OHL

Jenseits von Gut und Böse LP

Nachdem Teenage Rebel sich schon seit Jahren darum gekümmert hat, die Platten von OHL sowohl im Vinyl- wie im CD-Format neu aufzulegen, gibt es jetzt endlich auch die beiden letzten der fünf klassischen Rock-O-Rama-Alben in Neuauflage.

"Verbrannte Erde" erschien 1983 und Deutscher W ging hier in den Texten von "Spionage" und "Roter Terror" erneut in die Vollen, erfüllte das Klischee vom "Kommunistenfresser" und stellte sich damit gegen den linken Mainstream der Punk-Szene, zeigte sich in anderen Texten gewohnt zweideutig ("17.

Oktober", "Neue Macht") und schaffte vor allem eines: zu polarisieren. Gut finden muss man das auch heute noch nicht, aber mit 20, 25 Jahren Distanz sieht man vieles differenzierter, und OHL sind nun mal ein wichtiger Teil der deutschen Punk-Geschichte.

Waren sie allerdings mit "Verbrannte Erde" noch Vertreter des "Hardcore-Punks" gewesen, änderte sich das mit "Jenseits von Gut und Böse" von 1986: Nun gehörte ein Synthesizer zur Instrumentierung, und es zeichnete sich eine musikalische Entwicklung ab, die Deutscher W, der die Band ein Jahr später auflösen sollte, dann mit DER FLUCH aufgriff: Zum Hardcore-Punk gesellte sich ein düsterer, halliger Goth-Rock-Touch, was dem Trend der Zeit entsprach, man denke nur an RAZZIAs ungewöhnliches Album "Ausflug mit Franziska" aus dem gleichen Jahr, und einige Lieder sind sogar beinahe schon poppig-melodiös.

Textlich ist dieses Album wesentlich "zahmer", viel weniger polemisch und stattdessen nachdenklicher - dazu passte dann irgendwie gar nicht, dass die "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften" 1987 das sechs Jahre zuvor erschienene Debüt "Heimatfront" indizierte.

Nach diesem Album war es also erstmal vorbei mit OHL, der Herr W ging studieren, und erst 1993 folgte die Reunion.