HANS-A-PLAST

s/t

2005 wurde die erste Platte (wie auch die anderen) von HANS-A-PLAST auf CD neu aufgelegt, kurz darauf kam die erste Vinylvariante des des Debüts seit zig Jahren. Die erste Auflage von 7.000 Stück erschien einst auf dem Krautrock-Label Lava, die zweite dann auf No Fun, und damit erreichte man (angeblich) die schwindelerregende Auflagenhöhe von 225.000 Stück.

Re-Force, das Hannoveraner Label aus dem GIGANTOR-Umfeld, veröffentlichte 2005 1.000 Stück, davon 300 in nachtleuchtendem Vinyl, komplett mit Reproduktion des A5-Textheftes. Das ist auch schon wieder 13 Jahre her, und so ist nun eine erneute Neuauflage raus via Colturschock aus Hamburg, bekannt für besonders detailgenaue Rereleases.

1.000 handnummerierte Exemplare gibt es, Booklet ist auch dabei – und Labelboss Colt merkt an: „Als Erbsenzähler muss ich noch kurz was zur Wiederveröffentlichung anmerken: Wir haben erstmals die Reihenfolge auf dem Backcover und Label richtig angeordnet.

,Monopoly‘ stand fälschlicherweise immer auf der B-Seite. Leider haben wir aber einen kleinen Formfehler übernommen: Auf dem Backcover und im Booklet heißt Titel A5 ,Ich bin hungrig‘ und auf dem Label steht ,Teenage Traum‘.

Ist tatsächlich in der Vergangenheit auch nie berichtigt worden.“ 1978 in Hannover gegründet, hatten HANS-A-PLAST ihren ersten Auftritt auf dem No Fun-Festival, und nachdem Sängerin Annette im Winter eingestiegen war, nahm der Fünfer das erste, titellose Album auf, auf dem sich so brillante Songs finden wie „Rock’n Roll Freitag“, „Für ’ne Frau“, „Starfighter“, „Rank Xerox“ oder „Was tun wenn es brennt“.

Als musikalische Vorbilder werden immer wieder X-RAY SPEX erwähnt, und wirklich bemerkenswert ist an HANS-A-PLAST, dass sie eine in thematischer Hinsicht außergewöhnlich Band waren, weil wie bei keiner anderen aus ihrer Generation explizit Frauenthemen angesprochen wurden.

Im oft auch mal machohaft auftretenden (deutschen) Punkrock dieser Zeit findet man zwar gerne mal pubertäre Fantasien, aber Songs wie „Lederhosentyp“, „Für ’ne Frau“ oder „Ich bin hungrig“ (oder „Sicherheit“ von der zweiten Platte) sind in der Direktheit ihrer Aussage schon einzigartig und nahmen das, was 15 Jahre später als Riot Grrrl-Thematik wahrgenommen wurde, weit vorweg.

Auch politisch nahmen HANS-A-PLAST kein Blatt vor den Mund, etwa in „Rank Xerox“ über die Terroristenhysterie in der Folge des Deutschen Herbstes oder in „Polizeigeknüppel“ über eben Bullengewalt.

Die erste Platte hatte sich schon über 10.000 mal verkauft, über die Jahre kamen die ersten beiden Alben sogar auf zusammen über 120.000 Exemplare, die Musikpresse überschlug sich vor Begeisterung, es entstand ein ziemlicher Wirbel um die Band.

Die zog sich daraufhin etwas zurück, und es dauert bis 1983, dass das neue, dritte Album „Ausradiert“ erschien. Da war die Neue Deutsche Welle in voller Fahrt, und auch wenn HANS-A-PLAST mit den meisten dieser Bands weder musikalisch noch thematisch etwas verband, wurden sie doch in einen Topf geschmissen, freilich ohne dass die Band davon wirklich profitieren konnte.

„Nur“ 10.000 Stück des doch etwas glatteren, aber auf keinen Fall nichtssagenden Albums wurden verkauft, und bald darauf war es vorbei mit HANS-A-PLAST.