LIARS

They Were Wrong, So We Drowned LP/CD

Es hat manchmal Vorteile, wenn man auf dem gleichen Label ist wie die Leute, die man beklaut - da kann man schon auf dem "kleinen Dienstweg" verhindern, dass man für eine Kinderei die Ohren lang gezogen bekommt.

Die LIARS nämlich haben für die dem Album vorhergehende 3-Song-EP (neben dem Titelsong finden sich hier zwei Non-Album-Tracks) nämlich 1:1 das Artwork des EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN-Klassikers "Strategien gegen Architekturen" geklaut und mit Edding lediglich die alten Songtitel ausgestrichen und ihre eigenen darüber geschrieben.

Beim Cover wurde sogar aus dem EN-Logo ein Hexe auf dem Besen, passend zum Titel. Ja, das sieht ganz nach den bekifften Faxenmachern aus, als die ich die LIARS beim Interview nach dem SUICIDE-Konzert in Berlin erlebt habe.

Nur zwei Wochen nach der EP erschien Ende Februar dann das zweite Album der New Yorker, und wenn ich das handgekritzelte Info, das hier beiliegt, richtig verstehe, ist "They Were Wrong..." sowas wie ein Konzept-Album zum Thema Hexen, entstanden tief in den Wäldern Nordamerikas um den 31.

April, die Walpurgisnacht herum, wobei - nomen est omen - man bei den LIARS ja nie so recht weiß, woran man ist. Interessant wiederum ist auch, dass hier - nach dem Coverklau bei der EP - noch eine zweite Deutschland-Verbindung besteht, denn Zentrum des Hexenkultes bzw.

der Hexenfoklore ist, das schreiben die LIARS auch, der Brocken im Harz. Das Ganze wiederum klingt wie das hauseigene "Liars Witch Project", wer weiß schon, was wahr ist. Und so beeindruckt ich schon von den drei EP-Songs war, gerade vom Titel-Track, einem sich beinah unhörbar gerierenden Song mit viel Gezirpe und irrer Rhythmik, so begeistert bin ich auch vom gesamten Album, das mich in seiner kompromisslosen Eigenständigkeit, nicht aber musikalisch an THE MARS VOLTA oder TRAIL OF DEAD erinnert.

Die LIARS strafen mit ihrem zweiten Longplayer all jene Lügen, die angesichts des 2002 grassierenden Hypes um junge, neue Bands aus Williamsburg, Brooklyn vermutet hatten, hierbei handle es sich um eine Eintagsfliege, und schufen ein monolithisches, beeindruckendes, von seltsamen Klängen, Geräuschen und Rhythmen geprägtes Werk, das sich eigentlich nur in seiner Gesamtheit erschließt.

Massiv! (40:32) (09/10)