AFI

Neben SICK OF IT ALL oder AGNOSTIC FRONT gibt es in den USA eine Menge anderer Hardcore-Bands, wie zum Beispiel AFI, die nunmehr schon seit knapp zehn Jahren existieren. Und obwohl sie mit Nitro Records eines der größeren Labels im Rücken haben, scheinen die Kids kaum Notiz von ihnen zu nehmen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass AFI bisher nur zweimal in Europa waren und beide Male als Support herhalten mussten. Wer sie auf der diesjährigen "Flying high across the sky"-Tour gesehen hat, weiss jedoch welches Potential in dem Quartett um Frontmann Davey Havok steckt. Bei dieser Gelegenheit führte ich in Münster mit Adam Carson (Drums) dieses Interview.

Erzähl uns erst mal wie AFI zustande kam, wie sich die Band über die Jahre entwickelt hat usw.


"Wir fingen mit AFI ´91 an, da waren wir noch in der High School und ziemlich gelangweilt, also entschieden wir uns, eine Band zu gründen. Wir hatten über die Jahre mehrere Leute am Bass und einen Wechsel an der Gitarre, so dass von den Gründungsmitgliedern nur noch Davey und ich übrig geblieben sind."

Wie stehst du denn zu den üblichen Klischeethemen wie "Unity" oder die angebliche Rivalität zwischen Ost- und Westküste?

"Also ich weiss nicht, wie das in Europa ist, aber in Amerika kann man meines Erachtens schon von "Unity" sprechen, so was wie ein gemeinsames Ziel, das alle haben die Hardcore mögen und spielen. Eine Art Gemeinschaft, wenn du so willst. Ich mag den Gedanken, dass verschiedenste Menschen gleiche Interessen und Ideale haben, die sie in ihrem Lebensstil äussern. So was wie Rivalität zwischen Ost- und Westküste gibt es nicht wirklich, ich meine, es gibt keine Gewalttätigkeiten, wie sie zum Beispiel in der Rap-Szene teilweise vorhanden sind. Im übrigen kann man auch musikalisch kaum noch zwischen Ost- und Westküste unterscheiden, wir hören uns meiner Meinung nach viel mehr wie eine Westküsten-Punkrockband als wie eine Ostküsten-Hardcoreband an. Es gibt bestimmt Bands, die sich nicht leiden können, aber das hat dann nichts mit der geographischen Distanz zu tun."

Auf "Black Sails in the Sunset" fällt mir persönlich die Nähe zu Gothic-Metal auf, sowohl in den Lyrics als auch musikalisch. Habt ihr ein Faible für solche Musik?

"Also ich mag Metal, aber ich weiss nicht, viele Leute erzählen mir, dass unsere Platte nach Metal klingt, aber ich finde das überhaupt nicht. Vielleicht haben die Leute diesen Eindruck, weil Davey diese eher untypischen dunklen, poetischen Lyrics singt, die auf einen bestimmten Einfluß von Bands wie BAUHAUS, THE CURE oder JOY DIVISION zurückzuführen sind. Aber wenn du mich fragst, dann empfinde ich Bands wie EARTH CRISIS oder andere NY-Hardcorebands als Metalbands. Sehr viele Leute wollen eine Band immer in eine bestimmte Schublade stecken, und ich denke, dass das bei AFI nicht so gut funktioniert, weil wir uns irgendwo in der Mitte bewegen: wir sind keine typische Harcore-, Metal- oder Punkrockband, und darum wissen sie nicht so recht, wo sie uns einordnen sollen."

Hat sich viel verändert seitdem ihr von Nitro gesignt wurdet und Dexter Holland mit THE OFFSPRING so erfolgreich wurde?

"Natürlich, durch den Erfolg von THE OFFSPRING konnte Dexter sein eigenes Label führen, aber das hat keine direkten Auswirkungen auf uns. Als wir zu Nitro kamen, lief das Label sehr gut, im Gegensatz zu unserem alten Label. Wir haben mit Nitro die Chance mehr Leute zu erreichen und konnten auch auf größeren Konzerten spielen, was vorher nicht der Fall war."

Wie denkst du denn über große Festivals wie die Vans Warped Tour oder Rock am Ring? Wär das was für euch, auch wenn das ganze nach Kohle scheffeln stinkt?

"Doch, warum nicht, ich würde ganz gerne mal auf diesen größeren Shows spielen, aber ich bevorzuge schon die kleineren Clubs, wo die Menge etwas überschaubarer ist. Aber ich denke, so große Shows können auch Spass machen, ich meine, so was muss man erst mal erleben, wenn die Energie von Tausenden Menschen freigesetzt wird und du auf der Bühne stehst. Was das Geld bei diesen Festivals angeht, verrate ich dir ein Geheimnis: nur wirklich große Bands bekommen auch großes Geld. Ich kann wirklich nicht behaupten, dass man als normale Band auf solchen Konzerten viel Geld verdient

Wie war denn die momentane "Flying high across the sky"-Tour mit SICK OF IT ALL und NO FUN AT ALL bis jetzt?

"Sehr gut. Mit solchen Bands wie SICK OF IT ALL oder MOLOTOV kommen auch eine Menge Kids zu den Shows, auch wenn bei unseren Auftritten die meisten noch draussen waren. Wir haben das Pech als erste Band aufzutreten, da die Kids bei dem Wetter natürlich lieber an der aufgebauten Skateramp den Skatern zugucken, die Sonne geniessen und Bier saufen. Aber es gab bis jetzt auf jeder Show eine Handvoll Kids, die uns angefeuert hat, von daher war die Tour bis jetzt wirklich gut."

Erzähl uns zum Abschluss doch mal was zu eurem neuen Album, das im September erscheint.

"Es ist sicherlich ausgereifter und ausgeglichener als unser letztes, aggressiver, aber gleichzeitig auch melodischer. Es werden sowohl schnelle, harte Songs als auch ruhigere Stücke auf der Platte vertreten sein, und ich glaube, es wird den Leuten gefallen. Es gibt auf jeden Fall keine grossen Überraschungen und jeder, der "Black Sails in the Sunset" mag, wird auch das neue Album mögen."

Danke für das Interview.