KASSIERER

Sanfte Strukturen

Ich weiss noch genau, wie ich in den Anfangstagen des Ox eines schwarzen Tages plötzlich eine Platte mit dem Titel „Sanfte Strukturen“ von einer Band namens DIE KASSIERER im Briefkasten hatte. Tja, und dann legte ich die Platte auf - und war schockiert! Tabubruch! Schmutz! Perversion! Zynismus! Ferkeleien! Ich spielte die Platte in meinem Freundeskreis vor, erntete komische Blicke dafür, und erst als ich später der Schwäbischen Alb den Rücken zukehrte und gen Ruhrpott zog, sollte ich mit den KASSIERERN, die schliesslich aus Bochum kommen, in Kontakt geraten: erst musste ich ihre Konzerte sehen/hören/ertragen, dann auch noch die Bekanntschaft der Bandbelegschaft machen und erkennen, was es mit dieser Band so auf sich hat...

Nein, an dieser Stelle schweigt des Sängers Höflichkeit, ich nehme mein Zeugnisverweigerungsrecht in Anspruch. Aber um auf den Punkt zu kommen: wie bei EISENPIMMEL, übrigens gute Bekannte der Bochumer, gibt es im Falle der KASSIERER ausserhalb des Ruhrgebiets nicht selten gewisse Rezeptionsschwierigkeiten, was eigentlich kaum erklärlich ist, ist die Band doch auch nach Ansicht der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften Kunst, und die darf ja wohl alles.

Jetzt hat Teenage Rebel Records die grosse, wunderbare Tat vollbracht, das erste Album von ´89 im CD-Format wiederzuveröffentlichen und noch ein Stück der ´87er-7“ sowie Liveaufnahmen von ´85 dazuzupacken, und ich muss sagen, die KASSIERER waren eben schon immer ganz, ganz gross.

Sofort kaufen und Hits wie „Tot, tot, tot“, „Downtown“, „Anarchie und Alkohol“ und „Schiffchen“ mehrmals am Tag hören, unbedingt.