DANKO JONES

Ein schwarzer Motherfucker mit fies bretternder Klampfe, der zudem noch den Soul mit der Schippe gefressen hat, dazu treibender Drumsound und ein blubbernder Killer-Bass. Mehr braucht es nicht, um es klischeelos auf die/an die Rock&Roll-Spitze zu treiben/zu schaffen... DANKO JONES heisst Kanadas Exportprodukt Nr. 1 in Sachen kompromissloser, fetter Rockmusik. Bereits überzeugt von der "I’m alive & on fire"CD auf Bad Taste Records, die zwar Songs aus den Jahren ´96 bis ´ 99 enthält, aber dennoch das Debütalbum darstellt, wurde ich live dann endgültig zum Fan. Im Vorprogramm der BACKYARD BABIES (warum auch immer...) letzten Herbst unterwegs, zeigte Senior Jones, dass der Support-Act nicht immer eine Klasse unter dem Headliner Flanken schiesst. Hier wurden Tore gemacht, und wie, und die Herren Poserrocker dabei mal schön zweistellig deklassiert. Schubladendenken stinkt Herrn Jones, was man an seinen bunten Roots merken kann. MINOR THREAT zählt er genauso selbverständlich als Einfluss auf wie 60er-Soul und 70er-Rock. Den Drive und Soundmantel des Ganzen vermag man sich vorzustellen, wenn man Henry Rollins "Get some-go again"kennt. Nicht weniger charismatisch und eher noch ein bisschen arschtretender kommt DANKO JONES daher. Die BBS-Aula in Trier war Ort des Geschehens, es wurde gelacht und gelabert, viel zu viel getrunken und wenn ich mein kretinöses Gelalle und die slanghaltigen Antworten meines Gegenübers halbwegs richtig übersetzt und interpretiert habe, kommt etwa das hier dabei raus.

Danko, eine Wahnsinns-Show, die ihr da abgeliefert habt. Im Gegensatz zu den BACKYARD BABIES. Deren lahme Poser-Rockscheisse konnte mich mal wieder überhaupt nicht überzeugen.

Also erstmal: Danke für die Blumen. Wenn jemand sowas sagt, ohne über mich auf die Gästeliste gerutscht zu sein, bin ich immer sehr erfreut. Leider kann ich dir nicht ganz zustimmen, was die BACKYARD BABIES betrifft. Wir haben zusammen letzten Juni ein Festival gespielt und dort wurden wir echt zu Fans der jeweils anderen Band. Als sie dann diese Tour hier vorbereitet haben und noch einen Support suchten, nahmen wir natürlich dankend an. Wir mögen die Jungs echt sehr und die Tour läuft auch verdammt gut, haha. Trotzdem danke für deine Ehrlichkeit...

Na gut... Punkrock im eigentlichen Sinne spielt ihr ja nicht. Im Vergleich zum, na ja, nenn ich´s mal Hardrock der BACKYARD BABIES, wisst ihr aber schon eher einem Punk-Publikum zu gefallen als dem Headbanger-Verein...

Ich denke, wir betreiben schon beide die gleiche Sportart und die nenne ich auch gerne mal einfach Rock´n´Roll. Das ist es auch, was ich sage, wenn mich jemand fragt, welche Musik wir machen. Punkrock, wenn es das denn wäre, erfordert einfach eine Attitüde und einen gewissen Style, meiner Ansicht nach. Meine Musik kommt sowohl von Ike & Tina Turner, Otis Redding, THIN LIZZY oder den ROLLING STONES. Tut mir schon gut, das Wort "Punk"im Zusammenhang mit meiner Person zu hören. Klar, ich komm ja auch irgendwie schon aus diesem Bereich, hab meine persönlichen Roots dort. Beispielsweise BLACK FLAG oder MINOR THREAT oder die BAD BRAINS. Aber das, was wir spielen, ist kein Punkrock. Definitiv! Und wenn es das doch ist, was man heutzutage Punkrock nennt, möchte ich mich vom Punkrock distanzieren, soweit das irgendwie möglich ist. Viele Leute glauben, Punk hat was mit "im Einkaufszentrum abhängen"und dort auch noch seine Platten kaufen zu tun. Oder mit Bands, deren Platten du ausschliesslich dort kaufen kannst. Das ist für mich auch kein Punkrock. Das ist es nicht, war es nie und sollte es auch nie sein. Das ist "Fucking Mid-Western White Trash Bullshit“. Sonst nix. Die wissen´s nicht besser. Und sollte das doch hier und heute Punk sein, dann nenn uns bitte nicht so. Das ist alles nur noch Merchandise-Zirkus. Business. Fuck. Wir existieren seit fünf Jahren und hatten noch nie einen Manager oder so. Wir machen alles alleine und zwar so, wie wir es für richtig halten und das seit Tag eins. Wenn du wissen willst, was ich als Punk bezeichne, im eigentlichen Sinne, dann nimm doch nur die ganzen Bands, die ständig dem letzten Hype nachrennen. Wir machen seit fünf Jahren diese Musik, die BACKYARD BABIES schon seit zwölf. Und damals hat sich für diese Musik niemand interessiert. Kurz: Sein Ding durchziehen, ob populär oder nicht, ist für mich nach wie vor Punk im eigentlichen Sinne.

