In Sachen NAPALM DEATH bin ich ein ziemlicher Spätzünder. Bis zum Erscheinen von „Diatribes“ im Jahre 1996 habe ich die Birmingham-Legende eigentlich mehr oder weniger ignoriert. Ich hatte zwar hier und da mal was gelesen über die Band, aber das war es dann auch schon.
Erst die Veröffentlichung genannter Platte sollte schließlich mein Interesse wecken und das eigentlich auch nur, weil in den Reviews immer wieder das Wort „Groove“ fiel und ein gewisser Colin Richardson an deren Entstehung beteiligt war, jener Produzent, der bereits solche Dampfwalzen wie „Burn My Eyes“ von MACHINE HEAD und „Demanufacture“ von FEAR FACTORY in Sachen Klang veredelte.
Aus meiner Sicht konnte das nur gut werden, also zog ich los und habe mir das Album blind gekauft. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich mein Exemplar der limitierten Edition aus dem Zellophan wickelte, die äußerst billige Papphülle kritisch beäugte und mich anschließend tierisch darüber aufregte, dass die aus meiner Sicht versprochene zusätzliche Bonus-EP nicht enthalten war.
Wäre mein Englisch damals besser gewesen, dann hätte ich wohl gemerkt, dass nicht die EP, sondern lediglich ein CD-Halter zur Unterbringung selbiger gemeint war, sollte man in Erwägung ziehen, sich jene zu kaufen.
Ja, auch so lässt sich natürlich Geld machen. Die Musik zündete zu allem Überfluss zunächst auch nicht richtig. Ich wollte bleischwere Grooves, so wie in den Reviews versprochen, doch sollte sich herausstellen, dass ich darunter offenbar etwas anderes verstand.
Klar, den erwarteten wuchtigen Sound, den bekam ich, manche Songs rockten auch amtlich die Hütte, oftmals erging sich die Band jedoch in rabiatem Geballer, welches nicht so ganz den richtigen Nerv bei mir treffen wollte.
Heute sieht das gänzlich anders aus: Ich habe, wenn auch spät, die Klasse dieser Band erkannt und zähle „Scum“ und „Enslavement To Obliteration“ zu meinen All-time-Faves. Ob „Apex Predator – Easy Meat“ sich dort irgendwann einreiht, wird die Zeit zeigen.
Fest steht: die Platte lässt viele, vor allem jüngere Genrekollegen recht alt aussehen und zeigt eindrucksvoll, dass NAPALM DEATH auch nach annähernd dreißig Jahren längst nicht zum alten Eisen gehören.
Hat man den als Intro agierenden noisig-schrägen Titelsong hinter sich gebracht, geht die Scheibe direkt in die Vollen. Die Band prescht sich durch 13 weitere Songs, von denen lediglich fünf die Drei-Minuten-Grenze überschreiten und zeigt dabei überdeutlich den eigentlichen Gedanken hinter Grindcore auf, nämlich die Kombination von Hardcore, Punk, Metal und Geschwindigkeit.
Vieles, das heute unter dieser Bezeichnung läuft, ist doch im Grunde nur extrem schneller Death Metal. NAPALM DEATH als Urväter dieses Sounds zeigen, wie es richtig geht! „One eyed“ ab Minute 1:42 ist der vertonte Wahnsinn!
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