ASTPAI

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Auf KID DYNAMITEs Spuren

Die jungen Österreicher von ASTPAI sind auf der Suche nach dem ehrlichen, gesellschaftskritischen und rohen Hardcore. Auf ihrem aktuellen Album "Corruption Concealed (Under Deceptive Slogans)", erschienen bei Rise Or Rust Records, haben sie ihn meiner Meinung nach gefunden. Intelligente Texte, Tempo, Melodien und zwei großartige Sänger, ASTPAI haben all das und noch mehr. KID DYNAMITE, NONE MORE BLACK, PAINT IT BLACK und TRIAL BY FIRE sind die großen Vorbilder. Hinzu kommt bei ASTPAI eine tiefe Verwurzelung im D.I.Y.-Ethos, eine sympathische und erfrischend tolerante Sicht der Szene und das Herz, das man haben muss, um emotionalen Hardcore/Punk überhaupt auf diesem Niveau spielen zu können. An einem sonnigen Nachmittag im Wiener Volksgarten sprach ich mit Zock und Raynay über ihr großartiges neues Album, Hardcore im Allgemeinen und die Szene in Österreich.

Eure Musik und eure Texte sind sehr gesellschaftskritisch. Muss Hardcore eigentlich Stellung beziehen?


Zock: Ich finde, dass Hardcore gesellschaftskritisch sein sollte, wobei ich nicht finde, dass es immer in eine bestimmte Richtung gehen muss, wie es zugegebenermaßen bei uns vielleicht zeitweise der Fall ist, weil wir vieles aufzeigen und kritisieren. Ich komme in letzter Zeit immer mehr mit Bands in Berührung, die sich als "positive" bezeichnen und in eine andere Richtung gehen. Und zwar schon Kritik üben, aber in ihren Texten auch zum Ausdruck bringen, dass es nicht immer darum geht zu kritisieren, sondern auch darum, die Sachen selbst in die Hand zu nehmen. Das imponiert mir mittlerweile mehr als bloßes Kritiküben.


Heutzutage sehen sich ja viele Bands im Hardcore-Kontext, musikalisch gehen sie dann aber oft eher in Richtung kommerzieller US-EmoCoreMetal, was bei euch ja definitiv nicht der Fall ist. Machen ASTPAI den "richtigeren" Hardcore?

Raynay: Jeder macht die Musik, die ihm gefällt, und ist von den Bands beeinflusst, die er hört. Bei uns ist das diese KID DYNAMITE/TRIAL BY FIRE-Schiene. Ich glaube nicht, dass eine Band behaupten kann, dass sie jetzt den wahren Hardcore oder den wahren Emocore oder Screamo macht. Jeder macht, was ihm gefällt. Das Wichtige ist für uns, dass die Zusammenarbeit und die gegenseitige Unterstützung zwischen den Bands stimmen.

Zock: Ich finde die ewigen Diskussionen darüber, dass eine Band zwar behauptet, einem Genre anzugehören, aber eigentlich ganz andere Musik macht, sinnlos. Ich höre mir Musik an und dann ist diese Musik für mich einfach das, was ich dabei empfinde. Ich weiß nicht, wieso sich da manche Leute so auf Bezeichnungen festfahren. Dieses Beharren auf Genres ist irgendwie komisch.


Ihr habt gerade KID DYNAMITE angesprochen, die ja sehr stilprägend für euer aktuelles Album "Corruption Concealed" waren. Außerdem führt ihr Bands wie PAINT IT BLACK und NONE MORE BLACK als Einflüsse an. Wie begann die Faszination für diese Bands?

Raynay: Ich kam als Erstes zu NONE MORE BLACK, weil sie damals gerade auf Fat Wreck Chords herausgekommen sind. Von NONE MORE BLACK kam ich dann zu KID DYNAMITE, weil ja Jason Shevchuk von KID DYNAMITE bei ihnen singt. Dadurch wiederum bin ich zu PAINT IT BLACK gekommen und im Endeffekt entdeckte ich dann viele Jade Tree-Bands.


