REVEREND HORTON HEAT

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Greetings From Texas

Dieser Rockabilly-Gigant aus Dallas war immer eine Klasse für sich. Während der letzten zwei Jahrzehnte hat er immer sein Ding gemacht, unabhängig von irgendwelchen Trends ein brillantes Album nach dem anderen herausgebracht und dabei auch noch getourt wie ein Verrückter. Und als ich jetzt die Chance hatte, ihn zum dritten Mal zu sehen - oder war es das vierte Mal? -, dachte ich, es wäre an der Zeit, ein kleines Gespräch mit dem guten Reverend zu führen. Und wir haben über eine ganze Menge Themen gesprochen, wie zum Beispiel Autos, Touren, Werbung, Eltern und Kleidung. Begleitet wird der Sänger und Gittarist von Jimbo, Kontrabass, und Drummer Scott Churilla.


Warum, glaubst du, seid ihr auch für Nicht-Rockabillys ein reizvolle Band?

Ich bin mir nicht wirklich sicher, aber ich bin froh, dass nicht nur eine Art von Leuten unsere Musik mag. Ich denke, es hat damit zu tun, weil wir aufrichtig und ehrlich sind, bei dem, was wir machen. Wir versuchen nicht krampfhaft einer bestimmten Richtung anzugehören, also gibt es auch keinen Dresscode auf unseren Konzerten, ob Rockabilly, Psychobilly oder Punkrock. Ich bin froh, dass es so ist.

Eure frühen Alben wurden noch auf Sub Pop veröffentlicht und waren so sicherlich auch für Leute außerhalb der Rockabilly-Szene interessant.

Das könnte etwas damit zu tun haben. Schon bevor wir 1992 die erste Platte auf Sub Pop "Smoke'em If You Got'em" herausbrachten, spielten wir in denselben Läden, in denen auch die anderen Bands des Labels spielten. Wir haben vor langer Zeit eine bewusste Entscheidung getroffen - eigentlich hab ich sie getroffen -, und zwar, dass wenn wir spielen, wir gutes Geld verdienen könnten. Bei Shows im Punkrock-Bereich bekommst du zwar weniger Geld als im Blues- und Rockabilly-Bereich, aber dafür sind sie sind um einiges wilder und energetischer. Und das war der Anreiz für uns dabei.

Es ist ja ziemlich untypisch für eine Rockabilly-Band, so viele eigene Songs zu spielen, normalerweise ist es doch eher halbe-halbe, also viele Cover-Songs ...

Das war eine Entscheidung, die schon früh gefallen ist. Ich hab in einer Band gespielt, TEDDY AND THE TALL TOPS, wir waren eine ziemlich großartige Rockabilly-Coverband, aber wir coverten nicht die üblichen Rockabilly-Sachen, sondern eher eine Menge obskures Zeug. Also dachten eine Menge Leute, die Songs wären von uns. Da dachte ich mir, warum nicht wirklich mal ein paar eigene Songs schreiben? Ich schrieb dann mehr traditionelle Rockabilly-, Country- und Blues-Sachen, aber dann rollte das Reverend Horton Heat-Ding an und wir entschieden uns, das Traditionelle auf Eis zu legen. Wir probierten eine Menge und vieles funktionierte nicht, aber wir haben einiges an Erfahrung mitnehmen können.

Du hast ein schickes Bühnen-Outfit. Ist deine Kleidung maßgeschneidert oder kaufst du die im Geschäft?

Ein paar von den Sachen sind maßgeschneidert, ein paar im Geschäft gekauft, halb und halb. Auf diesen Trip hab ein paar schwarze Hosen mitgenommen, die ich von einem wirklich netten Laden aus New York habe, der sehr von den 40er und 50er Jahren beeinflusst ist. Ich habe verschiedene Anzüge, sechs oder sieben sind maßgeschneidert. Der Typ, der die letzten zehn Jahre meine Anzüge gemacht hat, kommt aus Rumänien, lebte aber in Orange County, Kalifornien. Jetzt ist er nach Rumänien zurückgekehrt und ich weiß nicht, was ich tun soll. Es gibt noch die verdammt teuren Anzüge von Manuel, der macht die Westernanzüge für die alten Country-Sänger, aber diese Anzüge kosten 5.000 Dollar das Stück.

