1978 in Hannover gegründet, hatten HANS-A-PLAST ihren ersten Auftritt auf dem No Fun-Festival, und nachdem Sängerin Annette im Winter eingestiegen war, nahm der Fünfer das erste, titellose Album auf, auf dem sich so brillante Songs finden wie „Rock’n Roll Freitag“, „Für ’ne Frau“, „Starfighter“, „Rank Xerox“ und „Es brennt“. Als musikalische Vorbilder wurden und werden immer wieder X-RAY SPEX erwähnt, und wirklich bemerkenswert ist an HANS-A-PLAST, dass sie eine in thematischer Hinsicht außergewöhnliche Band waren, weil hier explizit Frauenthemen angesprochen wurden. Im oft auch mal machohaft auftretenden (deutschen) Punkrock dieser Zeit findet man zwar gerne mal pubertäre Fantasien, aber Songs wie „Lederhosentyp“, „Für ’ne Frau“, „Ich bin hungrig“ oder „Sicherheit“ von der zweiten Platte sind in der Direktheit ihrer Aussage einzigartig und nahmen das, was 15 Jahre später als Riot Grrrl-Thematik wahrgenommen wurde, vorweg. Auch politisch nahmen HANS-A-PLAST kein Blatt vor den Mund, etwa in „Rank Xerox“ über die Terroristenhysterie in der Folge des Deutschen Herbstes, in „Polizeigeknüppel“ über eben Bullengewalt oder in „Machtspiel“ von der eigentlich auch titellosen, aber meist als „2“ betitelten Nachfolgeplatte von 1980/81. Die erschien auf dem Label No Fun Records, das die Band kurz zuvor zusammen mit dem bis heute umtriebigen Musikjournalisten Hollow Skai gegründet hatte und auf dem Platten von Bands wie ROTZKOTZ, DER MODERNE MAN, MYTHEN IN TÜTEN oder BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS veröffentlicht wurden. Die erste Platte hatte sich bereits über 10.000 mal verkauft, über die Jahre kamen die ersten beiden Alben sogar auf zusammen über 120.000 Exemplare, die Musikpresse überschlug sich vor Begeisterung, es entstand ein ziemlicher Wirbel um die Band. Die zog sich daraufhin etwas zurück, und es dauert bis 1983, dass das neue, dritte Album „Ausradiert“ erschien. Da war die Neue Deutsche Welle in voller Fahrt, und auch wenn HANS-A-PLAST mit den meisten dieser Bands weder musikalisch noch thematisch etwas verband, wurden sie doch in einen Topf geschmissen, freilich ohne dass die Band davon wirklich profitieren konnte. „Nur“ 10.000 Stück des doch etwas glatteren, aber auf keinen Fall nichtssagenden Albums (man höre sich nur mal das antiklerikale „Sacco di Roma“ an) wurden verkauft, und bald darauf war es vorbei mit HANS-A-PLAST. Nachdem 2005 alle Alben neu aufgelegt worden waren und das Debüt 2018 als LP auf Colturschock wiederveröffentlicht worden war, hat nun Tapete Records die drei Alben einer Rundumerneuerung unterzogen. Der Zeitpunkt ist günstig, Sängerin Annette Benjamin aktuell mit DIE BENJAMINS wieder aktiv und der Name HANS-A-PLAST wird öfter erwähnt als in all den Jahren zuvor, was wiederum auch etwas damit zu tun hat, dass das Thema der Sichtbarkeit nicht-männlicher Personen im (Punk)Rock derzeit so stark diskutiert wird wie nie zuvor.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Triebi Instabil
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Wolfgang Wiggers
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #58 Februar/März 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #169 August/September 2023 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Joachim Hiller