist aber nicht nur die wuchtige Produktion, die zu gefallen weiß. Vielmehr sind es die Verspieltheit der fünf Jungs, ihr Hang dazu, sehr melodische Parts mit harten abzuwechseln, ihr Händchen für Wechselspiele aus extrem melodischen Refrains und druckvollen Strophen und auch ihr Sinn für Vielseitigkeit, die mir an "City Of Evil" gefallen.

Man hört extrem melodische Metalgitarren, die sich, wie z. B. in "Burn it down", mit druckvollen Strophen abwechseln, die wiederum ein ums andere Mal in gute Refrains münden, etwa in "Trashed and scattered".

Dabei muss man AVENGED SEVENFOLD anrechnen, dass ihre Songs immer wieder überraschend sind. Will heißen, wenige folgen dem altbekannten Strophe-Refrain-Strophe-Muster. Die Band baut viele Breaks, Soli und Melodiebögen ein und hält somit einerseits den Hörer bei Laune und drückt andererseits die Spielzeit der Songs gerne mal auf sechs bis acht Minuten.

Ferner werden AS auch mal ganz ruhig, arbeiten Piano oder sogar eine Flamenco-Gitarre ein, was zunächst etwas befremdlich wirkt, sich nach ein, zwei Durchläufen der Platte aber bessert. Was mir an "City Of Evil" aber besonders gut gefällt, ist wie selbstverständlich, ja vielleicht sogar wie dreist diese Band mit Metal und Hardrock flirtet.

Dass dabei - vor allem dann, wenn die Gitarren sehr in Richtung Alter-Schule-Metal gehen, und auch, wenn die Herren ganz ruhige Momente anschlagen - der Kitsch oft Überhand nimmt, lässt sich nicht von der Hand weisen.

Und das könnte auch der Grund sein, warum der eine oder andere von "City Of Evil" vor den Kopf gestoßen werden könnte. Denn auch, wenn AVENGED SEVENFOLD insgesamt hart und markant klingen, so hat "City Of Evil" doch auch sehr zahme Momente, an denen das Album extrem poliert wirkt.

Dies ist z. B. bei "Seize the day" der Fall, einer von Piano und Akustikgitarre untermalten Schmalzballade, bei der Sänger M. Shadows nur so dahin schmilzt (wer hier an "November rain" von GUNS'N'ROSES denkt, liegt nicht gänzlich falsch).

Oder auch bei "Sidewinder", einem etwas härteren Song als "Seize the day", dem es aber ebenso wenig an Schmalz, Eingängigkeit und Hardrock-Appeal mangelt. Sei es drum, unterm Strich gefällt mir "City Of Evil" richtig gut, denn am Ende überwiegt hier eine gelungene Mischung aus Hardrock, Metal, Punk und Hardcore.

Eine Band, deren Hang zum Kitsch an vielen Stellen gerade ihre Stärke ist, vorausgesetzt man steht "City Of Evil" mit einem Augenzwinkern gegenüber. (72:53) (08/10)