In Zeiten, da in Tübingen ein durchgeknallter Staatsanwalt (und Ex-Hippie, wie man der taz entnehmen konnte) einen jungen Menschen mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz als Aufnäher schlimmer verfolgt als man dies in Ostdeutschland mit Nazi-Schlägern tut, da die Staatsanwaltschaft Stuttgart mit einer Binde vor dem rechten Auge Punk-Mailorder wegen des gleichen "Deliktes" verfolgt und gleichzeitig ein alter Nazi wie Filbinger von den CDU-Bonzen in Baden-Württemberg hofiert wird, da ist es durchaus ein Risiko, solch eine CD neu aufzulegen, denn (politische) Kunst haben deutsche Staatsanwälte ja noch nie verstanden.
Und so steckt die Neuauflage des dritten RESIDENTS-Albums, das 1976 erschien, in einem schwarzen Pappschuber, auf dass niemand, der nicht versteht, worum es hier geht, mit 30 Jahren Verspätung noch einen Bann über diese Platte spricht.
Drinnen, im als Hardcover gebundenen Booklet, finden sich dann nämlich reichlich Hakenkreuze, wurde hier doch das gesamte Original-Artwork abgedruckt, das die Experimental-Band zu ihrem sich um das Thema Rock'n'Roll und Faschismus drehenden Konzeptalbum mit den beiden Titeln "Swastikas on parade" und "Hitler was a vegetarian" erstellt hatte.
Anfang der Neunziger jedenfalls war die Staatsanwaltschaft schnell dabei, eine CD-Neuauflage dieses Albums zu beschlagnahmen, womit das Konzept der RESIDENTS, das Recht auf zensurfreie Meinungsäußerung auf die Probe zu stellen, auch Jahre nach wütenden Protesten gegen eine mit Hakenkreuzen arbeitende Schaufensterdeko in Berkeley erneut aufgegangen war.
Im Rahmen dieser Rezension freilich auf die Details des Konzeptes dieses Albums einzugehen, das sprengt den Rahmen, und dafür gibt es schließlich die ausführlichen Linernotes hier im Booklet, in denen das Album in seinem historischen Kontext erklärt wird, zwischen Zensur, politischer Kunst, Provokation, Rock'n'Roll - und Humor.
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