Die Band um den gleichnamigen Frontmann mit Glatze gehört zu den erfolgreichsten Rock-Exporten Kanadas. Ihre Spezialität ist seit jeher das laute, schneidende, knallharte Gitarrenriff. Texte sind eher zweitrangig und eigentlich nur dazu da, um den Rock’n’Roll, die Liebe, den Sex und das Feiern an sich zu feiern. Warum DANKO JONES partout keine Revoluzzer-Platte machen wollen, obwohl sie Donald Trump im Nachbarland scheiße finden, das erklärten Danko und Bassist John Calabrese bei einer Berliner Gesprächsrunde zum neuen Album „Wild Cat“.
Ihr kommt bekanntlich aus Kanada. Habt ihr schon Freunden aus den USA Exil gewährt nach Trumps Wahl zum Präsidenten?
Danko: Nein. Aber wir haben mit vielen gesprochen. Und viele haben in den Tagen nach der Wahl tatsächlich angekündigt rüberzukommen ... Wobei das nicht so einfach ist. Wir lassen in Kanada ja auch nicht jeden rein, haha. Das ist ein ziemlich komplizierter Prozess. Viel Bürokratie. Wobei ich letztlich nicht weiß, ob das die US-Amerikaner überhaupt interessiert. Die meisten von ihnen sind ohnehin eher gestrickt nach dem Motto: „Hey, wir sind Amerikaner! Wir können überall hingehen!“ Und: „Warum ihr uns reinlassen sollt? Na, weil wir Amerikaner sind!“ Haha.
John: Die Internetseite der kanadischen Einwanderungsbehörde brach ja am Tag nach der Wahl zusammen. Die wollten alle rüber. Und die Kanadier lachten sich schlapp darüber – auch wenn sie natürlich aufgrund der Nachbarschaft zwangsläufig in alles hineingezogen werden, was in den USA passiert. Ich meine: Bei uns leben im ganzen Land weniger Menschen als allein in Kalifornien! Wie sollten wir die alle aufnehmen? Ganz klar: Die US-Amerikaner sind durch die Wahl auf dem harten Boden der Realität gelandet.
Eure Rockerkollegen 3 DOORS DOWN spielten bei der Amtseinführung Donald Trumps und bekamen dafür viel Schelte. Was sagt Ihr dazu?
Danko: Was ich dazu sage? Tja ... Sie sollen sich ins Knie ficken, haha! Ernsthaft! Warum sollte man da nett sein und um den heißen Brei herumreden? Sie sind scheiße! Punkt! Aus!
Nicht scheiße ist euer neues Album, „Wild Cat“. Ich würde sagen, es ist eine typische DANKO JONES-Platte geworden, sprich: Es wird dem Rock’n’Roll gehuldigt. Trotzdem, wäre angesichts der Weltlage und der Ereignisse vor eurer Haustüre nicht das erste politische Album eurer Bandkarriere fällig gewesen?
Danko: Nein. Das ist nicht unser Feld. Denn politische Alben sind immer zu sehr auf eine Zeit bezogen. Ich aber will zeitlose Platten machen. Sie sollen ewig halten und ewig hörbar sein. Hör dir doch mal all die Platten an, die damals in der Zeit von George Bush herausgebracht wurden, mit lauter Songs gegen ihn. Über die redet doch kein Mensch mehr. Und so ist es auch mit der aktuellen Situation. In zehn, zwanzig Jahren werden wir auf die jetzige Zeit zurückblicken und vielleicht denken: Ach ja, das war die Zeit, als Trump US-Präsident wurde. Wie war das noch mal? Aber das war es dann auch. „Wild Cat“ jedoch wird dann im Plattenschrank stehen und keiner wird sich bei dessen Anblick daran erinnern, in welchem Jahr oder zu welcher Zeit das Album herauskam – weil es nämlich uninteressant ist. Man wird es einfach herausziehen, auflegen und die Musik genießen.
John: Das heißt ja auch nicht, dass wir keine eine eindeutige Meinung zu solchen politischen Dingen haben. Natürlich haben wir die!
Danko: Eben. Ich bin beispielsweise bei den Protestmärschen gegen Trump mitgelaufen. Weil ich das wichtig fand. Das habe ich auch in den sozialen Netzwerken gepostet. Und da gehört es auch hin – weil es meine Sache als Bürger ist. Das sollen die Leute ruhig wissen. Aber es hat nichts mit der Band zu tun.
Nun ja, ein Stück wie „Revolution (But then we make love)“ trägt das Aufbegehren zumindest im Namen.
Danko: Es ist aber ganz anders gemeint. Es geht um das Gegenteil von Aufbegehren. Es handelt von einem Typen, der sich eigentlich gar kein bisschen für die Revolution interessiert und bei den Aktionen, die seine Freundin macht, nur denkt: „Ja, dann mach mal! Ist gut. Aber wenn wir damit fertig sind, dann haben wir endlich Sex, okay?“
DANKO JONES sind fest im Rock’n’Roll verwurzelt. Das neue Album beginnt entsprechend mit dem Song „I gotta rock“. Ihr singt das Loblied aufs Genre. Aber gibt es auch Momente, in denen ihr mit Rock’n’Roll gar nichts zu tun haben wollt?
Danko: Klar. Ich höre ja nicht nur Rock. Ich höre auch viele andere Musikstile. Rap, Jazz, Soul. Wäre das nicht so, dann wäre auch unsere Musik verdammt eintönig und langweilig.
John: Du kannst unmöglich immer nur an einem Genre festhalten. Dann wird es langweilig. Dann würde man doch klingen wie ... 3 DOORS DOWN, haha!
Danko: Ich liebe beispielsweise auch experimentelle Musik. So abgefahrenes Zeug. Das ist wie ein Erholungsraum, in dem ich mal abseits des Rock durchatmen kann. Für mich alleine wohlgemerkt. Dann mache ich zu Hause die Türe zu – und konzentriere mich ganz auf die Sache und entspanne.
Danko ist bei euch der Frontmann und der einzige Gitarrist. Habt ihr je darüber nachgedacht, einen zweiten Gitarristen mit in die Band zu holen?
John: Wir haben ein paar Shows mit befreundeten Gitarristen gespielt. Aber das war nie eine Option. Warum auch?
Danko: Es hätte keinen Mehrwert für uns. Vielleicht auf Platte, damit es fetter klingt. Aber ganz ehrlich: Was zählt, das sind doch die Live-Shows. Und die müssen nicht perfekt sein. Genau dafür geht man doch zum Konzert, um die Live-Version der Songs zu hören. Sonst könnte man sich ja auch zu Hause hinsetzen und die Platte hören. Und da gibt es dann keine Überraschungen.
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