In letzter Zeit gibt es ja einige Bands, die den KID DYNAMITE-Stil pflegen, wie zum Beispiel die SHOOK ONES oder NEW MEXICAN DISASTER SQUAD. Ist es nicht eigentlich überflüssig, noch eine Band zu gründen, die genau in diese Richtung geht?

Zock: Das ist eine gute Frage. Für mich ist diese Art von melodischem Hardcore so verdammt wichtige, erfreuliche, erfrischende und anspornende Musik, dass es meiner Meinung nach nicht genug solcher Bands geben kann. Und da ist es egal, ob man einer Band schon bei der zweiten Nummer anhört, was ihre Haupteinflüsse sind. Wichtig ist, dass Texte und Inhalte stimmen.


Wie seht ihr die Hardcore-Szene in Österreich beziehungsweise den Gegensatz zwischen Wien und den österreichischen Bundesländern?

Zock: Unterschiede zwischen den einzelnen Szenen in den Bundesländern sehe ich eigentlich nicht. Es gibt in jedem Bundesland eine gewisse Kollektivarbeit und ein ähnliches Maß an Engagement. Was natürlich schon variiert, sind die jeweilig favorisierten Musikgruppen in jeder Bundeshauptstadt. Was mir auffällt, da ich von Zeit zu Zeit in Wien Konzerte veranstalte, ist, dass das jeweilige Szenepublikum meist an seine aktiven Mitglieder gebunden ist. Es gibt eine Hand voll Leute, die Shows machen und die sind dann auch gut besucht. Wobei es wahrscheinlich da auch an einem selbst liegt, wie szeneübergreifend man sich engagiert oder vor allem interessiert. Ich glaube, es ist immer ein Geben und Nehmen. Man muss einer Szene ein gewisses Ohr leihen und eine Anwesenheit und Unterstützung zeigen. Dann kommt das auch wieder zurück.


Was bedeutet D.I.Y. für euch?

Zock: D.I.Y. ist sehr, sehr wichtig für uns. Ich finde es vor allem gut, wenn man andere Leute in die eigene Arbeit miteinbeziehen kann. Einer ist eben gut im Layouts erstellen, der andere fotografiert. Es ist wichtig, so etwas einfließen zu lassen Unser CD-Cover ist zum Beispiel vom DIMITRIJ-Sänger gemacht worden. So ein D.I.Y.-Rahmen ist etwas sehr Gutes.

Raynay: Man behält bei D.I.Y. die Freiheit, zu entscheiden, mit wem man arbeitet und was genau gemacht wird, und vor allem, wie es gemacht wird.


Oft wird an der heutigen Hardcore-Szene kritisiert, dass sich ihre Mitglieder über Dresscodes wie T-Shirts, Haarschnitte etc. definieren. Ist es negativ zu sehen, dass in Subkulturen oft eine Art Uniform entsteht?

Raynay: Ich finde, in einem gewissen Grad trägt jeder eine Uniform, mit der ein Statement verbunden ist. Also ein Statement bezüglich einer Zugehörigkeit zu was auch immer. Man muss nicht unbedingt einen Iro, Tattoos und Piercings haben. Schon ein Bandshirt ist ein Statement. Eben, dass man zu einer Band steht und ihre Texte schätzt. Jemand, der zum Beispiel nur ein ANTIMANIAX-Shirt trägt, ansonsten aber nichts Auffälliges an sich hat, kann vielmehr szeneverbunden sein als jemand, der mit seinem Dresscode perfekt in das Klischee passt. Ich persönlich kümmere mich nicht darum, wie sehr sich Personen jetzt einem Dresscode unterordnen oder nicht.

Zock: Ich halte die Verurteilung von Dresscodes genauso überflüssig, wie die Verurteilungen im Zusammenhang mit Genre-Einordnungen einer Band.