KASSIERER

Physik

2010 scheint das Jahr der alten „Ruhrpottrecken“ zu sein: LOKALMATADORE, EISENPIMMEL und nun die mächtigen KASSIERER veröffentlichen zu ihren Jubiläen jeweils ein schickes neues Album. Das Dreigestirn der Punkrock-Fäkal-Lyrik ist somit komplett.

Da es im wirklichen Leben immer um den ersten Platz auf dem Treppchen geht, will ich meine persönlichen Favoriten nennen: EISENPIMMEL befinden sich dieses Jahr auf ihrem Zenit und sind in Sachen Kreativität und Radikalität nicht zu toppen, obwohl der aufgesetzte Ruhrpottslang manchmal nervt.

Dafür nervt bei den KASSIERERN ihr Wiederholungsspagat zwischen Punkrock-Anspruch, Satire und Kleinkunst. Sicher, von den Texten und auch vom Intellekt sind hier sehr weltoffene Geister und Denker unterwegs, nur manchmal klingt das einfach zu bemüht (aber gewollt!) auf die liebe Deppenszene heruntergebrochen.

Lustig auf Knopfdruck funktioniert nicht immer, und wenn sie klauen, klauen sie bei sich selbst. Natürlich gibt es einige Songs, die einfach nur Kopfschütteln verursachen und ihre einmalige Klasse erstrahlen lassen.

Was einfach fehlt, ist ein richtiger „Hit“, der ohne Kommentar wie eine Bombe wirkt, obwohl es einige Kandidaten gibt, die nahe heranreichen. Dass sie selbst bei Stagnation alle normalen und Genregrenzen sowieso sprengen, dürfte klar sein, und was machen die ganzen Punker nur, wenn es sie nicht mehr geben wird, denn Nachwuchs ist auch in millionenfacher Entfernung nicht in Sicht.

Sie gehen ihren sehr individuellen Weg, haben sich per Gerichtsbeschluss selbst unantastbar gemacht, und als Gesamtkunstwerk sind sie einfach phänomenal. Ehre, wem Ehre gebührt!