Meine Rede. Geld verdienen darf jeder so viel er will, nur darf das Geld nicht aus dem Verkaufserlös der eigenen Seele kommen. Punk muss nicht gleichbedeutend mit Hungern sein.

Sieh mal, wir sind z.B. auch gute Freunde von den NEW BOMB TURKS, THE MAKE UP, NASHVILLE PUSSY und vielen anderen, mit denen wir auch schon getourt haben. Die denken alle anders, sehen die Dinge anders und machen auch verschiedene Arten von Musik. Aber mehr will ich auch gar nicht, als gute, abwechslungsreiche Musik hören. Schön natürlich, wenn man sich unterm Strich, was die Welt und die Herangehensweise angeht, auch noch einig ist. Punkt.

Genug Ursachenforschung und Rechtfertigungszwang. Was mir heute auffiel ist, dass Danko Jones ja doch irgendwie der Protagonist bei der ganzen Veranstaltung ist. Du stehst schon im Mittelpunkt, bist der "Mann"und machst die Show im eigentlichen Sinne. Dennoch ist es auch Danko Jones, der hinter dem Merchandise-Stand rumspringt und für´s Interview herhalten muss. Bist du die eigentliche Attraktion oder ist es schon mehr eine Band, eine Einheit?

Letzteres. Auf jeden Fall. John Calabrese, der Bassist, regelt fast alles für uns, macht die Touren klar, hängt am Telefon rum. Damon Richardson, unser Drummer, macht sein eigenes Ding, musikalisch, haha, arbeitet aber natürlich auch an allen Fronten mit. Jeder bringt was ein, auch eben nicht nur, was die Musik angeht. Darum geht´s ja auch, wenn du als Band, als Kollektiv was machst. Klar steh ich gerne im Rampenlicht und lass einen raushängen, versteh das nicht falsch, einer muss ja auch das "Aushängeschild"sein. Die Jungs wissen genau, wenn wir auf der Bühne stehen, konzentriert sich das Hauptaugenmerk schon auf mich, auf den Frontmann. Andererseits wissen wir intern, dass wir alle den gleichen Wert für die Band haben.

Viele Leute hier sind sehr von deiner Person, von deiner Ausstrahlung begeistert. Ist das typisch für´s deutsches Publikum, dass sie sich ihren Helden aus dem Kollektiv rausgucken, oder läuft es immer so, ist die Show auf dich ausgerichtet?

Das ist schon unterschiedlich. Auch von Land zu Land natürlich. Manche sehen Danko Jones, den Frontmann, der das Ganze antreibt, andere sehen sich die Band als Ganzes an und finden es cool. Wie dem auch sei, Deutschland ist auf jeden Fall immer eine Reise wert. Verrückte Shows, die Leute gehen ab und es macht immer Spass, hier zu spielen. Ich möchte auf jeden Fall so bald wie möglich wiederkommen. Versprochen.

Freut es dich denn, im Publikum so viele verschiedene Gruppierungen zu sehen, oder hättest du gerne ein bestimmtes Publikum?

Oh nein! Ich freue mich total, wenn ich Heavy-Metal-Fans, Punks, Normalos, Skinheads und so weiter im Publikum ausmachen kann. Das zeigt mir doch auch, dass die vielen Einflüsse, die ich so aufzähle, alle irgendwie rauszuhören sind und die jeweiligen Leute sich dadurch angesprochen fühlen.

Und die Texte? Ich meine, der "normale"Deutsche, wenn es den denn gibt, hört vielleicht gar nicht alles so genau raus. Die Themen bleiben einem, wenn man keine CD mit Textblatt besitzt, nach nur einer Live-Show doch meist ein Rätsel...

Ich singe über Sex, haha. Ausschkießlich. Das ist doch "What Rock´n´Roll is all about“, nur darum geht´s im Endeffekt auf diesem Planeten!

Meine Rede...

Bist du sicher, dass du die Scheisse hier irgendwie zu Papier bringen kannst?

Ich werd´s versuchen. Wie immer. Auf jeden Fall danke für deine Zeit und haut rein!

Ich wünsch euch allen, was ihr euch wünscht. Und hört mehr Musik und besucht so viele Shows, wie ihr könnt!