Mit ihrem neuen Album „The Place Where I Belong ...“ auf Sunny Bastards Records haben mich die Engländer GIMP FIST voll erwischt: Unglaublich mitreißender Punkrock mit Saxophon-Einsprengseln, sowie Ska- und Reggae-Parts, der an die großen Helden der späten Siebziger und frühen Achtziger erinnert. Ich stellte Bassist Chris ein paar Fragen.
Lass uns am Anfang anfangen.
Die Band besteht aus Jonny, Gesang und Gitarre, Michael, Drums, und mir, Chris, am Bass. Wir haben uns 2004 gegründet, als Side-Project der Ska-Band, in der wir zusammen spielten. Irgendwie zog es uns aber mehr in Richtung unserer Punk-Wurzeln, was den anderen in der Ska-Band nicht gefiel, und als dann ein paar Monate später – das war im Mai 2005 – die Ska-Band am Ende war, widmeten wir uns nur noch GIMP FIST.
Das mit der Ska-Band erklärt etwas, wieso ihr so versiert und traditionell Punkrock mit Ska und Reggae verbindet. Mich erinnert das an THE CLASH und NEWTOWN NEUROTICS – leider gibt es heute nur wenige Bands, die diese beiden Stile richtig gut kombinieren.
Für uns passen Reggae und Punk einfach gut zusammen, und das liegt daran, dass Reggae im Grunde jamaikanischer Punk ist. Beide Musikrichtungen kommen von der Straße, und viele Reggae-Songs drehen sich textlich um die gleichen Themen wie im Punk, etwa um den Existenzkampf der Arbeiterklasse, Unterdrückung und das Eintreten für seine Überzeugungen. Natürlich gibt es offensichtliche Ähnlichkeiten zwischen uns und THE CLASH, aber der Hauptgrund für uns, selbst Reggae-Songs zu schreiben, war „Jah war“ von THE RUTS. Und uns gefallen auch die Reggae-Songs der ANGELIC UPSTARTS, hör dir nur mal „I understand“ an, was für ein großartiges Lied! Außerdem zeichnen sich beide Stile durch ihre Einfachheit aus, was hilft, sie zu kombinieren. Da gibt es keine komplizierten Strukturen oder angeberische Soli, sondern nur schöne Melodien über einer Hand voll Akkorde. Beide Genres funktionieren nur mit Leidenschaft und stehen übermäßigen musikalischen Fähigkeiten ablehnend gegenüber. Tja, und warum gibt es heute nicht mehr solche Bands? Vielleicht liegt es an der nötigen Leidenschaft, die aufzubringen neuen, jungen Bands schwer fällt.
Ihr habt immer wieder mal ein Saxophon dabei – ein schreckliches Instrument, wenn man es falsch einsetzt, aber sehr reizvoll, wenn man es richtig macht, in dieser speziellen Art der Achtziger.
Das ist das Saxophon von Lizzy, einer guten Freundin – und sie war mit uns in der Ska-Band, die ich eben erwähnte. Als wir den Song „Another victim“ schrieben, war der Saxophon-Part noch eine Gitarren-Line, die Jonny geschrieben hatte. Je länger wir den Song aber mit der Gitarre probten, desto klarer wurde uns, dass das mit einem Saxophon noch viel besser klingen würde. Dabei haben uns wiederum STOMPER 98 beeinflusst, eine unserer Lieblingsbands. Die ermutigten uns, es auch mal mit einem Saxophon zu versuchen.
Auf dem neuen Album findet sich ein Song namens „A country fit for heroes?“. Worum geht es da?
In dem Lied geht es um unser Land und den miesen Zustand, in dem es sich befindet. Die Leute machen lieber andere für die Probleme verantwortlich, aber nie sich selbst. Sie warten darauf, dass die Politiker irgendwas ändern und dafür zu sorgen, dass alles wieder gut wird, und dabei sind es ihre eigenen Kinder, die mit Pistolen und Messern durch die Straßen ziehen. Die rechte BNP, die British National Party, erfreut sich immer größerer Beliebtheit, denn es ist ja so leicht, die Einwanderung für die Probleme in unserem Land verantwortlich zu machen, anstatt die Ursachen bei sich selbst zu suchen. In Wahrheit sind die allermeisten Einwanderer hart arbeitende Menschen, die oft die Jobs machen, die von den Engländern selbst als zu niedrig oder schlecht bezahlt angesehen werden. Die leben dann lieber von der Sozialhilfe, als sich etwas Stolz zu bewahren und für ihr Geld zu arbeiten.
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