Die kalifornische Band meldet sich mit ihrem achten Studioalbum zurück und Bassist Johnny ist die große Zufriedenheit mit dem Ergebnis von vier Jahren Arbeit deutlich anzumerken – noch mehr allerdings die Vorfreude auf die anstehende Tour.
Johnny, puh! Vier lange Jahre und „Life Is But A Dream“ ist fertig – wie geht’s dir und bist du jetzt eher erleichtert oder erschöpft oder einfach nur froh, bald damit auf Tour gehen zu können?
Vor allem bin ich ziemlich gespannt. Das ware wirklich eine lange Zeit und es überwiegt die Aufregung, die Platte endlich rausbringen und ein neues Kapitel in unserer Bandgeschichte aufschlagen zu können. Vor allem aber freue ich mich auf die Proben für die Tour. Ich bin wie viele andere kein Studiomensch, ich brauche die Musik draußen und will eben das machen, was ich am besten kann, rausgehen und Bühnen abreißen und ja, ich bin ready dafür!
„Life Is But A Dream“ wird beworben als „zeitloses Kunstwerk, das sich über alle Genres erstreckt“. Und tatsächlich hatte ich schon beim ersten Hören Dutzende Filme und Soundtracks im Ohr, die man gut und gerne um den einen oder anderen Song eures Albums ergänzen könnte. Wie sind sie entstanden? Ihr habt euch getroffen, Bücher von Albert Camus gelesen, Drogen genommen und dann losgeschrieben?
Tatsächlich lief es, wie es bei uns immer läuft. Nachdem unsere Tour damals in 2018 wegen Mats gesundheitlichen Problemen abgebrochen werden musste, kamen wir erst einmal alle wieder nach Hause, verbrachten Zeit mit Freund:innen und Familie und setzten uns dann auch sehr bald dran – über den Jahreswechsel ging es los und wir wollten uns diesmal wirklich selbst herausfordern und viel Neues probieren. Wir hatten ohnehin immer schon mit verschiedenen Genres experimentiert und mit anderen geliebäugelt und fragten uns natürlich auch, was unseren Fans gefallen würde und wie wir unser Vermächtnis würdig fortsetzen könnten. Wir wollten alles, was wir zu dieser Zeit im Ohr hatten, irgendwie zusammenführen, gleichzeitig über den Tellerrand schauen und ebenso alles ausprobieren, was auch immer wir wollten – und dabei einfach wirklich gute Songs daraus machen. Und klar, ich bin sehr gespannt auf die Resonanz und die Meinung anderer, aber für mich klingt das Album so, als wäre uns das wirklich, wirklich gut gelungen. Das muss man auch einfach mal so sagen können.
Vor ein paar Jahren sagte Mat in einem Interview, eine Tour als Support für METALLICA sei wie Krieg und dass er es nie wieder machen würde. Du hingegen schienst eher begeistert und sagtest etwa, du hättest unglaublich viel gelernt. Was war das konkret und warum ist eure Auffassung so unterschiedlich? Habt ihr darüber jemals mit METALLICA gesprochen?
Dazu muss man vermutlich erst einmal die verschiedenen Zeitpunkten der Touren unterscheiden. Als wir sie 2006 auf der Europatour begleitet haben, waren wir noch ziemlich jung, 2017 waren wir dann nach viel Hin und Her schließlich als Support auf der riesigen „World Wired“-Tour von METALLICA dabei. Zu der Zeit waren wir selbst schon relativ groß und es fühlte sich einfach komisch an. Das Publikum war extrem fokussiert auf den Headliner, vielleicht noch mehr als bei anderen Bands, und wir haben beschlossen, dass wir kein Support-Act mehr sein möchten – nicht einmal für die ehrenwerten und großen METALLICA. Klar, es war der Wahnsinn, in diesen riesigen Stadien zu spielen, allerdings konnten wir unsere Show einfach nicht richtig performen, wir waren eben regelrecht die zweite Geige und fühlten uns auch genau so. METALLICA selbst haben das letzte Mal so eine maximal ähnliche Rolle gehabt, als sie die große Co-Headliner-Tour mit GUNS N’ ROSES 1992 gespielt haben – die wussten auch einfach nicht mehr um das Gefühl und das Setting, das man als Support-Act hat. METALLICA verdienen großen Respekt, sie sind eine große Band und haben viel geleistet und machen das erfolgreich seit vierzig Jahren. Auch für uns haben sie viel gemacht, die Tour war enorm und sicher konnten wir auf dem großen Parkett viel sehen, erleben und lernen, das erkenne ich ohne Einschränkung an.
Schnell zwischendurch: Hast du ihre neue Platte gehört?
Doch, ja Und ich mag sie! Es ist einfach METALLICA, Riff auf Riff auf Riff auf Riff. Ich liebe es.
Ich habe hier mein altes Shirt von der „Use Your Illusion“-Tour 1992 rausgekramt und weiß, dass du immer noch großer Fan von Duff McKagan bist. GUNS N’ ROSES touren ja ebenfalls wieder und ich habe mich gefragt, wie deine Haltung zu solchen Reunions ist, gerade im Fall von legendären Bands. Vielleicht betrifft dich das Thema ja selbst irgendwann ...
Tatsächlich ist das ja irgendwie immer wieder ein Thema und ich kann hier vor allem zuerst von mir selbst sprechen und ja, vielleicht komme ich ja auch mal in die Situation, wer weiß. Aber was ich glaube und wovon ich fest überzeugt bin, ohne genau die Umstände zu kennen, ist, dass jedes Ende auf irgendeine Weise einfach nötig ist und gebraucht wird. Und zwar vor allem von den Bands selbst. Und Zweifel sind normal, neue Lebensumstände zu prüfen ganz genauso. Mit Tom Bradys Comeback in die NFL war es ja ähnlich: Er hat einfach gemerkt, dass er Football viel zu sehr braucht und er wieder aufs Feld möchte. Und so wird es Vollblut-Künstler:innen ebenso gehen, denn du weißt ja gar nicht, was dir fehlt, bis es schließlich nicht mehr da ist. Und es ist sicherlich unglaublich hart, seinen Lebensinhalt einfach loszulassen. Was ist denn dein Ziel und Lebensinhalt? Es ist nun einmal Entertainment und so was lässt sich nur schwer ersetzen und die Entscheidung sollte jeder und jedem selbst überlassen sein. Wer bin ich schon, um darüber zu entscheiden, ob diese Menschen genug erreicht haben und fertig sind? Sie machen Musik, sie sind verdammt gut, also lasst sie Musik machen, solange sie wollen.
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