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OHL

Das Salz in der Wunde

Niemals werde ich so weit gehen, OHL-Boss Deutscher W in die Falle zu tappen, ihn rechter Umtriebe zu zeihen. Das macht der eifrige kleine Antifaschist und Punk-Szenepolizist gerne, und schießt dabei von seinem Holzweg aus so zielsicher am Köln-Leverkusener Punk-Urgestein vorbei, wie es Deutscher W tut, wenn er zum wiederholten Male im Booklet die längst zu Polit-Kokolores erklärte Hufeisentheorie aufleben lässt mit dem ersten Teil seines Glaubensbekenntnisses „OHL bekämpft jede Form von politischem Extremismus und religiösem Fanatismus“ und im Infoteil des OHL-Facebook-Profils schreibt „Rechte, linke und religiöse Systeme, die sich zur Staatsform erheben, haben nur die Unterdrückung und Manipulation des Volkes zum Ziel.“ Deutscher W ist eben alles, nur kein Faschist.

Er hasst (über die Wortwahl würde er wohl mit mir streiten) alle Religionen, was mir eigentlich genauso geht, und er hat aus seiner Ablehnung von linkem Kitsch wie rechter Scheiße auch noch nie einen Hehl gemacht.

Würde man dem typischen Szenepolizisten die Texte des aktuellen OHL-Albums „Das Salz in der Wunde“ ohne Quellenangabe vorlegen, würde wohl nur ein politisch und philosophisch sehr geschulter Textexeget in der Lage sein, dem Verfasser einen Strick daraus zu drehen.

„Der rechte Rand“ ist eine klare Ansage, wo der Feind steht, „Die Schwachen“ taugen höchstens dazu, eine gewisse Tendenz zu darwinistischer Denke zu unterstellen, „Deutschland steh auf“ kann man nur mutwillig missverstehen, „Ernstfall“ klagt den militärindustriellen Komplex an, und das alles mit Ws klassischem Gesangsstil vorgetragen, die Musik eher düsterer Hardrock als Deutschpunk.

Wo liegt dann also das Problem mit OHL? Als im Juli 2019 in Deutschland bei zwei Gelegenheiten ein Rabbiner bespuckt wurde, mutmaßlich von Menschen muslimischen Glaubens, postete Deutscher W am 31.07.

im OHL-Profil unter Verlinkung zweier Berichte zu den Vorfällen (ZDF, Süddeutsche) den Satz „Es wird mal wieder Zeit, THE CURE zu hören ... KILLING AN ARAB.“ Und ganz egal, wie oft Deutscher W dann noch was zu den Geschwistern Scholl oder sonst wie Grundrichtiges postet, wer einen solchen Post raushaut wie den zitierten, den verstehe ich nicht (mehr).

Religion grundsätzlich abzulehnen macht einen nicht zum Antisemiten, zum Islamophoben, aber „Killing an Arab“ zu posten? Seine Antwort damals lautete: „Wenn nicht eine Punkband provoziert wer dann? Und der rechte, patriotische und deutschtümelnde Dreck bekommt von mir die gleichen Statements ab ...

immer schon! Das ist und bleibt meine Philosophie und wird sich (leider/zum Glück) nicht ändern.“ Deutscher W, so simpel mache ich es mir, ist unterm Strich dann eben doch nur ein Typ mit der gleichen Wutbürger-Mentalität wie 99,9% der Social.Media-Schmierer – jenen Leuten, von denen er sich doch so gerne abgrenzen möchte.

Meine Empfehlung an Dirk Windgassen: Einfach mal die Fresse halten im entscheidenden Moment. Auch das macht die Welt ganz punktuell zu einem besseren Ort.