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MUDHONEY

Digital Garbage

Eigentlich können sie ja gleichzeitig die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen auspusten: MUDHONEY und Sup Pop. Die Blaupause für alle Grunge-Bands der frühen Neunziger und das stilprägende Label aus Seattle feiern dieses Jahr beide ihren dreißigsten Geburtstag.

Und sie sind immer noch eng verbunden. Sänger und Gitarrist Mark Arm arbeitet aktuell als Warehouse Manager für das Label und darf die Kopien des neuen Albums „Digital Garbage“ selbst einpacken und verschicken.

MUDHONEY veröffentlichen 1988 ihr immer noch unerreichtes Debütalbum „Superfuzz Bigmuff“ bei Sub Pop und wechseln nach einigen erfolgreichen Jahren im Zuge des Grunge-Booms in den frühen Neunzigern zum Majorlabel Reprise.

Die vier Alben „Piece Of Cake“ (1992), „Five Dollar Bob’s Mock Cooter Stew“ (1993), „My Brother The Cow“ (1995) und „Tomorrow Hit Today“ (1998) gehören sicher nicht zu den kreativen Highlights in der Karriere der Band.

Doch anderen Grunge-Bands ist da schon längst die Puste ausgegangen. NIRVANA lösen sich 1994 nach dem Suizid von Kurt Cobain auf. ALICE IN CHAINS spielen 1996 ihr vorerst letztes Konzert in Ur-Besetzung mit Sänger Layne Staley, der sich auch umbringt.

Bei den SCREAMING TREES ist zur Jahrtausendwende Schluss. Reunions nicht ausgeschlossen. Weil auch bei MUDHONEY der kommerzielle Erfolg ausbleibt, werden Mark Arm, Steve Turner, Matt Lukin und Dan Peters 2001 von Reprise gedroppt und landen wieder im Heimathafen Sub Pop.

Album Nummer sechs, „Since We’ve Become Translucent“, ist dann das erste Album ohne Ur-Bassist Matt Lukin. Er wird durch Guy Maddison ersetzt. Der einzige Besetzungswechsel bis heute. Der Sound des Albums ist geprägt von Mark Arms Vorliebe für Psychedelic-Bands wie HAWKWIND.

Inzwischen haben MUDHONEY aber ihren typischen Sound gefunden und etabliert. Die letzten beiden Alben, „The Lucky Ones“ (2008) und „Vanishing Point“ (2013), wirken im Verbund mit dem zehnten Studioalbum „Digital Garbage“ fast wie eine Trilogie.

Rauhbeiniger Rock mit schrägem Humor, der immer wieder Ähnlichkeiten mit Proto-Punk-Ikonen wie MC5 oder THE STOOGES aufweist. Schräge, dissonante Gitarren, sumpfer Bass, stabil klopfendes Schlagzeug und eine Stimme wie Iggy Pop.

Längst ein Markenzeichen von MUDHONEY. Inhaltlich graben sich die Songs durch den riesengroßen Misthaufen der amerikanischen Realität. Wie ein Zerrspiegel der aktuellen Nachrichtenereignisse.

Fake News, Social Media, Schießereien in Schulen, rechte Aufmärsche, Paranoia und korrupte Politiker. Mark Arm lässt in seinen Texten nichts aus. Für einen Zyniker wie ihn sind die USA derzeit ein fruchtbarer Boden.

„Ich hätte wirklich gerne Songs darüber geschrieben, wie man einfach am Strand herumhängt“, sagt Arm. „aber das macht wahrscheinlich keinen tollen Rock aus.“