Du hast mit "Turkey gotta gobble" einen Song für die Supermarktkette Boston Market geschrieben, wie kam es dazu?

Es fing an mit unserem Song "Eat Steak" an. Sie verkaufen Steaks und fragten mich dann, ob nicht einen Song für sie schreiben könnte, also schrieb ich "Turkey gotta gobble". Ich hatte gemischte Gefühle dabei, weil man ja eigentlich nicht im Musikbusiness ist, um Werbejingles zu schreiben, aber andererseits war es gut, weil wir dadurch nicht so viel touren mussten. Das war ein Segen, denn seit wir letztes Jahr nicht mehr soviel getourt sind, bringen unsere Touren wieder mehr Geld, es war fast so, als würden wir dafür bezahlt, nicht zu spielen, haha. Ich meine, wir werden in die Geschichte eingehen als die am häufigsten tourende Band überhaupt. In den letzten zwei bis drei Jahren haben wir circa 200 Shows pro Jahr gespielt, jetzt spielen wir weniger, etwa 125, aber das ist immer noch Einiges.

Und 2002 benutzte das Daytona 500 Stock-Car-Rennen den Song "Like a rocket".

Ja, die haben den Song für eine Fernsehausstrahlung benutzt, solche Sachen kommen und gehen, es war quasi ein Ein-Tages-Vertrag, haha. Ich bin froh, dass sie es gemacht haben, aber ich denke nicht, dass es etwas gebracht hat. Aber das mit dem Boston Market war genauso wenig förderlich für unsere Karriere.

Aber es gibt auch ein paar ernste Songs auf dem "Revival"- und dem "Somewhere In Heaven"-Album. Geht es in dem Song "Indigo friends" um Heroin?

Ja, du musst wissen, dass Heroin Ende der 80er in Dallas richtig groß war, und es ist echt erstaunlich, wie viele Leute ich kenne, die daran gestorben sind, 25 bestimmt! So habe ich darüber nachgedacht und darum geht es in dem Song. Ich kann nicht glauben, dass diese Leute alle gestorben sind! Wirklich traurig, wirklich traurig ... Ein paar Songs handeln auch von meinen Eltern. Meine Mutter ist gestorben, kurz bevor wir das Album aufgenommen haben.

Letztes Mal, als ihr hier wart, so vor fünf bis sechs Jahren, haben wir über alte klassische Autos, die sie auf Kuba haben, gesprochen, und dass du dahin reisen wolltest ...

Mich als Amerikaner werden sie aber sicher nicht reinlassen. Ich glaube, dass sie Leuten aus anderen Ländern die Einreise gewähren, aber nicht Amerikanern. Ich würde gerne dahin reisen, weil sie diese Autos da immer noch fahren. Es ist halt Politik. Ich kann noch nicht mal kubanische Zigarren kaufen, verrückt. Vielleicht sollte ich diesen Autotick sein lassen, es kostet mich echt zuviel. Ich habe gerade erst meinen Shoebox Ford, ein 1954er Model, an einen Autosammler verkauft und jetzt ist das Auto im Peterson-Automuseum in einer Show über Rock'n'Roll-Gitarren und Autos. Sie haben meine Gitarre und mein Auto, und jetzt ist mein Auto weitaus mehr Wert, als damals, als ich es ihnen verkauft habe, haha. Die gute Nachricht ist, dass mein 32er Ford dieses Jahr fertig wird. Ich bin derzeit aber noch ungefähr 7.000 Dollar davon entfernt, ein fertiges Auto zu haben. Im Moment ist es ein Show-Auto, perfekt poliert, lackiert und verchromt. Ein wunderschöner Hot Rod. Danach ist mit Autos Schluss. Ich liebe alte Autos, aber am wichtigsten ist für mich immer noch, Gitarrist zu sein

Was hält deine Frau von deinem Hobby?

Sie sieht das relativ locker, das Problem ist eher meine Tochter. Ich hab gerade eine Tochter erst durchs College gebracht, alles super teuer. Aber ich habe noch eine andere Tochter und das College kommt für sie auch noch. Ich warte nur auf den Tag, an dem die Älteste kommt und sagt: "Papa, ich möchte heiraten! Du musst mir eine Hochzeit ausrichten." Ich werde es versuchen, vielleicht muss ich dann ein Auto für ihre Hochzeit verkaufen, haha.



Jens Kofoed-Pihl