Kaum eine Skinhead-Band bekommt es heute noch hin, Oi!-Punk so hymnisch und mitreißend zu spielen wie einst COCK SPARRER in ihren besten Zeiten, meist legen die Bands mehr Wert auf möglichst rauhbeiniges Gegröle zu Stümper-Rock als auf wirklich gute Melodien und gute Songs.
Zum Glück gibt es aber auch noch ein paar wenige Ausnahmen von dieser Regel, und GIMP FIST aus England sind eine davon, haben es geschafft, mit ihrem neuen Album klar zum Ausdruck zu bringen, wie man seinen Vorbildern THE CLASH, THE RUTS und COCK SPARRER wirklich Ehre zuteil werden lässt und nicht nur auf deren Pfaden herumstümpert.
Textlich geht es auf dem neuen Album von GIMP FIST immer wieder um die „Zustände“: Um die lieben Mitbürger, die dummes Nazigesindel ohne Haare nicht von einem ordentlichen Skinhead unterscheiden können („Skinhead not Bonehead“), um geplatze Träume („The place where I belong“), um selbstgefällige Engländer, die gerne „Ausländer“ oder sonstwen für die Probleme verantwortlich machen, aber die Schuld an dem Niedergang des Landes nicht bei sich selbst suchen („A country fit for heroes?“), um die Überwindung, die es kostet, sich nicht provozieren zu lassen und einer sinnlosen Prügelei aus dem Weg zu gehen („Walk away“), um die Zweifel daran, ein Kind in die Welt zu setzen („No fun“), Unity („Common ground“), Zusammenhalt statt weiterer gesellschaftlicher Spaltung („Sign of the times“), Jugendgewalt („Another victim“) oder die Verarsche seitens der Regierenden („Betrayed“).
Keine neuen Themen, aber die positive, unaggressive, manchmal auch resignative Art, wie diese Themen vorgetragen werden, zeugen von großer Reife seitens der Beteiligten. Keine plumpen Aufrufe gegen irgendwen und irgendwas, sondern reflektierte Betrachtungen fast ohne Pathos, die man sich genau durchlesen sollte.
Und genauso gut sind die 14 Songs von GIMP FIST auch musikalisch: mal mit Saxophon-Begleitung, auch mal mit Reggae-Beat, meist aber einfach nur straighter, hymnischer Punkrock mit heiserem Gesang, der äußerst mitreißend ist.
Für mich ganz klar die beste Platte aus dieser Richtung seit langem.
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