AVENGED SEVENFOLD

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Von Fünfen, die auszogen, Metaller zu werden

Es ist interessant zu sehen, wie sich musikalische Trends in den USA und England vollziehen. Oft werden in beiden Regionen Bands in den Mittelpunkt des öffentlichen Geschehens gespült, die auf dem europäischen Festland noch vergleichsweise unbekannt sind. Ein solcher Fall sind AVENGED SEVENFOLD, die in den USA längst in 10.000er Hallen spielen und in Großbritannien in nur wenig kleineren Etablissements auftreten. In beiden Ländern wird zwar ein massiver Hype um die Band aus Kalifornien gemacht, mir hat es der Sound des Quintetts trotzdem angetan. Ihr 2005er Album "City Of Evil" wirkt auf mich wie die fast perfekte Synthese aus schmalzigem Rock à la GUNS'N'ROSES, METALLICA-lastigen Songs und energischem Caly-Punk. Außerdem hat die Band sich ihren Ruhm in meinen Augen verdient, denn mit "Sounding The Seventh Trumpet" und vor allem "Waking The Fallen" haben AVENGED SEVENFOLD bereits sehr überzeugende Alben vor "City Of Evil" veröffentlicht. Dazu kamen unzählige Touren, die die Band gespielt hat, ehe sie zu einer die Medien dominierenden Band wurde. Erfreulicherweise ergab sich die Möglichkeit, mit AVENGED SEVENFOLD-Bassist Johnny Christ zu sprechen. Schöne Aspekte des Interviews waren, dass er ein lockerer, umgänglicher Typ war, der keine Rockstarallüren zeigte. Unschöner Aspekt war allerdings, dass er eine kaum befriedigende Meinung zu einem in jedem Falle abzulehnenden Krieg äußerte und sich keine Gelegenheit gab, das Gespräch an der Stelle weiter zu führen, weil für ihn das nächste Interview anstand.


Nachdem ihr in den USA mit "City Of Evil" zu einer enorm bekannten Band geworden seid, wie lief eure im März absolvierte Europatour?


Man muss zwischen dem europäischen Festland und Großbritannien unterscheiden, denn dort sind wir ähnlich bekannt wie in den USA, spielen also in großen Clubs und Konzerthallen. Auf dem Festland spielten wir in kleinen Clubs und die Shows waren etwas, wenn auch nicht viel besser als unsere ersten Festland-Dates 2005. Wir müssen hier noch eine Fanbase aufbauen. Und ich denke, sie entsteht nach und nach. Dennoch ist es ein gemischtes Gefühl, in diesen kleinen Clubs zu spielen.

Gemischtes Gefühl?

Versteh mich nicht falsch, uns missfällt es nicht, in kleinen Clubs zu spielen. Diese intimen Konzerte sind cool, weil wir da allabendlich eine familiäre Atmosphäre zwischen uns und unseren Fans aufbauen können. Nichtsdestotrotz fühlten wir uns wie vor Jahren in den Staaten, als es darum ging, AVENGED SEVENFOLD aufzubauen, und wir von einem kleinen Club in den nächsten zogen. Dieses Gefühl, einige Jahre zurückgesetzt zu werden, war komisch, aber nicht negativ. Die Mischung aus coolen Clubkonzerten und diesem Gefühl, das habe ich gemeint.

Ein Aspekt, der mir an "City Of Evil" besonders gut gefällt, ist, dass fast alle Songs spannend sind in dem Sinne, als dass die Abfolge der Songparts überraschend ist. Ihr integriert beispielsweise ein Solo oder einen Midtempo-Part an Stellen, wo man das nicht erwartet.

Da viele unserer Songs sechs bis sieben Minuten Spielzeit lang sind, wäre es doch fatal, eine sich wiederholende Part-Abfolge zu spielen. Damit würde man einen Song unglaublich langweilig machen. Deswegen versuchen wir seit jeher, überraschende Wechsel zwischen den Parts vorzunehmen, so dass die Hörer Freude an den Stücken haben und vor allem nicht gelangweilt sind.

Ein zweite Sache, die ich an "City Of Evil" mag, ist eure nahezu schamlose Mischung von Metal-, schmalzigen Rock- und Punkrock-Elementen. Was hörst du lieber, Metal oder Punkrock?

