Vier Jahre haben sich TSOOL Zeit gelassen mit ihrem neuen Album, vier lange Jahre, in der es die Band um Ebbot Lundberg endlich gelang, den Status des ewigen Geheimtips abzulegen. Aber bei dieser Band geht eben alles etwas langsamer: Erst Jahre später wurde ihr ‚95er Debüt "Welcome To The Infant Freebase" überhaupt außerhalb Schwedens veröffentlicht, sogar erst nach dem zweiten Album "Extended Revelations" von 1998, so als schäme man sich beim Label für die Band.
Und auch bei "Behind The Music" schien außerhalb Schwedens noch niemand auf offizieller Seite so recht an die Band glauben zu wollen, die zu diesem Zeitpunkt aber schon längst ein heiß geliebter Geheimtip geworden war, vor allem, aber nicht nur, bei Leuten, die sich an Ebbot & Co.
noch aus Zeiten der legendären Vorgängerband UNION CARBIDE PRODUCTIONS erinnerten. Solche Fans, darunter OASIS, waren es, die der Band zu Shows und Touren verhalfen, die Band in den USA etablierten, wo sie in den letzten Jahren auch reichlich tourte, leider viel mehr als hierzulande.
Fans, wie man eigentlich automatisch einer wird, wenn man diese Band intensiv hört, die eine der ganz, ganz großen Ausnahmebands dieser Tage ist, die noch lange nicht die Größe erreicht hat, die ihr zusteht.
Jetzt, mit dem vierten Album "Origin (Face 1)", könnte der endgültige Durchmarsch doch noch stattfinden, die Welt ist bereit für TSOOL. Naja, okay, zumindest die Welt der Rockmusikhörer über 25, denn wer wie ich Anfang Juli die jämmerlichen Publikumsreaktionen des Teenie-Publikums beim 1Live-Festival mitbekommen musste, wo die Band zwischen (abgefeierten) Null-Combos wie SPORTFREUNDE STILLER und 2RAUMWOHNUNG auftreten musste, der sieht das schon etwas realistischer.
Teenies stehen dann eben doch nicht auf dicke, alte Männer mit Bart, die handgemachten Rock machen. Aber was sich auch dort schon zeigte: die neuen Songs, zumindest die drei, vier, welche die Schweden spielten, gingen schon beim ersten Hören ins Ohr, ein Beleg für die Fähigkeit der Formation, wirklich Songs, Unikate zu schreiben, die man bereits beim ersten Takt wiedererkennt.
Und so ging es mir dann auch mit diesem Album: gehört und sofort begeistert gewesen, von Songs wie dem eher ungewöhnlichen "Big time" (die erste Single, mit seltsamen elektronischen Effekten), vom sehnsuchtsvollen "Believe I've found", von "Transcendental suicide" oder dem hymnischen "Unless you're heading for a breakdown" - Tracks, bei denen ich schon jetzt, da ich sie erst vor zwei Wochen erstmals hörte, das Gefühl habe, sie schon seit Jahren zu kennen.
Eine Band, die auf dieser Platte, aber auch auf der Bühne, so hell strahlt, dass man meint, das ließe sich kaum mehr steigern und müsse unmittelbar in einer Supernova enden - und die dann doch noch heller wird.
Und so habe ich an diesem Album, an diesem Dzutend Songs, nur eines auszusetzen: Ich weiß nicht, was da jetzt noch kommen soll. (54:39) (10/10)
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