Unverhofft kommt oft, und so erscheint doch tatsächlich Anfang März ein neues Album der "Urväter des Grunge", wie sie immer so schön genannt werden. Bereits 2002 konnten MUDHONEY mit "Since We've Become Translucent" anschaulich unter Beweis stellen, warum sie immer noch eine packende, unkonventionelle Rockband sind, die mehr zu bieten hat, als diese alberne Reduzierung auf Seattle und Grunge letztendlich vermitteln kann.
Mit Mark Arm, Dan Peters und Steve Turner präsentieren sich MUDHONEY besetzungsmäßig fast unverändert, auch wenn ihr Sound insgesamt "sanfter" geworden ist. Die Wildheit früherer Tage war schon auf "Since We've Become Translucent" einer Art Psychedelic-Rock mit gedrosselten STOOGES- und MC5-Brachialität und fast poppigen Harmonien gewichen, ohne dass die Band in irgendeiner Form angepasster oder konventioneller klingen würde, allerdings deutlich subtiler.
Das zeigen hier schon die vereinzelten souligen Bläser-Einlagen, auch wenn sich auf "Under A Billion Suns" an dem grundsätzlichen, kantigen und intensiven MUDHONEY-Sound nichts geändert hat, alleine schon aufgrund Turners psychotischem Gekeife, das den Wiedererkennungswert nach wie vor sichert.
Auch in textlicher Hinsicht hat man sich seinen bissigen Humor bewahrt, was man gut an Songs wie "Hard-On for war" sehen kann. "Under A Billion Suns" ist ein recht bodenständiges, wuchtiges Rockalbum geworden, das zeigt, wie souverän MUDHONEY gealtert und, ähm ja, gereift sind, ohne ihren Sound großartig zu verändern, was ja bei vielen anderen Bands gleichbedeutend mit Stagnation ist.
MUDHONEY anno 2006 haben ihren Fans immer noch genauso viel zu bieten wie MUDHONEY anno 1989, wenn nicht sogar noch mehr, und die nach ihrer doch recht schwachen Phase in den 90ern mit ihren Major-Platten wieder ein echtes kreatives Hoch erleben.
Wie sie sich mit diesem Album gegen den Hype-gewöhnten Zeitgeist behaupten können, sehen wir dann noch. (08/10)
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