Schwer zu sagen, ich komme aus dem Metal und wurde als Jugendlicher sehr stark von METALLICA und GUNS'N'ROSES beeinflusst, bevor ich zum Punkrock kam. Grundsätzlich höre ich beides gerne, wobei ich eine besondere Vorliebe für METALLICA habe, weil ich denke, dass sie zeitlos sind. Als Band wollten wir schon immer beide Seiten - Punkrock und Metal - musikalisch vereinen. "City Of Evil" trägt nun mehr als Elemente von METALLICA und GUNS'N'ROSES in sich und nicht so viele Punkrock-Elemente wie unsere vorangegangenen Alben "Sounding The Seventh Trumpet" und "Waking The Fallen". Dadurch, dass METALLICA- und GUNS'N'ROSES-Einflüsse auf dem Album stark präsent sind, sich aber immer noch mit gewissen Punkrock-Strecken mischen, entsteht die von dir angesprochene Mischung. Meiner Meinung nach sollte man nicht so viel Scheu davor haben, Metal mit Punkrock zu mischen. Denn beides sind Musikstile, die man vereinen kann.

An einigen Stellen habe aber auch ich, obwohl ich eure Metal-Punkrock-Mischung mag, das Gefühl, dass sie etwas überzogen, zu cheesy wirkt.

Haha, ich weiß, was du meinst. Mir ist vollkommen klar, dass die Mischung klischeelastiger Metal-Soli mit Punkrock an manchen Stellen übertrieben wirkt. Und hey, genau diese Stellen wollten wir auf dem Album behalten, weil wir als Band über sie lachen können. Nimm den Refrain von "Beast and the harlot", wir lösen eine harte Strophe in einen übermelodischen, fast süß wirkenden Refrain auf. Solche Songs nehmen wir natürlich selber mit einem Augenzwinkern.

Spielt Ironie denn eine Rolle auf "City Of Evil"?

Ironie ist das falsche Wort. Parts wie der, den ich dir gerade beschrieben habe, sollen zeigen, dass wir Spaß an der Sache haben, die Songs sollen aber dennoch nicht ironisch wirken. Wir haben uns gute neun Monate Zeit gelassen, um das Album zu schreiben und aufzunehmen. Dadurch, dass wir uns intensiv mit den Stücken beschäftigten, sind wir beim Schreiben der Songs immer weiter ins Detail gegangen. Dabei haben wir immer wieder Parts eingebaut, die uns selber zum Lachen brachten. Einerseits, um uns zu unterhalten, andererseits, um die Fans zu unterhalten. In meinen Augen ist das keine Ironie, wir sind nur nicht immer ganz ernst.

Auf einem eurer T-Shirts ist eine Amerika-Flagge zu sehen, warum?

Dass wir die amerikanische Flagge in das T-Shirt-Design integriert haben, hat keinen politischen Hintergrund. Neben der Flagge ist natürlich auch unser Bandname auf das T-Shirt gedruckt und beides zusammen symbolisiert, dass wir mit AVENGED SEVENFOLD unseren persönlichen amerikanischen Traum realisiert haben. Diese Band ist bekannter geworden, als wir uns jemals zu träumen gewagt haben, und unsere Idealvorstellung, dass wir alle eines Tages in einer Rockband spielen würden, hat sich durch jahrelange harte Arbeit endlich erfüllt. Die Flagge ist somit kein Pro-Bush-Statement oder ähnliches.

Wie ist deine Meinung zu Bush und seiner Politik?

Ich bin weder Republikaner noch Liberaler. Und ich werde an dieser Stelle keine Partei ergreifen, um den Krieg im Irak zu verteidigen oder anzugreifen. Viele Freunde von uns sind beziehungsweise waren im Irak stationiert. Was sie dort durchmachen, ist hart und ich denke, dass man - ganz gleich, ob man für oder gegen diesen Krieg ist - würdigen sollte, dass diese Menschen dort ihr Leben einsetzen. Deswegen haben wir ihnen den Song "M.I.A." auf "City Of Evil" gewidmet. Man kann sie in meinen Augen nicht für diesen Krieg verantwortlich machen.

Warum keine konkrete Stellung dazu beziehen? Bist du für oder gegen den Irak-Krieg?

Ich weiß es nicht. Viele Dinge sprechen gegen, einige für diesen Krieg.