Weniger (Gitarren-)Lärm, mehr Musik! Weniger Schmutz, mehr ausgefeilte Produktion. Die BELLRAYS entdecken mehr und mehr die Wurzeln ihres Sounds, den sie um das bereinigen, was nach meinem Empfinden den eigentlichen Reiz der Band ausmacht: Lärm, Gitarren und dazu eine, genau genommen, stilfremde Stimme.
Passt man diesen stilistischen Unterschied an, bleibt nicht mehr viel übrig, was die Band zu einer Besonderen macht. Nun gut, die Dankesliste überspringen wir lieber, sollen sich andere einen Kopf darüber machen, wer hier wem dankt und welcher Weltreligion man angehören möchte.
Unbestritten bleibt, dass Lisa Kekaula eine herausragende Stimme hat, ebenso unbestreitbar wie die Einzigartigkeit einer Live-Performance, die diese Band auf einer Bühne abliefert. Denn live funktioniert die Mischung aus ruhigen Stücken und geballter Schrotladung aus Gitarre, Bass und Schlagzeug immer noch einwandfrei, wenn sie denn in ausgewogenen Maßen stattfindet.
Musikalisch ist das durchaus mit den altehrwürdigen BAD BRAINS zu vergleichen, die dann live eine Enttäuschung waren, wenn der Reggae-Anteil eines Konzertes mehr als 30% betrug. Auf Platte haben die BAD BRAINS es wohl wissend gar nicht erst probiert.
Bei dieser Platte der BELLRAYS beträgt der Anteil an ruhigen Songs, die auf frühen Detroit-Soul ausgebeint wurden, gefühlte 50%. Zuviel für meinen Geschmack, denn ich will nicht unbedingt die Musik meiner Vorväter nochmal hören, dafür kann ich alte Platten auflegen, die knistern wenigstens beim Abspielen.
Die Produktion ist sehr gut, aber es fehlen die herausragenden Hits, die diese Platte retten und zu einer wirklich guten machen. Der verbliebene Anteil an harten Songs ist leider nicht so herausragend, dass man den Rest vernachlässigen könnte, aber immerhin gerade noch so gut, um die Platte nicht völlig untergehen zu lassen.
Bleibt die Vorfreude auf die nächste Tour, denn live ist die Band immer noch eine Größe für sich. (05/10)
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