POISON THE WELL

You Come Before You LP/CD

Warum gibt es eigentlich niemand zu? POISON THE WELL sind nicht mehr die, die sie am Anfang gewesen sind, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass sich das Line-Up seit der EP "Distance Makes The Heart Grow Fonder" sehr geändert hat.

An allen Ecken und Enden hört man Dinge wie "Weiterentwicklung", schliesslich sind die Herren ja auch älter geworden, blablabla. Das kennt man ja. Aber die POISON THE WELL-AnhängerInnen der ersten Stunde werden mit dem vierten Werk "You Come Before You" so ihre Probleme haben.

Wenn sie es nicht schon mit dem Vorläufer "Tear From The Red" hatten, denn schon dort kündigte sich die sogenannte "Weiterentwicklung" an. Deshalb möchte ich mir auch den üblichen Hinweis auf den Majorvertragverkneifen, denn das ist wohl nur ein Grund von vielen für eine musikalische Veränderung.

Leider beweisen POISON THE WELL mit dem neuen Album genau wie viele andere Bands, dass New School-Hardcore ein sehr beschränktes "Genre" ist: fingen POISON THE WELL noch als grandiose Vorreiter genau diesen "Genres" an, besteht ihre "Weiterentwicklung" nur aus einer (viel zu) glatten Produktion und der Tatsache, dass alle Songs gleich klingen.

Man kann hier eigentlich noch nicht einmal anführen, dass die Jungs jetzt massenkompatibel sind, denn das entspricht nicht der Realität. Aber wo bitte schön ist die Ver-zweiflung geblieben? Wo ist das gewisse Etwas geblieben, der Funke, der beim Hören der EP und dem ersten Longplayer "The Opposite Of December" übergesprungen ist? Will sagen, die Einzigartigkeit inmitten von zig tausenden New-School Hardcore Bands? Streckenweise lassen sich dennoch gewohnte POISON THE WELL-Momente erkennen, wie z.B.

bei "Loved Ones" oder "Zombies Are Good For Your Health", jedoch plätschert das Album im Großen und Ganzen vor sich hin, klingt teilweise seltsam sphärisch und es fällt kaum auf, wenn ein neuer Song beginnt.

Natürlich heisst das weder, dass die Brutalität abhanden gekommen ist, noch dass das, was die Herren dort fabrizieren, schlecht gespielt ist. Im Gegenteil, man brüllt sich immer noch die Seele aus dem Leib (jedoch gibt es zu gleichen Anteilen sanftes Sing-Sang) und mit Sicherheit hat man in all den Jahren seine Instrumente besser beherrschen gelernt und sich diesbezüglich weiterentwickelt.

Wenn allerdings Originalität und Ehrlichkeit dabei verloren gehen, lässt sich über das Ergebnis wirklich streiten. (5/10)