ALKALINE TRIO

Crimson CD

Oh, was ist aus der ALK3-Tradition geworden, im Albumtitel ein Wortspiel zu verbergen? "Crimson", das ist ganz simpel und eindeutig, aber es passt zu den 13 neuen Songs, denn die sind genau das auch. Mit Jerry Fin als Produzent entstanden, gehen Matt Skiba, Derek Grant und Dan Adriano auch 2005 unbeirrbar ihren Weg, machen weiterhin keinen Kinderpunk à la BLINK 182, noch geben sie sich dem plumpen Stadionrock hin wie GREEN DAY, sondern verlassen sich auf die Kraft, das Feuer ihrer Songs.

Die Stimme von Matt Skiba ist eben unverkennbar, die Art des Chorgesangs unwiderstehlich, das Songwriting typisch. Mit der auch als Single ausgekoppelten potentiellen Hymne "Time to waste" geht es los, ist sofort alles klar, bleiben für den devoten Fan keine Fragen auf, wie es weitergehen wird: wie gewohnt nämlich.

Hymnische, mitgröltaugliche Punk/Indierock-Smasher regieren das Feld, "Mercy me" auf Position 4 macht erneut alles klar, "yeah, yeah" singt man gerne mit und hat beinahe schon Tränen in den Augen vor Ergriffenheit, und verdammt, der Trick ist einfach, so was durchzuziehen, ohne billig oder plump rüber zu kommen.

Ich fürchte, ich bin im Falle von ALK3 einfach mehr Fan als Kritiker. Apropos Kritik: Auch wenn meine Vorab-CD ohne Texte auskommen muss, lässt sich doch ergründen, dass es bei "Prevent this tragedy" um den realen Fall der u.a.

von den SUPERSUCKERS und Henry Rollins thematisierten "West Memphis Three" geht, wo kranke Hinterwäldler-Staatsanwälte und fundamentalistische Richter drei Teenager wegen angeblich durch Rockmusik ausgelöster Ritualmorde zu lebenslanger Haft bzw.

zum Tode verurteilt haben. Ein dramatischer Song, der mit bombastischen Synthie-Streichern an der Grenze zum Kitsch aufwartet, was ihn mit dem wunderschönen "Sadie" verbindet, der Schmuse-Ballade des Albums, der auch mit einem an Streicher erinnernden, sanften Synthie-Teppich und schmachtenden Melodien aufwartet.

Das Lastenheft des Fans weißt in meinem Falle ganz klar an allen Positionen einen "Bestanden!"-Haken auf: eine gewisse Weiterentwicklung, aber auch Konstanz, gute Produktion, aber nicht zu Lasten der punkigen Härte, keine glatte Perfektion - alles bestens! (42:57) (9)