Oh, oh, wenn sie sich damit mal nicht die Gunst einiger ihrer treuesten Fans versauen: Die BELLRAYS haben auf ihrem neuen, fünften Album nämlich direkt ein paar mehr Gänge zurückgeschaltet, als manch einer ihnen zugestehen wird.
Less Noise, more Soul scheint die neue Devise zu lauten, und somit ist "Have A Little Faith" vor allem eins: Soul. Insgesamt ruhiger, irgendwie poppiger und eben noch viel, viel souliger als seine Vorgänger ist das neue Werk der Band aus Los Angeles geworden.
Eine Entwicklung, die ihnen, meiner Meinung nach, aber ganz hervorragend steht; die Gefahr, sich irgendwann zu wiederholen, bestand nämlich durchaus. Selbst bei dieser Ausnahmeband. Komplett neu erfunden haben sich die BELLRAYS natürlich nicht, die beiden Hauptzutaten, krachiger, grooviger Punkrock und souliger Garagenrock, sind immer noch dieselben.
Nur haben sie eben zugunsten einer größeren Portion Soul ihre lärmigen Gitarrenorgien um ein gehöriges Maß zurückgefahren. Und das, wie gesagt, mit Erfolg. Man höre sich da nur den Opener "Tell the lie", "Third time's the charm" und vor allem den Quasi-Titeltrack "Have a little faith in me" an, ein absoluter Übersong und potentieller Klassiker.
Einfach nur wunderschön. Aber keine Angst, ordentlich aufdrehen können die BELLRAYS nach wie vor, wie beispielsweise bei "Chainsong", "Pay the cobra" oder dem auf der Ox-CD zu hörenden "Snotgun".
Allesamt ganz große Garagenrocksongs, die so ziemlich allem Vergleichbaren ordentlich in den Arsch treten könnten. Dennoch würden die BELLRAYS mitterweile auch als so eine Art elektrisch verstärkter Gospelchor in einer kleinen, schäbigen Kirche funktionieren.
Hilfreich dabei wäre sicherlich der Gottglaube, dem zumindest Sängerin Lisa Kekaula anscheinend anhängt. Aber scheiß drauf, ich würde trotzdem hingehen, auch auf die Gefahr hin, auf der Türschwelle zu verbrennen.
Ja, Doppelmoral, ich weiß, aber angesichts dieser brillanten Platte sehe ich über den lieben Gott in der Dankesliste gerne hinweg. Hallelujah! (09/10) Auf der Ox-CD zu hören.
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